
© Andreas Klaer
Beschädigt, zerstört, neu erbaut: Die Geschichte der Potsdamer Synagoge
Potsdams Innenstadt hat wieder eine Synagoge. Die erste Synagoge am Platz der Einheit wurde in der Pogromnacht beschädigt, in der „Nacht von Potsdam“ zerstört, später abgerissen. Die Historie im Überblick.
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Am Donnerstag ist die neue Synagoge in der Potsdamer Innenstadt feierlich eröffnet worden. „Nur wenn Jüdinnen und Juden sich in Deutschland ganz zu Hause fühlen, nur dann ist dieses Land ganz bei sich“, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und versprach: „Deutschland bleibt ein Zuhause für Jüdinnen und Juden. Dafür stehe ich persönlich und dafür tritt die Mehrheit aller Deutschen – das versichere ich Ihnen – ein.“
Etwa im Jahr 1740 wurde in Potsdam die erste jüdische Gemeinde gegründet. Das Areal für die erste Potsdamer Synagoge erwarb die Gemeinde 1765. Es ist das Grundstück auf dem Wilhelmplatz (heute Platz der Einheit) neben der Post. Das erste Gebetshaus wurde am 18. Dezember 1776 geweiht.
Am 8. September 1802 erfolgte die Weihe für den frühklassizistischen Nachfolgebau, der wiederum von der am 17. Juni 1903 geweihten größeren neobarocken Synagoge abgelöst wurde. In den von den Nationalsozialisten initiierten November-Pogromen 1938 wurde die Inneneinrichtung des Gotteshauses zerstört. Eine Brandstiftung unterblieb, da ein Übergreifen der Flammen auf die benachbarte Post befürchtet wurde. Die Post übernahm das intakte Gebäude als Posthörsaal.
Der alliierte Bombenangriff in der „Nacht von Potsdam“ am 14. April 1945 hinterließ schwere Zerstörungen an dem Gebäude. Die noch erhaltene Fassade wurde 1957 auf Drängen des Rates der Stadt Potsdam abgerissen.

© Hans Weber
Nach 1990 entstanden in Potsdam zwei jüdische Gemeinden, die Jüdische Gemeinde Potsdam und die Gesetzestreue Jüdische Gemeinde. Im März 2005 wurde der Bauverein Neue Synagoge Potsdam e.V. gegründet. Im selben Jahr vereinbarten das Land Brandenburg und die jüdischen Gemeinden im Staatsvertrag den Bau der Synagoge.
Ende 2008 wurde ein Realisierungswettbewerb für den Neubau ausgeschrieben, den der Entwurf des Berliner Büros Jost Haberland für sich entschied. Die Planungen wurden bis zur Baugenehmigung und den ersten Ausschreibungen durchgeführt. Doch es folgte ein jahrelanger Streit zwischen den jüdischen Gemeinden. Daraufhin verfügte der damalige Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) 2011 einen Baustopp – und die Pläne lagen jahrelang auf Eis.
Der Grundstein für die Synagoge wurde im November 2021 gelegt. Das Synagogenzentrum in der Nähe des Landtags wurde von dem Architekten Jost Haberland entworfen. Das Land Brandenburg hat die Baukosten in Höhe von rund 17,5 Millionen Euro finanziert. Die Zentralwohlfahrtsstelle hat mit der Jüdischen Gemeinde Stadt Potsdam, der Synagogengemeinde Potsdam, der Gemeinde Adass Israel und der Gemeinde Kehilat Israel ein Nutzungskonzept entwickelt. (mit epd/dpa)
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