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Landeshauptstadt: Ideen für mehr Sauberkeit

Die Stadtverwaltung will Vorschläge bei einem runden Tisch sammeln. Der Politik reicht das nicht

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Potsdam will in Sachen Sauberkeit von Schweden und Österreich lernen. Über Ideen aus beiden Ländern, wie dort Kommunen mit Hilfe von Bürgern ein sauberes und ordentliches Erscheinungsbild erhalten, soll ab dem Sommer bei einem runden Tisch „Stadtbild“ im Rathaus beraten werden – um eigene Ideen zu entwickeln, wie man auf Potsdams öffentlichen Straßen und Plätzen für mehr Sauberkeit sorgen kann. Dieses Vorgehen hat der Fachbereich Kommunikation jetzt den Stadtverordneten erläutert. An dem Tisch sollen unter anderem die für die Müllabfuhr zuständigen Stadtwerke, Wohnungsunternehmen, Händlervertreter, Schulen und Bürgervertreter sitzen.

Anlass für den Vorschlag ist ein vor einem halben Jahr beschlossener Antrag der CDU/ANW- und der SPD-Fraktion, eine neue Sauberkeitskampagne in Potsdam zu initiieren. „Ziel der Kampagne sollte es sein, humorvoll und ohne erhobenen Zeigefinger für Sauberkeit unserer Stadt zu werben“, hieß es damals.

Diesen Beschluss interpretiert die Stadtverwaltung nun auf ihre Art. Es gehe bei dem Thema eben nicht nur um überquellende Papierkörbe, sondern auch um illegale Sperrmüllablagerungen, Graffiti an Hauswänden, wildes Plakatieren, das Parken auf Grünflächen oder das Beschmieren von Informationstafeln. In Potsdam seien die Stadt und ihre Unternehmen sowie die Wohnungswirtschaft schon auf vielerlei Weise tätig. „Hinsichtlich der Zusammenführung von Handlungssträngen gibt es jedoch ungenutzte Potenziale“, so der Fachbereich. Vor diesem Hintergrund empfehle man, den Beschluss einer auf Appelle ausgerichteten Kampagne nicht weiter zu verfolgen, sondern vielmehr „einen Komplex von Maßnahmen“ zu realisieren – zu der auch der runde Tisch gehört.

Ein Vorbild ist die sogenannte Clean City Linköping in Schweden. Dort erhalten zum Beispiel interessierte Jugendliche einen Minijob bei der Stadtreinigung – 50 Prozent der Arbeitszeit verbringen sie dabei mit der Müllentsorgung und Sauberhaltung der Stadt, 50 Prozent mit dem Schreiben darüber in den sozialen Medien. Das Projekt habe mit wenig Werbeaufwand großes Interesse bei der Stadtgesellschaft geweckt, viele Kooperationspartner seien gewonnen worden, wirbt der Fachbereich für diese Idee. Im Ergebnis sei die schwedische Kommune weniger verschmutzt gewesen, die Bürger hätten mehr auf Müllvermeidung geachtet.

Als weiteres Modell hebt die Stadt den jährlichen Frühjahrsputz in der Steiermark in Österreich hervor. Dort würden Schulen, Gemeinden, Vereine und Privatpersonen jedes Jahr das Bundesland von Müll und Unrat säubern – zuletzt beteiligten sich daran 50 000 Menschen. Am runden Tisch soll ausgelotet werden, ob solche Ideen auf Potsdam übertragbar wären. Mit einer nachhaltigen Aktion könne man sich eine teure Einzelkampagne für Sauberkeit sparen, so der Fachbereich. Die Ideen sollen bis 2018 gesammelt werden, auch Schulen will die Stadt als Partner gewinnen – für Einzelprojekte, etwa Patenschaften für Uferwege.

Den Initiatoren des ursprünglichen Antrags reichen die Vorschläge nicht aus. SPD-Fraktionschef Pete Heuer sagte, der Ansatz „Learning by doing“ sei zwar richtig – allerdings springe die Verwaltung mit ihren Überlegungen zu kurz. „Wir werden den runden Tisch nutzen, um das deutlich zu machen und an der Idee einer einheitlichen stadtweiten Kampagne festhalten“, so Heuer. Ähnlich äußerte sich sein CDU-Kollege Matthias Finken. Mit dem Maßnahmenpaket sei keine kurzfristige Verbesserung zu erwarten. Nötig seien häufigere Leerungen der Papierkörbe und mehr Kontrollen. Dafür werde sich seine Fraktion einsetzen, so Finken: „Die Tourismussaison hat begonnen und die Stadt sollte sich von ihrer besten Seite zeigen.“

Im Zusammenhang mit der Sauberkeit soll auch ein anderes Dauerthema besprochen werden: Das von den Stadtverordneten mehrfach angemahnte Rauchverbot an den Haltestellen für Busse und Bahnen. Es lässt sich aus rechtlichen Gründen nicht per Beschluss oder Verordnung durchsetzen. Allerdings soll die Forderung auch am besagten runden Tisch eine Rolle spielen, so der Fachbereich. Unter anderem seien Haltestellenpatenschaften denkbar. Kurzfristig wird das Thema „Rauchfreie Haltestelle“ derzeit auch in einem Projekt des Kundenbeirats des Verkehrsbetriebs (ViP) aufgegriffen. Gemeinsam mit Potsdam TV erarbeite der ViP einen Erklärfilm für Fahrgast-TV und Internet zum Verhalten im öffentlichen Nahverkehr, so der Fachbereich. Henri Kramer

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