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Potsdam baut doch keine Synagoge: Jüdisches Zentrum statt Synagoge
Seit Jahren streiten die drei jüdischen Gemeinden in Potsdam über ihre zukünftige Synagoge. Nun gibt es neue Pläne.
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Potsdam - In Potsdams Mitte wird keine Synagoge gebaut. Stattdessen will das Land Brandenburg nun gemeinsam mit der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland ein Jüdisches Zentrum in der Schlossstraße errichten. Ihre Pläne für Bau und Betrieb wollen am heutigen Dienstag Brandenburgs Kulturministerin Sabine Kunst (SPD), ihr Staatssekretär Martin Gorholt und der Vorstandsvorsitzende der Zentralwohlfahrtsstelle, Abraham Lehrer, der auch Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland ist, vorstellen. Nach PNN-Informationen sind bei dem neuen Projekt weiter Kulträume für jüdische Gottesdienste vorgesehen. Daneben sollen Gemeinderäume, Verwaltung und soziale Angebote untergebracht werden. Auch die drei jüdischen Gemeinden, die sich trotz Vermittlungsversuchen in jahrelangem Streit nie auf Architektur und Raumnutzung einigen konnten, sollen ihren Platz finden. Die Zentralwohlfahrtsstelle unterhält bereits einen Sitz in Potsdam.
Projekt steht im Koalitionsvertrag
Über Wochen hatte das Ministerium hinter den Kulissen an einem Neustart für das Projekt gefeilt und mit der Zentralwohlfahrtsstelle einen neuen Partner ins Boot geholt. Seit Sommer 2014 lag es auf Eis. In diesem Jahr dann hatte Kunst einen Baustart für die Synagoge noch in diesem Jahr schließlich ausgeschlossen. Zugleich hatte sie angekündigt, dass die Landesregierung „noch im Frühjahr“ Position beziehen werde. Es gehe um die Entscheidung, ob der umstrittene Entwurf des Berliner Architekten Jost Haberland gebaut werde „oder etwas ganz anderes“. Dass das Land das Projekt auf jeden Fall will und ihm „große Bedeutung“ zumisst, hatten SPD und Linke mit ihrem Koalitionsvertrag im Herbst 2014 bekräftigt.
Der Staatsvertrag von 2005 zwischen Land und Jüdischem Landesverband sieht vor, dass das Land den Bau einer Synagoge in Potsdam mit etwa 4,5 Millionen Euro unterstützt. Sie soll von allen jüdischen Gemeinden der Stadt genutzt werden können.
Umstrittener Haberland-Entwurf
Der Streit unter den drei jüdischen Gemeinden ging um die äußere Gestalt des Haberland-Entwurfs. Die Synagogengemeinde und der Landesverband lehnten den Entwurf als zu schlicht ab und forderte ein repräsentativeren Bau. Ihnen war der Haberland-Entwurf, der aus einem Architektenwettbewerb 2009 als Sieger hervorging, nicht sakral und erhaben genug. Selbst als die Pläne überarbeitet wurden, konnte keine Einigung zwischen Synagogenverein, der Jüdischen Gemeinde Potsdam und der Gesetzestreuen Jüdische Gemeinde erzielt werden.
Dass das Ministerium nun endgültig die Reißlinie zog hat zwei Gründe: Eine Einigung war nicht absehbar, eine von außen gesteuerte Reglung war von den Gemeinden nicht erwünscht. Die Landesregierung sei schnell an Grenzen gestoßen und wolle sich nun nicht mehr einen offenbar unlösbaren Streit nicht mehr einmischen, hieß es. Ob es nun bei Haberland bleibt, ist offen. Allerdings halten es die Fachleute im Ministerium für nicht wahrscheinlich, dass ein neuer Architektur-Wettbewerb ausgelobt wird.
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