
© Andreas Klaer PNN/Andreas Klaer
„Ich habe den Weihnachtsengel gespielt“: Pflegerin Elisabeth Diemer umsorgt Heiligabend in Potsdam ältere Menschen
An den Festtagen arbeiten? Für die Potsdamer Pflegekraft Elisabeth Diemer ist das selbstverständlich. Hier erzählt vom besonderen Weihnachtszauber und einem geretteten Weihnachtsbaum.
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Wenn Elisabeth Diemer am 24. Dezember zu ihren Patientinnen und Patienten radelt, ihnen ihre Tabletten gibt, die Kompressionsstrümpfe anzieht, sie duscht und ihnen ihr Mittag kocht, dann ist dies kein gewöhnlicher Arbeitstag.
„Ich mache gern am 24. Dezember Dienst, da ist eine ganz besondere Luft“, sagt die Pflegedienstleiterin der Sozialstation der Potsdamer Volkssolidarität.
An den Weihnachtstagen steht weniger die Pflege im Vordergrund, sondern viel mehr der Kontakt mit den älteren Menschen. „Manche haben keine Familie. Sie kommen nur mit uns in Kontakt“, sagt die gelernte Pflegefachkraft. Sie sieht es als ihre Aufgabe, es den Pflegebedürftigen in dieser Zeit besonders schön zu machen.
Ein Weihnachtsengel in der Pflege
An einen Heiligabend erinnert sie sich ganz genau. Als sie ein älteres Paar besuchte, fiel ihr der fehlende Weihnachtsbaum auf. Die Herrschaften erzählten, dass sie jedes Jahr einen hätten, in diesem Jahr aber ihre Kinder nicht kämen und sie allein keine Kraft hätten, einen zu kaufen. Kurz entschlossen ging Elisabeth Diemer los und kaufte einen Weihnachtsbaum. Die Kugeln lagen längst bereit.
„Das gehört für mich zu Weihnachten und zum Beruf dazu. Da habe ich den Weihnachtsengel gespielt“, sagt die 55-Jährige. Zweimal habe sie auch Pflegebedürftigen Weihnachtsgeschenke besorgt. Manchmal stecken ihr Patientinnen und Patienten zu Heiligabend fünf oder zehn Euro zu – für das nächste Grillfest des 17-köpfigen Teams.
Einige Patientinnen und Patienten sagen über die Weihnachtstage den Pflegedienst ab, bei manchen springen die Verwandten ein. Aber: „Der Patient, der sein Frühstück braucht, braucht es auch am 24. und 25.“
Zwei Pflegekräfte sind an den Feiertagen von Potsdam-West bis Golm unterwegs und betreuen bis zu 60 Pflegebedürftige. Der zweite Weihnachtsfeiertag, wenn die Familien abgereist sind, sei wiederum ein normaler Tag. Die Weihnachtsstimmung ist vorbei.
Sie arbeitet gern Weihnachten
Für Elisabeth Diemer ist es eine Selbstverständlichkeit, am 24. und 25. Dezember zu arbeiten. Alle zwei Jahre, immer dann, wenn sie mit ihrem Mann und den erwachsenen Kindern nicht die eignen Eltern besucht, trägt sie sich für die Vormittage ein. „Wir sind Christen, am Nachmittag gehen wir in die Kirche“, sagt die gebürtige Ravensburgerin.

© Andreas Klaer PNN/Andreas Klaer
In diesem Jahr ist Diemer bis zum 23. Dezember im Dienst und übernimmt dafür die Schichten zu Silvester und Neujahr. Sie schwärmt vom Neujahrsmorgen, wenn sie zu den Patientinnen und Patienten radelt: „Da ist die Stimmung in der Stadt eine andere. Die Stadt ist total still.“ Viele der Pflegebedürftigen bekommen hingegen wenig von Silvester mit und ärgern sich nur über die Böllerei.
Trotz der Wochenend- und Feiertagsarbeit und des krankheitsbedingten Personalengpasses im Team seit Sommer sagt die Potsdamerin: „Die Pflege war immer mein Wunsch und ist es auch heute noch.“ Nach dem Abitur 1990 hat sie sich ausbilden lassen, seit 1998 arbeitet sie in der ambulanten Pflege, seit 2010 in Potsdam.
In diesem Jahr ist die Weihnachtsstimmung aufgrund ihrer hohen Arbeitsbelastung etwas gedämpft. Dann erzählt sie vom Chor in einem Potsdamer Pflegeheim, mit dem sie im Advent auftritt. Gemeinsam mit den Älteren singen, nicht selten mit Tränen in den Augen: „Solche Momente brauche ich.“ Elisabeth Diemer ist eben doch ein Weihnachtsengel.
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