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In Potsdams Nördlicher Vorstadt: 300 Briefe landeten im Müll statt im Briefkasten
Im Müll entsorgt statt zugestellt wurden rund 300 Briefsendungen in Potsdams Nördlicher Vorstadt. Die Polizei und die Post ermitteln, auf Facebook ist die Empörung groß.
Stand:
Knapp 300 Postsendungen wurden Ende März von der Polizei in der Potsdamer Nördlichen Vorstadt in einer blauen Tonne sichergestellt. Entdeckt worden waren sie zuvor zufällig, weil ein Potsdamer auf eine Sendung wartete, die einen Tracker enthielt. Als der Brief nicht, wie gedacht, im Postkasten war, wurde er geortet: in der Mülltonne, zwischen Altpapier. Und mit ihm mehrere Boxen weiterer Briefe, Kataloge und kleiner Päckchen, die wohl eigentlich von einem Postboten hätten ausgetragen werden sollen.
Die Polizei stellte in der Folge knapp 300 Sendungen sicher, so ein Sprecher, und ermittelt jetzt wegen Verletzung des Postgeheimnisses. „Die Ermittlungen zu diesem Fall befinden sich noch am Anfang, sodass es zu möglichen Tatverdächtigen oder verantwortlichen Zustellern noch keine Ermittlungsergebnisse gibt“, so ein Sprecher. Zudem würden ohnehin keine Zwischenergebnisse bekannt gegeben werden. Wie oft in der Landeshauptstadt Briefsendungen im Müll entsorgt statt ausgetragen werden, konnte er ebenfalls nicht beantworten, da darüber keine Statistik geführt werde, so die Auskunft, und eine händische Auszählung nicht zumutbar sei.
Verstoß gegen alle Vorschriften
Neben der Polizei bestätigt auch die Deutsche Post selbst den Vorfall. Eine Sprecherin bedauert den Vorfall sehr und betont: „Dies ist ein grundsätzlicher Verstoß gegen alle bei uns geltenden Vorschriften.“ Sobald der Verursacher eindeutig ermittelt sei, würden arbeitsrechtliche Konsequenzen gezogen, kündigte sie an.
Dies ist ein grundsätzlicher Verstoß gegen alle bei uns geltenden Vorschriften.
Sprecherin der Deutschen Post
Aktuell seien die Sendungen noch von der Polizei beschlagnahmt. Deren Ermittlungen liefen in enger Zusammenarbeit mit der internen Konzernsicherheit der Post, so die Sprecherin. „Sobald uns die Polizei die Briefe wieder übergibt, werden wir diese bearbeiten und den jeweiligen Empfängern in Potsdam zustellen“, versichert sie und bittet bei Betroffenen um Entschuldigung. Diese müssen jetzt wohl noch länger auf ihre Briefe, Kataloge und Päckchen warten.
Aufregung auf Facebook
Der Vorfall hatte auf Facebook für Empörung gesorgt, als er von einer Finderin mit Fotos und einer kurzen Beschreibung gepostet wurde. Eine Userin schrieb, sie warte tatsächlich schon länger auf ein Dokument und habe sich schon gewundert, warum es noch nicht da sei. Vielleicht sei es ja hier dabei. „Wie dreist“, schreibt sie. Jemand anderer merkte an, dass er in der Gegend wohne und seit der Woche zuvor keine Briefpost mehr bekommen habe. Ein Leser berichtete, dass seine „Strafanzeige gegen die Post wegen Unterdrückung/Unterschlagung von Sendungen“, weil mindestens sechs Briefe und Warensendungen verschwunden seien, vor kurzem mit der Begründung, dass kein Verdacht vorliege, eingestellt worden sei.
Eine andere Userin berichtet, sie habe schon Päckchen von verschiedenen Lieferdiensten im Gebüsch gefunden und dann den Adressaten selbst direkt gebracht. Eine Prise Humor brachte ein Kommentar in die Diskussion, der auf die Verpackung der entsorgten Kataloge aufmerksam machte: „Dabei gehört die Plastikverpackung ja eigentlich in die Wertstofftonne. Also dass die Leute das mit der Mülltrennung nicht hinbekommen, wird auch immer schlimmer.“
Nachsendeauftrag am achten Tag möglich
Wenn eine Sendung den Empfänger nicht erreicht, kann der Absender einen Nachforschungsauftrag stellen. Briefe und Postkarten gelten dabei erst sieben Werktage nach dem Abschicken als unauffindbar, ihre Suche sollte daher erst ab dem achten Werktag beauftragt werden. Die Post recherchiert dann den Verbleib der Sendung, wobei das Versanddatum und die genaue Anschrift als Grundlage dienen. Der Nachforschungsantrag wird dabei auch an das Servicecenter in Marburg weitergeleitet, wo Briefe lagern, die aus verschiedenen Gründen nicht zustellbar waren.
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