Er war gern unterwegs. Am liebsten reiste er in fremde Länder, vor allem aber dorthin, wo er sich als Seismologe, als Erdbebenforscher, betätigen konnte. In dieser Wissenschaftsdisziplin gehörte er weltweit zu den anerkanntesten Forschern: Peter Bormann. Am 11. Februar starb er, nicht in seiner Heimat, sondern in Brasilien.
Eine schwere Krankheit führte ihn in den vergangenen Jahren immer wieder in wärmere Regionen Europas, Latein- und Südamerikas. Der lebensfrohe, tatenkräftige und stets seinen Mitmenschen zugewandte Kleinmachnower war interessiert an vielen Dingen dieses Lebens, an den wissenschaftlichen und schöngeistigen. Seine große Liebe galt aber auch immer wieder der Fotografie. Mit ihr hat er vor allem die Schöpfung in ihrer Schönheit und in ihren Eigenheiten im Blick gehabt und sie oftmals dokumentiert. Auch zu seiner eigenen Freude. Wie viele Bilder mögen während seiner ausgedehnten Reisen entstanden sein?
Der 1939 in Nordhausen Geborene studierte im sächsischen Freiberg Geophysik. Nach dem Examen ging Bormann als Erdbebenforscher an das seismologische Observatorium Moxa bei Jena. Von dort führte ihn sein Weg nach Potsdam, an das Zentralinstitut für Physik der Erde der DDR. Dort hat er das Institut für Erdbebenforschung aufgebaut und verantworte die wissenschaftliche Planung der DDR-Antarktisstation „Georg Förster“. Nach seiner Übernahme in das Deutsche Geoforschungszentrum (GFZ) hat er vor allem Trainingskurse zur Erdbebenkunde und Erdbebenrisiko weltweit durchgeführt.
Damit hat er weltweite Anerkennung gefunden. „Für Generationen von Seismologen/innen, insbesondere in Entwicklungsregionen, sind die Trainingskurse mit ihrem Leiter Peter Bormann und dessen profunden seismologischen Kenntnissen, seinem faszinierenden Engagement für die Sache und seiner einzigartigen Fähigkeit, Wissen zu vermitteln, zu einer wichtigen Stütze in ihrer eigenen fachlichen und beruflichen Entwicklung geworden“, schrieb in einem Nachruf das GFZ, das seinen Sitz in Potsdam hat. Aus diesen Trainingskursen heraus ist unter der Leitung von Peter Bormann das „New Manual of Observatory Practice“ entstanden, ein Lehrwerk für seismologische Observatorien weltweit, das heute als eines der wichtigsten Werke für die Ausbildung von Seismologen gilt.
Als Bormann 2004 in den „Ruhestand“ ging, war er weiterhin in Sachen Seismologie unterwegs, wurde von Universitäten und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen zu Trainingskursen und Vorträgen eingeladen. Einen weiteren bedeutenden Beitrag zur schnellen präzisen Magnitudenbestimmung starker Erdbeben entwickelte er in den vergangenen zehn Jahren. Mit diesem neuartigen Verfahren konnte ein Durchbruch in der Tsunamifrühwarnung erreicht werden. Es gehört zu seinen besonderen wissenschaftlichen Vermächtnissen, weil es in der Lage ist, Leben zu retten. Klaus Büstrin
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