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Milder Winter in Brandenburg: Im spanischen Mühlrad

Der Potsdamer Meteorologe Thomas Endrulat spricht im PNN-Interrview über Potsdams Weihnachtswetter und erklärt, warum der Dezember so milde ist. Für Winter-Fans hat er trotzdem noch eine gute Nachricht.

Stand:

Herr Endrulat, Weihnachten steht vor der Tür. Welches Wetter können die Potsdamer erwarten?

Es wird wohl recht mild bleiben. Am Donnerstag erwarten wir elf Grad Celsius. Es bleibt bei dem milden Südwestwind wie in den vergangenen Tagen, da ändert sich nicht viel. Auch an den Weihnachtsfeiertagen erwarten wir tagsüber Werte von mehr als zehn Grad. Nachts wird es nicht wirklich kälter als zuletzt. Es kann gelegentlich regnen, aber nicht schneien.

Eine weiße Weihnacht wird es also in Potsdam nicht geben. Ist das ungewöhnlich?

Nein, das kommt häufiger vor. Zum Beispiel im Jahr 2012. Da waren es am ersten Weihnachtsfeiertag genau zwölf Grad, das kann man sich gut merken. Im vergangenen Winter war es vor den Feiertagen ähnlich warm, kühlte sich dann aber ab. Und am zweiten Feiertag hat es sogar ein paar Schneeschauer gegeben. In diesem Jahr wird das aber nichts.

Wie geht es denn weiter?

In der nächsten Woche ist eine Abkühlung möglich. Die Temperaturen werden aber wahrscheinlich im positiven Bereich bleiben. Ein Wintereinbruch ist in der nächsten Zeit nicht zu erwarten.

Es fühlt sich derzeit gar nicht winterlich an. Wieso warten wir bisher vergeblich auf den Winter?

Über dem Nordatlantik liegt ein riesengroßes Tiefdruckgebiet, das sich dort immer wieder regeneriert. Das ist wie ein Mühlrad, das sich gegen den Uhrzeigersinn dreht. Wir liegen auf der Vorderseite. Wie ein großes Schaufelrad schöpft es warme Luft aus Südwesten über Spanien und Frankreich zu uns. Deshalb wird es nicht kalt, obwohl die Sonne so niedrig steht.

Wann ändert sich das?

Das ist bisher nicht absehbar. Wenn das Tief weiter nach Osten zieht und irgendwann über Finnland liegt, sind wir auf der Rückseite. Dann lenkt es kalte Luft aus Grönland zu uns. Im Moment ist der Weg für die Kaltluft zu uns um das Tief drumherum einfach zu lang. Auf dem Weg über den Ozean und über Spanien erwärmt sie sich zu stark.

Fällt der Winter in diesem Jahr vielleicht ganz aus?

Zurzeit ist es nicht so winterlich. Aber so weit würde ich jetzt noch nicht gehen. Ob im Januar der Schalter umgelegt wird und dann doch die Kälte kommt, kann man noch nicht sagen. Aber wenn man Winter mag, sollte man die Hoffnung jetzt noch nicht aufgeben. Manchmal kommt er eben spät und bleibt dann lange. Nichts ist unmöglich. Und um die Natur braucht man sich auch keine Sorgen machen – die erlebt das nicht zum ersten Mal und kann damit umgehen.

Die Fragen stellte Marco Zschieck.

ZUR PERSON: Thomas Endrulat leitet die Regionalzentrale des Deutschen Wetterdienstes auf dem Telegrafenberg in Potsdam. Seit 2011 arbeitet er hier, zuvor war er beim Wetterdienst in Leipzig tätig.

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