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Landeshauptstadt: In die Fremde gehen und eintauchen

Der Offene Kunstverein Potsdam beschäftigt Jugendliche aus ganz Europa als freiwillig Kreative

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Auf den ersten Blick wirkt die zierliche Frau zurückhaltend, beinahe schüchtern. Doch wenn Nathalie Fribourg spricht, löst die Lebhaftigkeit ihrer Augen und Hände den Eindruck von Scheu auf.

Seit Mitte August arbeitet die Spanierin, die bereits ein Chemiestudium abgeschlossen hat, als Europäische Freiwillige im Offenen Kunstverein e.V. Aber kürzlich besuchte sie von Potsdam aus wieder ihre Heimatstadt Madrid. Dort fand zum Thema „Tabu und Vorurteile“ ein internationales Theaterprojekt für Jugendliche statt, das an die im Mai des Jahres in Italien so erfolgreich verlaufene Theaterbegegnung „Die Fabrik der Erzählungen“ anknüpfte. Nathalie hatte die organisatorische Reiseleitung für die Gruppe des Offenen Kunstvereins übernommen, die mit Gleichgesinnten aus Spanien, Italien, Bulgarien und Portugal zusammentraf und - arbeitete. Ein seltsames und schönes Gefühl sei es für sie gewesen, in Madrid auf dem ihr von Kindheit an vertrauten „Plaza de Espana“ gemeinsam mit jungen Leuten aus fünf europäischen Ländern eine Aufführung zu zeigen.

In Potsdam wird Nathalie in der jüngsten Theatergruppe von Ulrike Schlue und Nikki Bernstein assistieren und Sabine Raetsch bei der Ausstellungsbetreuung im KunstWerk zur Seite stehen. Dort können Interessierte ab November auch in ihrem Kurs Spanisch lernen.

Die 25-Jährige spielt seit sieben Jahren Theater, während des Studiums war sie in einem Verein an der Madrider Universität. „Nach dem Studium wollte ich mich erst mal nicht mehr mit Chemie beschäftigen. Ich wollte mehr Theater spielen, reisen und andere Sprachen lernen“, erzählt sie. Reisen. In die Fremde gehen und eintauchen. Neue kulturelle Erfahrungen aufsaugen und Freunde gewinnen; eigene Potenziale und neue begehbare Lebenspfade entdecken – Wünsche, die Nathalie mit vielen jungen Menschen in Europa teilt. Der Offene Kunstverein e.V., der sich im Rahmen des EU-Aktionsprogramms „Jugend für Europa“ am Austausch von Europäischen Freiwilligen beteiligt, bietet Möglichkeiten. Bereits drei Volontäre wurden aufgenommen, in die laufenden Vorhaben integriert und betreut. Alle drei fügten dem Vereinsleben eigene Projekte hinzu, die sie mit Potsdamer Unterstützung realisieren konnten.

Dessislava Tsoneva aus Sofia kam von der bulgarischen Organisation „Art in Action“, mit der den Offenen Kunstverein eine lange Freundschaft und viele gemeinsame Projekte verbinden. Sie arbeitete an Theateraufführungen mit und stellte den Film „Generation on the road“ über Befindlichkeiten und Perspektiven junger Menschen aus Osteuropa und Deutschland fertig. Valéry Jeuyeux aus Frankreich entwickelte sich zur Chorleiterin, gründete einen Frauenchor und spielte selbst Theater. Ljuben Kuleliev, ebenfalls aus Sofia, war wesentlich an der Erarbeitung der Ausstellung „Holy Temptation“ beteiligt, die nachempfundene Aspekte der Ikonenmalerei und Fotografie miteinander verwob.

Zwei Jugendliche aus Potsdam konnte der Offene Kunstverein als Freiwillige zu „Art in Action“ nach Sofia entsenden. Während des Aufenthaltes von Luise Schröder, inzwischen Studentin der Fotografie, entstand mit Interviews und Fotos junger Bulgaren das Material für ihre viel beachtete Ausstellung „Hoffnung, Freiheit, Freundschaft, Jugend“. Sophie Zellmann, die noch bis Mitte März in Bulgarien sein wird, arbeitet an einer eigenen Idee für eine Performance.

Nathalie Fribourg weiß noch nicht, was für ein Projekt sie realisieren möchte. Im Januar wird eine weitere Volontärin aus Spanien im Offenen Kunstverein erwartet, auch eine junge Frau mit Theatererfahrung. Vielleicht wird sie gemeinsam mit ihr etwas machen. Mal sehen. Gabriele Zellmann

Informationen über das EU-Förderprogramm „Jugend in Europa“ gibt es im Internet unter www.jugendfuereuropa.de oder unter Tel.: (0228) 9506250. Ebenso gibt es mehrere regionale Kontaktstellen: Zwei davon in Berlin, aber keine in Potsdam. Infos gibt es allerdings im Europa-Büro im Stadthaus, Tel.: (0331) 870 97 53.

Gabriele Zellmann

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