Von Martin Gätke: Junge Talente
Von helfenden Hörnern, neuem Solarlack und einer Deutsch-Olympionikin, die keine Grammatik mag
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„Dass ich gerade das Horn als Instrument spiele, ist purer Zufall“, erzählte Jonas Finke erstaunlich entspannt. Denn immerhin hatte er gleich einen Auftritt vor etwa 200 Zuhörern. „Ich hatte als kleines Kind schwere Bronchitis und meine Mutter las zufällig irgendwann einen Zeitungsartikel darüber, wie das Spielen von Blasinstrumenten diese Krankheit heilen würde.“ Mittlerweile ist der 19-Jährige nicht nur von Bronchitis geheilt, sondern er spielt nun schon seit 12 Jahren das Blechblasinstrument und dies sehr erfolgreich.
Denn gestern wurde der junge Musiker von Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) im Brandenburg-Saal der Staatskanzlei als einer von vielen Preisträgern von Kinder- und Schülerwettbewerben auf Landes-, Bundes- und internationaler Ebene empfangen. Er erlangte beim 46. Bundeswettbewerb von „Jugend musiziert“ in Essen die Höchstpunktzahl. Nachdem er Regional- und Landeswettbewerben gewann, erreichte Jonas nun auch auf Bundesebene den ersten Platz. Neben der Auszeichnung durch Rupprecht gewann er außerdem eine Rundfunkaufnahme beim RBB Radio Kultur sowie einen kleinen Geldbetrag. „Aber den hab ich schon in den Sommerferien verbraten“, grinste das Musiktalent, „für den Kammermusikkurs in der Landesmusikakademie Sondershausen.“
Bei „Jugend musiziert“ nahm Jonas nun schon das achte Mal teil. Sechsmal kam er schon bis in den Bundeswettbewerb. „Dieser Sieg ist ein schöner vorläufiger Abschluss“, so der Horn-Bläser. Ab Mitte Oktober wird er an der Universität der Künste in Berlin studieren. Die Teilnahme als Student ist an diesem Wettbewerb aber nicht mehr möglich. „Und dann werde ich hoffentlich Orchestermusiker. Vielleicht sogar an der Berliner Philharmonie“, schwärmte er. Zuletzt spielte er mit dem Jugendsinfonieorchester Potsdam, mit dem er eine Sinfonie innerhalb von zwei Wochen erarbeitete. „Das waren sieben bis acht Stunden Arbeit pro Tag“, so der 19-Jährige.
Robert Niemeyer hatte ebenfalls schon einmal bei „Jugend musiziert“ teilgenommen, mit einem Cello. Jedoch nicht ganz so erfolgreich. Der Hobby-Musiker konnte jedoch auf ganz andere Art und Weise beim 56. Europäischen Wettbewerb, veranstaltet vom Zentrum für Europäische Bildung (ZEB), punkten: Mit seiner Idee vom „Solarlack“ war er einer der Besten auf Bundesebene und gewann den Hauptpreis: einen Gutschein über 150 Euro für Künstlerbedarf. Die Probleme alternativer Antriebstechnologien scheinen mit diesem Konzept nun endgültig gelöst, zumindest nach Meinung des 15-Jährigen. Der „Solarlack“ basiert seinem innovativen Plan nach auf Nano-Technologie und soll mithilfe einer speziellen Struktur in der Lage sein, Sonneneinstrahlung für die Erzeugung von Strom zu benutzen. Die herkömmlichen Photovoltaik-Module sollen damit überflüssig werden. „Das ist die Technologie der Zukunft für energiesparende Autos“, schilderte Robert begeistert. Die Idee und das Konzept wurden innerhalb von drei Monaten im Unterricht des Hermann-Helmholtz-Gymnasiums bearbeitet. „Aber die Fachzeitschrift dazu hab ich schnell an einem Wochenende geschrieben“, freute sich der junge Gewinner. „Ich hatte das alles schon im Kopf und brauchte es nur noch zu Papier bringen.“
Obwohl sie gar kein „Grammatik-Crack“ ist, gewann die 15-jährige Josephina Kaeding mit ihrem Quartett trotzdem den dritten Platz beim Bundesfinale der Deutsch-Olympiade. „Dabei hätten wir das anfangs niemals gedacht.“ Die vier Olympioniken Klara Otto, Lukas Struhl, Leonard Karo und Josephina von der Voltaire-Gesamtschule sind da „ganz locker an die Sache rangegangen“. Und aus dem Spaß wurde dann ganz allmählich Erfolg. Bei verschiedenen Wettbewerben, in dem es auf das Umschreiben von Wörtern, das Ausdenken von Geschichten und kreatives Reimen ankam, sollte die Gruppe auch schauspielerisch tätig werden. Mit zwei vorgegebenen Rollen musste ein eigenes Bühnenstück entwickelt und auch dargestellt werden. „Und das hat mir am meisten Spaß gemacht“, erzählte die 15-Jährige, die am liebsten Kindergärtnerin oder Schauspielerin werden möchte, beim gestrigen Empfang. In Babelsberg hatte sie bereits für etwa drei Jahre Schauspielunterricht genommen. Bei der Olympiade hatte Josephina dann nicht nur einen dritten Platz, sondern auch drei neue Freunde gewonnen. „Vorher kannten wir uns alle nicht so richtig. Aber jetzt hängen wir eigentlich die ganze Zeit zusammen.“
Martin Gätke
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