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FH-Student Robert Becker hat eine Weltreise gemacht. Erinnerungen sammelte er in zahllosen Bildern und 30 Sandproben
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Sobald Robert Becker das Fernweh überkommt, schraubt er eines seiner 30 kleinen Gläschen auf, die er in einem selbst gebauten hölzernen Bord aufbewahrt. Die Sandproben erinnern ihn an die Erfahrungen und Eindrücke, die er in den USA, Kanada, Australien, Neuseeland, Japan und Thailand gesammelt hat. 300 Tage reiste der 26-Jährige mit einem Freund einmal um den Erdball. Inzwischen hat er sein Kommunikationsdesign-Studium an der Fachhochschule Potsdam wieder aufgenommen. „So eine Reise war schon immer mein Traum gewesen. Jetzt bin ich voller Inspirationen und Tatendrang“, sagt Becker nach seiner Rückkehr.
Der Student hatte sich zuvor nach vier Semestern Wirtschaftsingenieur-Studium in Dresden für einen Neuanfang in Potsdam entschieden. Die Idee zu der Weltreise kam im Januar 2012 bei einer Pokerrunde mit Freunden auf. Ein alter Schulfreund, mit dem Robert Becker in Cottbus Abitur gemacht hatte, wollte wahrmachen, wovon auch er schon lange insgeheim träumte. Als der Freund Job und Wohnung kündigte sowie seine Möbel verkaufte, wurde es ernst. „Wenn, dann jetzt“, dachte sich auch Robert Becker, der sich kurz vorher von seiner Freundin getrennt hatte. Auch seine Band, in der er als Gitarrist spielte, hatte sich gerade aufgelöst. Kurz entschlossen buchten die Freunde einen Flug nach New York. Für die Reise steuerten seine Eltern Geld aus Aktiengewinnen bei, das sie vor Jahren für Ausbildungszwecke angelegt hatten. Im August 2012 ging es dann mit je 15 Kilogramm Gepäck auf dem Rücken los.
Becker, der als 16-jähriger Schüler bereits ein Austauschjahr in der Nähe von Chicago verbracht hatte, besuchte seine frühere Gastfamilie, viele alte Freunde und bereiste dann die Ostküste der USA und Kanada. Per Zufall bekamen die zwei Reisenden den Auftrag, ein altes Auto von Chicago nach Florida zu überführen. Das Auto schaffte zwar nur die Hälfte der Strecke, aber die Tour war gratis. Über den Grand Canyon , Las Vegas und Los Angeles ging es weiter nach Hawaii. „Das kann ich jedem empfehlen“, schwärmt Becker von dem Aufenthalt auf der Insel. Die Vielfalt der Natur und die spontane Gastfreundschaft der Menschen dort begeistern ihn immer noch: „Wir haben mehrmals als Couchsurfer bei Leuten privat gewohnt und wurden ganz selbstverständlich bekocht.“
In Australien blieben die Freunde sechs Wochen in Melbourne. Sie jobbten als Packer auf dem Queen Victoria Market und im Youth Hostel, bevor es über Sydney nach Tokio ging. „Das war ein echter Kulturschock.“ Die Mentalität der Menschen habe es ihnen schwergemacht, Kontakte zu knüpfen. „Alle waren sehr höflich, aber gleichzeitig distanziert. Trotzdem habe ich mich sehr wohl dort gefühlt“, so Becker. Der japanische Frühling und das Snowboarden in den Japanischen Alpen hatten es ihm besonders angetan.
Am Anfang seiner Reise hatte sich Robert Becker vorgenommen, ohne moderne Kommunikationsmittel auszukommen. Aber das hielt er nur zwei Monate durch: „Dann habe ich mir einen iPod gekauft, um die Nachrichten verfolgen zu können.“ Sein Freund schrieb während der Reise einen Blog. Über Bangkok, Shanghai und den Mekong River erreichten die Weltenbummler Laos. In der Stadt Luang Prabang blieb Becker drei Wochen und fühlte sich erstmals richtig heimisch. „Nach so vielen Monaten unterwegs, hatte ich das Bedürfnis, mir eine Art Zuhause aufzubauen,“ sagt er. „Ich habe mit den Jugendlichen im Ort jeden Nachmittag Fußball gespielt.“ Auch die vielen Gespräche mit einheimischen Mönchen in der Bibliothek von Luang Prabang, die dort hinkamen, um Englisch zu üben, gaben ihm das Gefühl, richtig angekommen zu sein. Über Dubai ging es dann zurück nach Deutschland.
„Vieles, was vorher selbstverständlich war, habe ich durch die Reise erst richtig zu schätzen gelernt“, sagt Becker. Insbesondere die Treffen mit seinen Eltern und seinen zwei Schwestern werde er nun stärker genießen. Freunde, Familie, Döner und deutsches Brot fehlten ihm auf der Reise am meisten. Die vielen Eindrücke hat Becker in rund 10 000 Fotos festgehalten und eine Auswahl davon bereits an der Potsdamer Urania einem größeren Publikum gezeigt. Dort jobbt er schon seit längerer Zeit als Vorführer im Hörspiel-Kino und bedient die Fulldome-Projektion. Jetzt plant der Student, einen Kurzfilm über die Reise.
Auch in seiner Potsdamer Studenten-WG in Babelsberg hat sich durch die Reise etwas verändert: „Wir haben jetzt ein kleines Gästezimmer, das wir Couchsurfern aus aller Welt anbieten“, erzählt der Student. Eine Reisebekanntschaft aus Kolumbien war schon da. Als nächstes erwartet er Besuch aus Mexiko. Und seine eigenen Reisepläne? „Am liebsten möchte ich sehen, was ich noch nicht kenne“, sagt Becker. Afrika und Südamerika reizen ihn sehr.
Maren Herbst
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