Landeshauptstadt: Internationale Küche
Ehemalige Schüler des Oberstufenzentrums tingeln durch Europa, um Küche und Gastronomie anderer Länder zu entdecken. Köche aus Italien, Frankreich und Bulgarien lernen dafür in Potsdam
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Jeden Tag kann Volkmar Gude die roten Lavafontänen und den schwarzen Rauch sehen, den der Vulkan in die Luft sprüht. Von seinem Arbeitsplatz aus, einem kleinen Vier-Sterne-Hotel, genießt der Potsdamer Absolvent des Potsdamer Oberstufenzentrums III Johanna Just diesen Blick. Einmal gedreht erblickt er die blaue Weite des Mittelmeeres. Ein Jahr verbringt Volkmar Gude an der Europäischen Schule für Tafelkultur – im Rahmen der Zusatzqualifikation ist er derzeit auf den Äolischen Inseln, genauer gesagt auf Stromboli.
Gude hat seine Gastronomie-Lehre in Potsdam abgeschlossen und sich im vergangenen Sommer für eine Zusatzqualifikation entschieden. Ein Jahr lang reist er durch vier Länder Europas, lernt dort Sprache und Küche kennen sowie andere Kulturen. Neun Stunden arbeitet er täglich in dem Hotel auf Stromboli, ein Tag die Woche ist frei. Geld bekommt er für die Arbeit nur so viel, dass es zum Überleben reicht: 200 Euro monatlich, Kost und Logis sind an den jeweiligen Orten in Frankreich, Italien, Deutschland und Spanien frei. Es sind vor allem die Erfahrungen, die die Schüler reizen, sagt Dorothea Wollenberg. Sie begleitet das europäische Projekt für das Potsdamer Oberstufenzentrum III, die eine der Partnerschulen des Programms ist. Und so wie neben Volkmar Gude drei weitere Potsdamer Absolventen im April in italienischen Hotels und Gastronomie-Betrieben untergebracht waren, besuchten französische, polnische, spanische und italienische Gastronomie-Facharbeiter Potsdamer Hotels und Gaststätten.
Dorothea Wollenberg hat inzwischen viele Kontakte in Potsdam geknüpft, um die Schüler der europäischen Schule für Tafelkultur jedes Jahr für zwei Monate in Potsdam unterzubringen. Beispielsweise den Patissier Jérémy Barral aus Frankreich, die Köchin Yulia Milenkova aus Bulgarien und den Restaurantfachmann Flodian Bashllàri aus Sizilien (Italien), die im Dorint-Hotel untergebracht waren. Sie alle habe vor ihren Einsätzen in Deutschland in einem Intensivkurs die Sprachen der teilnehmenden Länder erlernt, sagt Dorothea Wollenberg, die froh ist über das Engagement des Dorint Hotels. Auch die Brauerei in der Meierei nimmt daran teil, das BestWestern Parkhotel, das Resort Schwielowsee, das Kongresshotel Templiner See, das Hotel Mercure und das Hotel Helenenhof Nauen. „Das hat zu einer neuen Qualität in der Zusammenarbeit zwischen Oberstufenzentrum und Betrieben geführt“, so Dorothea Wollenberg. Derzeit sucht die Lehrerin wieder junge Leute, die sich nach abgeschlossener Berufsausbildung für die Idee des Austauschs begeistern. Entstanden ist das Projekt über den Schüleraustausch des Oberstufenzentrums Ernährung, Hauswirtschaft und Gesundheit/Soziales mit der französischen Partnerschule Lycée des Métiers „Francois Mitterand“, Chateau-Chinon.
Volkmar Gude hat bereits Stationen in Frankreich und Italien hinter sich, als nächste folgt Spanien. Im Juni ist das Jahr für ihn beendet, ein Zertifikat bescheinigt die Teilnehme im Rahmen des Erasmus-Programms. Das wird Mitte Juni in Frankreich übergeben. Noch sitzt er allerdings auf dem kleinen Eiland Stromboli zwischen Neapel und Sizilien, auf dem einst der Filmklassiker mit Ingrid Bergmann gedreht worden ist. In Ginostra auf der anderen Inselseite, zu der es keinen Landweg gibt, soll der kleinste Fährhafen Europas liegen. Im Hotel selbst sind derzeit wenig Gäste, daher arbeitet Gude vor allem an der Technik des Hauses. jab
Das Gebäude des heutigen Oberstufenzentrum III Johanna Just wird 100 Jahre alt. Am Donnerstag, dem 22. Mai, wird das mit einem Hoffest gefeiert. Bands ab 15 Uhr sind jOhhNNy Oh sowie Quarterdivided. Veranstaltungsort: Hof des Ensembles Berliner Straße 114/115.
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