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Schilder und Zäune verärgern Spaziergänger am Groß Glienicker See. Doch Nachbarn der zwei Eigentümer, die am Wochenende den Uferweg auf ihrem Grund absperrten, erläutern auch die Schattenseiten eines öffentlichen Uferwegs direkt am eigenen Haus.

©  A. Klaer

STREIT UM DIE UFERZONEN: Jakobs will gemeinsame Initiative Barrikade am See

Spaziergänger ärgern sich über Absperrungen in Groß Glienicke

Stand:

FAHRLÄNDER SEE

Auch der öffentliche Uferweg am Fahrländer See ist gefährdet. Die bundeseigene Bodenverwertungs- und verwaltungs GmbH (BVVG) will den zweitgrößten See in Potsdam verkaufen. Uferwanderweg und Badestellen könnten dicht- gemacht werden, ginge der See in Privatbesitz. Derzeit laufen noch Verhandlungen.

PROTEST

Oberbürgermeister Jann Jabobs (SPD) kritisierte gestern den Bund, dass dieser sich auf Kosten der Kommunen bereichere. Ähnliche Probleme wie am Fahrländer See drohten hunderten von Seen im Land. Er führe Gespräche mit Teltow-Fläming, Potsdam-Mittelmark und Dahme-Spreewald, um eine Initiative zu starten.

INITIATIVE

Zehn Bundestagsabgeordnete aus Brandenburg haben eine Initiative gestartet, damit im Bundesbesitz befindliche Gewässer und Uferstücke für die Allgemeinheit offen bleiben. Das bestätigte die Potsdamer SPD-Parlamentarierin Andrea Wicklein. Ziel: Die BVVG soll Gewässer behalten oder Gemeinden zum bezahlbaren Preis anbieten. axf

Gross Glienicke - Julia Schad (39) weiß nicht recht, was sie von dem gesperrten Weg vor ihrem Gartenzaun halten soll. Drei ihrer Nachbarn in der Straße „Am Seeblick“ haben am Sonnabend an der Südseite des Groß Glienicker Sees, direkt an Berlins westlichem Stadtrand, den Uferweg abgesperrt. Ihre kleine Tochter jedenfalls war empört und wollte die Polizei holen – weil sie jetzt nicht mehr auf dem Uferweg herumtollen kann.

Wer von der Uferpromenade am Westufer des Sees in Richtung Kladow spazieren will, kommt nicht weiter. Villenbesitzer haben mit einem Bauzaun, Ästen und Gestrüpp den Trampelpfad abgesperrt. „Privat, Betreten Verboten“, steht auf einem Schild. Niemand von ihnen öffnet die Tür. Dafür schauen sich Mitarbeiter der Stadt alles an und fotografieren. Ein Debakel wie beim Uferweg am Griebnitzsee will sich die Stadt nicht erneut antun.

„Ich bin zwiespältig“, sagt Julia Schad. Auch sie überlege mit ihrem Mann, ob sie den schmalen Uferstreifen zwischen ihrem Gartenzaun und dem See kaufen soll – das würde den Wert des Grundstücks steigern. Andererseits findet sie den Weg wirklich schön, „seit Jahren von der Stadt nicht gepflegt“ und ganz sich selbst überlassen, überall wuchernde Brennnesseln und Sträucher. „Dann reißt höchstens mal ein Spaziergänger oder auch mal ein Nachbar die Zweige und Gestrüpp ab, damit man wieder durch kommt.“ Wobei es die 39-Jährige, die mit ihrer Familie seit vier Jahren in dem Haus lebt, nicht wirklich stört. „Das ist doch auch schön. Ich bin froh, dass es dort keine Bänke und Laternen gibt, sonst würden ja noch mehr Leute kommen“. Derzeit hat die idyllische Wohnlage am See nämlich auch eine Kehrseite: Am Wochenende, wenn die Familie am Frühstückstisch oder im Garten sitzt, steht sie unter Beobachtung der Spaziergänger: „50 Prozent der Leute bleiben einfach stehen, glotzen über den Zaun und diskutieren über das Haus.“

Vermutlich auch deshalb haben die Nachbar den Weg dicht gemacht, wobei nur einer die Barriere aufgebaut hat. Von Kladow aus verbietet lediglich ein Schild das Betreten. Durch eine Lücke führt der Weg über einen mit Natursteinen, Blumen und gepflegten Rasen hergerichteten Garten weiter zum nächsten Grundstück. Es ist sieht weniger nach Trampelpfad am Ufer aus, mehr so, als gehörte er gar nicht dorthin. Auf dem zweiten Grundstück führt der Weg an einem Zaun entlang und endet schließlich wieder an einer Absperrung. Kein Durchkommen gibt es nur an einem Grundstück, der Besitzer hat den Uferweg an zwei Seiten verbarrikadiert. Einige Radfahrer drehen daher gleich ab. Eine ältere Dame aus Berlin, die im See badet, ärgert sich. Besonders weil sie auf der Kladower Seite nicht am See entlang laufen kann – da war Groß Glienicke eine gute Alternative. Das 2,5 Kilometer lange Westufer ist noch frei. Wegen des neuen Falls und des Griebnitzsees herrscht nun Angst, dass auch am Groß Glienicker See weitere Privatbesitzer – wie vor einigen Jahren – erneut aktiv werden.

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