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Stargast: Die amerikanische Popsängerin Jennifer Rush unterstützt die Potsdamer Parkinson-Gala am 20. November.

© Promo

Von Thorsten Metzner: „Ich kenne da kein Pardon“

Plötzlich war die Krankheit in der eigenen Familie: Nun bereitet der Potsdamer Unternehmer Stephan Goericke Deutschlands erste Parkinson-Benefizgala in der Landeshauptstadt vor

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Jetzt heißt es erst einmal Klinken putzen, bei Händlern in der Potsdamer Innenstadt, bei Firmen in der Region. „Es ist ein mühseliges Geschäft“, erzählt Stephan Goericke, 37 Jahre, Unternehmer aus Potsdam. Dann fügt er, halb Scherz, halb im Ernst hinzu: „Die Leute fangen schon an, die Straßenseite zu wechseln, wenn sie mich sehen. Aber ich kenne da kein Pardon, da muss einfach jeder mitmachen.“

Nein, locker lässt Goericke nicht. Er bereitet gerade mit ein paar Freunden Brandenburgs, wahrscheinlich sogar Deutschlands erste „Parkinson Gala 2010“ vor. Mit dem Benefiz-Abend am 20.November im Potsdamer Kongresshotel soll die Entwicklung neuer, alternativer Bewegungstherapie-Möglichkeiten für Parkinsonkranke in der Fachklinik Beelitz-Heilstätten unterstützt werden. Mit den Erlösen aus der Tombola, den Eintrittskarten, Spenden, an sich ein bekanntes Konzept. Stargast des Benefiz-Abends, für den Regierungschef Matthias Platzeck die Schirmherrschaft übernommen hat, ist Jennifer Rush.

Nur, dass eben kein Konzern, keine altehrwürdige medizinische Fachgesellschaft-Gesellschaft, kein großer Verein der Veranstalter ist, sondern Goericke selbst. „Man redet viel über Alzheimer, Darmkrebs, Aids“, sagt Goericke. Aber Parkinson, mit rund 300 000 Betroffenen in Deutschland eine der häufigsten Erkrankungen des zentralen Nervenssystems, bei der der Körper von vor allem Menschen ab einem Alter von 50 Jahren nach und nach nicht mehr gehorchen will, Bewegungen immer schwerer Fallen, Arme und Beine plötzlich machen, was sie wollen, „kennt kaum einer.“

Goericke ging es ja selbst so, bis vor zehn Jahren die schockierende Nachricht kam: „Wir haben Parkinson in der Familie.“ Was dann passiert, beschreibt er auf der Internetseite der Gala unter www.parkinson-gala.org so: Plötzlich sei man „sich nicht mehr sicher, ob man nicht doch was falsch gemacht hat, sie nicht doch an die eigenen Kinder weitergegeben werden kann. Man hofft, dass man doch normal weiter leben kann und dass sie vielleicht doch etwas zur Heilung finden“. Doch „nichts von dem wird sich bestätigen: Die Ursache bleibt im Dunkeln und die Kinder gesund. Das Leben ändert sich grundlegend – Hoffnung und Heilung gibt es nicht.“

Das nicht, doch inzwischen gibt es, wenn auch noch in den Anfängen, neue Möglichkeiten zur Linderung, zur Verlangsamung des Krankheitsverlaufes. Ganz in der Nähe Potsdams, in Beelitz-Heilstätten, forscht daran Georg Ebersbach, Chefarzt und Leiter des Neurologischen Fachkrankenhauses, der Bewegungstherapien für Parkinsonkranke entwickelt. Die fristen noch „ein Schattendasein“, stehen auch in der Medizin noch unter „Wellness-Verdacht“, erzählt Ebersbach. Die neue Therapie „BIG“ sei eine Art preußischer „Drill“, ein intensives Bewegungstraining für Parkinson-Kranke, vier Mal die Woche, eine Stunde, Vier Wochen lang. Bei Patienten im beginnenden und mittleren Krankheitsstadium könne so die Motorik deutlich verbessert werden. Das hat Ebersbach jetzt in einer ersten Studie, für die er auf dem Parkinson-Weltkongress in Buenos Aires vorgestellt mit dem „Blue Ribbon“-Preis als besonders bemerkenswerte klinische Studie ausgezeichnet wurde, nachgewiesen. Trotzdem, so Goericke, sei es schwierig Finanziers für solche alternativen Forschungen zu finden, bei denen es nicht um Medikamente geht, die Pharmaindustrie „verhalten“ ist, wie im Übrigen auch mit Spenden für die Parkinson-Gala in Potsdam.

Umso mehr sei er für jeden dankbar, der im Rahmen seiner Möglichkeiten hilft, sagt Goericke. „Es reicht, wenn man eine Karte kauft. Man kann 100 oder 200 Euro geben, Sachpreise für die Tombola spenden.“ Und so putzt Stephan Goericke weiter Klinken. „Samstags klappern wir die Brandenburger Straße ab.“

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