Der Kampf gegen Rechtsextremismus: Nimmt man die Zahl der neu gestarteten Kampagnen rund um den 1. Mai, wird er in Brandenburg und seiner Landeshauptstadt Potsdam zur Zeit mit besonderer Vehemenz geführt. Doch reichen solche Aktionen und einzelne Konzerte aus, um verbreitete Vorurteile gegen Ausländer, Schwule oder andere Gruppen abzubauen? Am Mittwoch ließ sich beim Festival gegen Rassismus beobachten, dass böse gesprochen nur die üblichen Verdächtigen vor Ort waren, die ihre Bekenntnisse für ein buntes Land Brandenburg in den Abendhimmel schmetterten. Auch die gut gemeinten „Anti-Nazi“-Kampagnen gegen befürchtete Stimmgewinne der rechtsextremen NPD sind natürlich zu begrüßen, aber richten sich vor allem an Jugendliche – und nicht an Erwachsene aus der Mitte der Gesellschaft. Denn auch dort gibt es Feindlichkeit gegen andere Menschengruppen – oft noch tiefer sitzend als bei jungen Leuten, wenn auch häufig nicht in gewaltsamer Form. Solche Leute müssen erreicht werden, doch traditionelle Kampagnen versagen hier. Insofern ist der öffentliche Diskurs über eine Neufassung des Potsdamer Toleranzedikts so spannend: Statt eines „gegen Nazis“ soll ein „dafür“ diskutiert werden, wie Menschen in einer Stadt besser und konfliktfreier miteinander leben können. Das könnte selbst Leute bewegen, die nicht zu Anti-Nazi-Konzerten gehen.
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