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Babelsbergs Medienstadt aus der Vogelperspektive. Das Studio-Gelände liegt zwischen August-Bebel-Straße und Großbeerenstraße direkt neben dem Filmpark mit seinem Vulkan (r.). Gegründet wurde das Filmstudio vor 97 Jahren.

© Studio Babelsberg

Von Sabine Schicketanz: Hollywood auf Europäisch

Babelsberg schließt neue Film-Partnerschaft und verhandelt mit Ex-Bond Pierce Brosnan / Stadt sucht Flächen für Studio-Erweiterung

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Babelsberg - Das deutsche Hollywood will europäischer werden: Studio Babelsberg, das vor allem mit großen US-Filmen für Furore sorgt, stellt die Weichen für die Produktion von mehr europäischen Filmen in Potsdam. Dafür hat das Traditionsunternehmen eine strategische Partnerschaft mit dem Pariser Filmverleih „Celluloid Dreams“ und den Münchner Filmfinanzierern „clou partners“ geschlossen. Die gemeinsame Gesellschaft heiße „The Manipulators“, sagte Studio-Vorstandschef Carl L. Woebcken den PNN am Rande der Berlinale.

Ihr erstes Filmprojekt stehe bereits fest: „Waiting for Azrael“ von Marjane Satrapi und Vincent Paronnaud. Der Film soll im Sommer gedreht werden, er basiert auf dem Comic „Chicken with Plums“ und erzählt von einem Musiker, der sterben will, weil seine Frau seine Laute zerbrochen hat. In Wahrheit jedoch leidet der Mann, weil er seine große Liebe verloren und nun durch Zufall wiedergetroffen hat. Wer die Hauptrollen spielt, steht noch nicht fest.

„TheManipulators“ soll die Auslastung der Studiohallen in Babelsberg weiter verbessern, so Woebcken. Das Studio, das mit 33 Prozent an der Gesellschaft beteiligt sei, werde vor allem die Herstellung der Filme übernehmen. „Celluloid Dreams“ – der Verleih hat auch den Berlinale-Eröffnungsfilm „Tuan Yuan“ produziert – sei für die Filmstoffe und den Vertrieb, „clou partners“ für die Finanzierung zuständig. Eine große Investition sei für die neue Partnerschaft zunächst nicht nötig gewesen. „Es ist eine 25 000-Euro-GmbH“, so Woebcken.

Die erste strategische Partnerschaft von Studio Babelsberg läuft bereits erfolgreich. Ende 2008 investierte das börsennotierte Unternehmen zehn Millionen US-Dollar in ein 15-Filme-Paket des Hollywood-Produzenten und Erfinders der „Matrix“-Trilogie Joel Silver und seiner Genre-Sparte „Dark Castle“. Derzeit werden Film zwei und drei des Pakets in Babelsberg produziert: „The Apparition“ mit „Twilight“-Star Ashley Greene und „Unknown White Male“ mit Liam Neeson und der Deutschen Diane Kruger.

Außerdem verhandele Studio Babelsberg mit Hollywood-Star und Ex-Bond-Darsteller Pierce Brosnan über einen gemeinsamen Film, sagte Studio-Chef Woebcken. „Es ist ein bekannter Stoff, und Babelsberg könnte der Partner sein.“ Allerdings lägen die Rechte noch bei einem großen US-Studio. Brosnan hatte vor einem Jahr in Babelsberg für Roman Polanskis Thriller „The Ghost Writer“ vor der Kamera gestanden, der jetzt im Berlinale-Wettbewerb läuft. Außerdem gebe es gewachsene Kontakte zu Brosnans Produktionsfirma „Irish Dreams“ mit Sitz in St. Monica im US-Bundesstaat Kalifornien, so Woebcken.

Weiter vorangeschritten seien die Gespräche über ein Babelsberg-Projekt allerdings mit Lloyd Phillips, der bereits die im Studio gedrehten Filme „Inglourious Basterds“ von Quentin Tarantino und „The International“ von Tom Tykwer mitproduzierte. Mit Phillips verfolge das Studio einen Filmstoff, der in Babelsberg „von Anfang an entwickelt“ worden sei, sagte Woebcken. Derzeit liefen Verhandlungen mit den Hauptdarstellern.

Unterdessen sucht die Stadt Potsdam Flächen für eine Erweiterung der Babelsberger Studios. Diese müssten in der Nähe des Studiogeländes an der August-Bebel-Straße liegen und eine gute Verkehrsanbindung haben, sagte der städtische Medienbeauftragte Gerhard Bergfried. Hintergrund ist vor allem der Konflikt zwischen Studio und dem benachbarten Filmpark Babelsberg. Dem Filmpark gehören die Flächen, auf denen sich die berühmte Kulissenstraße „Berliner Straße“ und die Kostüm- und Requisitenfunden befinden. Die Mietverträge mit dem Studio seien zunächst bis 2013 verlängert worden, sagte Bergfried – doch es müsse eine dauerhafte Lösung gefunden werden. Außerdem gerät das Studio bereits jetzt an Kapazitätsgrenzen, wenn mehrere Filme parallel produziert werden.

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