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Von Hella Dittfeld: Hohe Dunkelziffer bei Diabetes 2. Diabetiker-Tag im St.Josefs-Krankenhaus:

Trotz guter Betreuung bleibt Krankheit oft unentdeckt

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Innenstadt - Die Ansage ruft Erstaunen hervor: „Diabetiker dürfen alles essen“, sagt der Ärztliche Direktor des St. Josefs-Krankenhauses, Prof. Dr. Eckart Frantz. Dahinter steckt nicht nur medizinische Kompetenz, sondern auch Erfahrung und ein neues Behandlungskonzept. Es wurde am Samstag beim 2. Diabetiker-Tag, zu dem das Krankenhaus anlässlich des Weltdiabetestages am 14. November eingeladen hatte, vorgestellt. Themen waren auch bewährte Behandlungskonzepte bei Diabetes mellitus, die Früherkennung der Krankheit und vor allem die Hilfe zur Selbsthilfe.

„Der Patient muss unser Kooperationspartner sein“, sagte Prof. Frantz, „dann sind die Erfolge bei der Bekämpfung der Krankheit sehr viel effektiver“. Was nützten die besten Diätpläne, wenn sie mit den Ernährungsgewohnheiten des Patienten nicht übereinstimmen und er sie deshalb auch nicht einhalte. Deshalb sei man von den strengen Diätvorschriften abgerückt und propagiere die These: Alles ist erlaubt. „Wir erkundigen uns nach dem bisherigen Speiseplan des Diabetikers und stellen dann gemeinsam Regeln auf“, erklärte Prof. Frantz das Konzept.

Die Fachvorträge zu all den Begleiterscheinungen der Krankheit wie dem oft vernachlässigten diabetischen Fuß, Spätkomplikationen im Bereich der Nieren oder Folgeerkrankungen an Herz, Kreislauf und Gehirn trafen beim Diabetiker-Tag auf großes Interesse. Dr. Holger Langreck beispielsweise ging speziell darauf ein, was die Diabetes und ihr zu spätes Erkennen so gefährlich macht. Der Hintergrund: Trotz eines guten Betreuungsnetzes in Potsdam, zu dem unter anderem fünf diabetische Schwerpunktpraxen und eine Reihe speziell ausgebildeter niedergelassener Ärzte sowie medizinische Versorgungszentren gehörten, gebe es bei Diabetes noch immer eine hohe Dunkelziffer. „Wir entdecken bei der Behandlung von Gefäßerkrankungen jede Woche einen Fall von noch nicht bekannter Diabetes“, sagt Prof. Frantz. 20 Prozent der im St. Josefs-Krankenhaus behandelten Patienten hätten Diabetes. Die Zusammenarbeit zwischen den Klinikeinrichtungen und den niedergelassenen Ärzten bezeichnete Frantz als gut, übte aber Kritik an den Krankenkassen. Es gebe eine Reihe neuer Medikamente, die von den Ärzten gern zum Wohle der Patienten angewendet würden, doch das deutsche Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IGWiG) tue sich bei der Zulassung oft schwer. Frantz sprach die Hoffnung aus, dass die Bundesregierung in ihrer neuen Zusammensetzung vielleicht Änderung anrege.

Die Diabetes-Patienten haben die Informationen durch Fachleute im St. Josefs-Krankenhaus angenommen und oft auch die Gelegenheit zu ganz persönlichen Nachfragen genutzt. „Wir hatten beim 2. Diabetiker-Tag mehr als doppelt so viele Besucher wie beim ersten“, resümierte Frantz. So solle das Informationsangebot zu einer festen Einrichtung des Krankenhauses werden.

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