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Sanierung in Potsdam: Holländisches Viertel ist fast fertig

1992 wurde das Holländische Viertel zum ersten Sanierungsgebiet der Stadt erklärt. 35,6 Fördermillionen später ist das Areal wieder hergerichtet worden – nun soll das Großprojekt offiziell abgeschlossen werden.

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Innenstadt - Die Lage schien aussichtslos: 1991 standen im Holländischen Viertel mehr als die Hälfte der Wohnungen leer, viele Häuser waren völlig unbewohnbar. 1992 wurde das Areal dann formal zum ersten Potsdamer Sanierungsgebiet erklärt. Mehr als zwanzig Jahre und 35,6 Millionen Euro an Fördergeldern später ist das heute als Touristenmagnet geltende Viertel durchsaniert. Nun zieht die Stadtverwaltung entsprechende Konsequenzen: Der Status Sanierungsgebiet soll zu großen Teilen aufgehoben werden, damit läuft die Förderung für das Gebiet weitestgehend aus.

Das Vorhaben müssen die Stadtverordneten noch absegnen, Details wurden am Montag vor Journalisten vorgestellt. Es handele sich um eines der ersten fertigen Sanierungsgebiete in Brandenburg, hieß es dabei. Eine der wichtigsten Auswirkungen der Status-Änderung sei, so Stadtsprecher Jan Brunzlow: Hauseigentümer, die noch keine Ausgleichsbeträge für die Maßnahme gezahlt haben, werden nun zur Kasse gebeten. Es handelt sich den Angaben nach um rund 900.000 Euro, zwei Millionen hat die Stadt schon eingenommen. Das Geld werde für Maßnahmen in jenem Bereich am Bassinplatz verwendet, der vorerst noch Sanierungsgebiet bleibt – unter anderem soll das Umfeld der Französischen Kirche verschönert werden.

Vor allem hat die regionale Wirtschaft profitiert

Insgesamt fiel das Fazit positiv aus: Die Bausubstanz der bekannten roten Ziegelhäuser habe weitestgehend erhalten werden können, so Sigrun Rabbe von der kommunalen Sanierungsträger GmbH. Ebenso habe man das historische Pflaster in dem Viertel erneuern können, zudem wurden mehr als 200 Bäume gepflanzt. Gegenüber 1992 habe sich die Zahl der Gewerbebetriebe auf mehr als 330 verdreifacht. Mittlerweile würden 744 Wohnungen als Erstwohnsitz genutzt, weitere 50 dienen ihren Nutzern als zweites Refugium.

Unterstützt wurde die Sanierung unter anderem mit 35,6 Millionen Euro aus diversen Fördertöpfen, etwa vom Bund und vom Land. Rabbe sagte, jeder dabei eingesetzte Euro habe Folgeaufträge für mindestens sechs Euro ausgelöst. Vor allem die regionale Wirtschaft habe von den Aufträgen profitiert, hieß es. Zugleich sei der Verkehr in dem Viertel eingeschränkt worden.

Verfall zu DDR-Zeiten

Zu DDR-Zeiten war das Viertel dem Verfall preisgegeben. Bei der Pressekonferenz wurden auch Bilder aus dem Jahr 1991 gezeigt, als das Holländische Viertel noch kein Sanierungsgebiet war: Zu sehen waren verfallene Bauten mit zersprungenen Fenstern, daneben lagen aufgetürmte Schuttberge. Nach der Wiedervereinigung 1990 war bei mehr als 50 Prozent der Grundstücke unbekannt, wem sie tatsächlich gehörten. Baudezernent Matthias Klipp (Grüne) würdigte das Engagement, angesichts dieser sehr schwierigen Ausgangslage überhaupt mit der Sanierung begonnen zu haben: „Hut ab vor diesen Pionieren.“

Das Viertel gilt als größtes zusammenstehendes Bauensemble und Kulturdenkmal holländischen Stils außerhalb der Niederlande in Europa. Es wurde zwischen 1733 und 1742 unter Leitung des holländischen Baumeisters Johann Boumann erbaut. Hintergrund: Zum Ausbau seiner Garnisonsstadt Potsdam brauchte Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. gut ausgebildete Handwerker – im Nachbarland Holland wurde er fündig. Für sie ließ er dann auch das Viertel bauen.

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