
© Sebastian Gabsch
Potsdam: Hippodrom wird eingezäunt
Der verwilderte Park auf dem Privatgrundstück soll saniert und mit einem Zaun abgesperrt werden. Noch immer verhandelt die Stadt Potsdam mit dem Eigentümer, welche Bedingungen für die öffentliche Nutzung gelten sollen.
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Nauener Vorstadt - Die gute Nachricht zuerst: Schon in diesem Sommer soll in Potsdam eine lange vernachlässigte, historische Gartenanlage wiederhergestellt werden. Es geht um das sogenannte Hippodrom in der nördlichen Parkanlage der Villa Jacobs am Jungfernsee. Das bedeutet auch, dass die bisher als Wald öffentlich zugängliche Fläche dort eingezäunt wird. Das geht aus einer Beschlussvorlage der Stadtverwaltung hervor, die bereits in den nächsten Tagen in den entsprechenden Fachausschüssen besprochen und bei der Stadtverordnetenversammlung am 5. Juli beschlossen werden soll, und die Potsdams Baubeigeordneter Bernd Rubelt (parteilos) am Dienstag vor Journalisten vorgestellt hat.
Kern ist ein städtebaulicher Vertrag, in dem sich der Eigentümer der originalgetreu rekonstruierten Persius-Villa – der Architekt Stefan Ludes – verpflichtet, die historische Parkanlage auf seinem Grundstück wiederherzustellen und an bis zu acht Tagen im Jahr für Besucher zu öffnen. Außerdem beteiligt er sich an den Kosten für den Wiederaufbau des sogenannten Königswegs – einer historischen Wegeverbindung von der Fritz-von-der-Lancken- Straße Richtung Jungfernsee nördlich des Hippodroms. Der Weg soll 2019 fertig sein. Die Stadt sichert sich mit dem Vertrag auch die Uferwegeflächen. Der dort verlaufende öffentliche Uferweg soll perspektivisch denkmalgerecht auch für den Fahrradverkehr ausgebaut werden können.
Neue Pläne für ein Brandenburger Denkmal
Beim Hippodrom handelt es sich um einen Rundweg als zentrales Element einer im 19. Jahrhundert vom Hofgärtner Hermann Sello nach Plänen Peter-Joseph Lennés angelegten Gartenanlage der Villa Jacobs. Die historische Gartenanlage ist nach jahrzehntelanger Vernachlässigung verwildert. Auch wenn es derzeit praktisch unsichtbar ist, steht das Hippodrom seit 2013 auf der Landesdenkmalliste.
Dieser Umstand hat maßgeblich dazu beigetragen, dass das ursprüngliche Vorhaben von Stadtverwaltung und einigen Stadtverordneten gescheitert ist, den Eigentümer zu weiteren Konzessionen zu bewegen. Eigentlich hatten die Stadtverordneten im Frühjahr 2015 nämlich den Beginn eines Bebauungsplanverfahrens beschlossen. Doch das Verfahren geriet – zumindest für den Bereich des Hippodroms – nach langwierigen Diskussionen und Ausschusssitzungen ins Stocken.
Der Grundgedanke damals: Im Gegenzug für die Umwandlung des Areals von privatem, aber frei zugänglichem Wald in eine private Grünanlage sollte der Eigentümer verpflichtet werden, den wiederhergestellten Park später auch öffentlich zugänglich zu machen und sich an den Kosten für einen öffentlichen Geh- und Radweg über das Areal zu beteiligen. Ein entsprechender städtebaulicher Vertrag lag schon im Mai 2016 vor.
Forstbehörde kommt Stadt Potsdam zuvor
Doch im Bauausschuss gab es Widerspruch: Vertreter der SPD verlangten unter dem Eindruck des Konflikts um den Pfingstberg, dass das Hippodrom häufiger für die Öffentlichkeit zugänglich sein sollte. Man wolle einen zweiten Fall Döpfner verhindern, sagte der Stadtverordnete Pete Heuer (SPD). Auch die Linke reagierte ablehnend: Der Stadtverordnete Michél Berlin meinte, wenn der Eigentümer nicht kooperiere, belasse man es eben bei dem Wald. Selbst wenn die Stadt derzeit nicht die Möglichkeit habe, die Gartenanlage selbst zu sanieren, sei das nicht für alle Zeiten ausgeschlossen.
Tatsächlich hatte der Eigentümer jedoch noch eine andere Möglichkeit, vor der auch Stadtplanungschef Andreas Goetzmann schon vor mehr als einem Jahr gewarnt hatte: Der Eigentümer konnte die Umwandlung des Waldes auch bei der Landesforstbehörde beantragen. Nachdem es mit der Stadt keinen Fortschritt gab, wurde dieser Antrag im Dezember 2016 gestellt. Im April stimmte die Landesbehörde zu. Ein Nein ihrerseits wäre auch schlecht möglich gewesen: Schließlich hatte das Landesdenkmalamt das Hippodrom als Gartendenkmal eingestuft, dessen Wiederherstellung somit Priorität hat. Einen Bebauungsplan braucht der Eigentümer damit nicht mehr, um mit der Rekonstruktion des Parks zu beginnen, was er nach Aussage der Stadt noch in diesem Sommer vorhat – daher die Eile bei der Beschlussvorlage.
Einschränkungen bei Vandalismus
Zugeständnisse vom Eigentümer hat die Taktik der Mehrheit im Bauausschuss jedenfalls nicht erreicht. Im Gegenteil: Im ersten Entwurf war der Königsweg noch als Geh- und Radweg ausgewiesen. Nun nur noch als Gehweg. Wegen der Gegebenheiten vor Ort – es gibt eine steile Stelle – wird er nicht barrierefrei sein, darauf wies Bauverwaltungsmitarbeiterin Viola Holtkamp hin. Der Weg führt auch nicht mehr direkt bis zum Seeufer, sondern biegt ab zum Ende einer Sackgasse auf dem Areal des Campus Jungfernsee. Die Stadt hält den Königsweg dennoch für wichtig, weil er eine fußläufige Verbindung zwischen zwei neuen Wohngebieten schafft.
Potsdams Baubeigeordneter Bernd Rubelt sieht den nun vorgelegten städtebaulichen Vertrag dennoch als eine gute Grundlage, die darin vorgesehene Öffnung des Areals an acht Tagen sei ein Beginn: „Das kann sich auch entwickeln.“ Der Vertrag sieht indessen auch vor, dass die Öffnung eingeschränkt werden kann, sollte sich herausstellen, dass Vandalismus zum Problem wird oder das Angebot nicht ausreichend angenommen wird.
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