Landeshauptstadt: Keimausbruch: Quelle weiterhin nicht bekannt Klinikum: Sechs betroffenen Frühchen geht es gut Land sieht kein Versäumnis des Gesundheitsamtes
Innenstadt - Mehr als drei Wochen nach dem Ausbruch des Darmkeims Enterobacter auf der Frühchenstation des „Ernst von Bergmann“-Klinikums ist weiterhin unklar, wie das Bakterium auf die Station gelangen konnte. Das erklärten am Dienstagabend der medizinische Geschäftsführer des Klinikums Hubertus Wenisch und die ärztliche Direktorin Ortrud Vargas Hein.
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Innenstadt - Mehr als drei Wochen nach dem Ausbruch des Darmkeims Enterobacter auf der Frühchenstation des „Ernst von Bergmann“-Klinikums ist weiterhin unklar, wie das Bakterium auf die Station gelangen konnte. Das erklärten am Dienstagabend der medizinische Geschäftsführer des Klinikums Hubertus Wenisch und die ärztliche Direktorin Ortrud Vargas Hein. Bisher stehe fest, dass der Keim nicht aus Nahrungsmitteln oder Cremes stamme, mit dem die Frühgeborenen in Berüherung kommen, sagte Vargas Hein. Auch ein Ultraschallgerät sei negativ getestet worden. Weitere Befunde stünden aus, unter anderem seien bei allen Kontaktpersonen Abstriche genommen worden.
Um das Infektionsrisiko für die sechs Frühgeborenen, deren Körper von den Darmkeimen besiedelt sind, zu senken, sind laut den Verantwortlichen zusätzliche Hygienemaßnahmen ergriffen worden. So hänge an jedem Inkubator, in dem eines der Kinder liegt, jetzt ein seperater Kittel, den Eltern oder Pflegepersonal benutzen müssen. Dass der Keim von der Körperoberfläche in den Körper der Babys gelangt und eine Infektion auslöse, sei „nicht sehr wahrscheinlich“, sagte Wenisch. Sollte dies der Fall sein, könne mit Antibiotikum behandelt werden – der festgestellte Enterobacter-Keim sei nicht resistent.
Der Ausbruch des Darmkeims auf der Frühchenstation ist der erste solche Fall im Klinikum in mindestens zehn Jahren. Vertreter von Klinikum, Stadt und Land erklärten am Dienstagabend, dass sie über die Darmkeime korrekt informiert haben. „Wir haben über die gesetzlichen Vorgaben hinaus gehandelt“, sagte die Potsdamer Amtsärztin Karola Linke.
Die Enterobacter seien am 25. Oktober bei zwei Kindern auf der Frühchenstation bei einer Routinekontrolle festgestellt worden. Die Keime seien an der Körperoberfläche entdeckt worden. Daraufhin habe das Klinikum das Potsdamer Gesundheitsamt informiert und Abstriche bei weiteren Frühchen veranlasst. Am folgenden Tag seien bei sechs weiteren Frühgeborenen der Enterobacter festgestellt worden. Proben von allen betroffenen Babys wurden laut Linke zur gentechnischen Untersuchung an das Nationale Referenzzentrum für Krankenhaushygiene (NRZ) geschickt. Damit sollte herausgefunden werden, ob die Keime dem gleichen Subtyp – der Enterobacter-cloacae-Gruppe – angehören, so Linke. Diese Laboruntersuchung sei sehr zeitaufwendig, weil die DNA analysiert werden müsse. Dies könne nur im NRZ geschehen, nicht im Klinikum selbst. Die Amtsärztin betonte, sie sei vom Klinikum über alle Schritte im Detail informiert worden. Zwei der acht Frühchen hatten zu diesem Zeitpunkt Krankheitssymptome. Es sei unklar, ob diese Infektionen durch den Darmkeim ausgelöst worden seien – nachgewiesen worden sei es nicht. Bei einem der kranken Kinder sei ein anderer Keim entdeckt worden. Alle Eltern von Kindern auf der Frühchenstation seien über die Keime informiert worden.
Erst nach Eintreffen der Laborergebnisse vom NRZ am 9. November sei klar gewesen, dass es sich bei allen acht Frühchen um den gleichen Subtyp des Enterobacters handelte, so die Amtsärztin. Daraufhin sei das Landesgesundheitsamt informiert worden. Damit sei ihr Amt sogar noch über die rechtlichen Regelungen hinaus gegangen, fügte sie hinzu. „Wir sind erst verpflichtet einen Fall zu melden, wenn eine Infektion unmittelbar einem Erreger zugeordnet werden kann.“ Auch Ulrich Widders, zuständiger Referatsleiter beim brandenburgischen Gesundheitsministerium, äußerte am Dienstagabend keine Kritik an der Informationspolitik von Klinikum und Gesundheitsamt. Für die Weitergabe der Meldung eines Keimausbruchs an die Landesbehörde sei für das örtliche Gesundheitsamt wichtig, dass ein erkennbarer epidemiologischer Zusammenhang besteht – sich also tatsächlich ein Keim ausbreite. Diese Entscheidung obliege dem Gesundheitsamt. Er habe keinen Anlass zu der Vermutung, dass etwas nicht korrekt gelaufen sei, so Widders. Nach der Mitteilung des Gesundheitsamts am Freitag habe sich die Landesbehörde umgehend mit dem Klinkum verständigt und sich Patientenakten und Befunde besorgt. Eine Begehung der Frühchenstation am Montag habe keine großen Mängel in den Hygienevorkehrungen des Klinikums ergeben. Anschließend sei die Öffentlichkeit informiert worden, sagte Widders.
Allen sechs derzeit betroffenen Frühchen gehe es gut, so die ärztliche Direktorin Vargas. Sie hätten nicht viele intravenöse Zugänge, einige würden über eine Magensonde ernährt. Das Risiko einer Infektion durch das Bakterium sinke zudem mit jedem Tag, da die Frühchen immer robuster würden.
Insgesamt gibt es in der Station Platz für 16 Frühchen. Momentan seien zehn Betten belegt. Um die Frühchen und Patienten auf der Kinder-Intensivstation mit sechs Betten kümmern sich laut Klinikum insgesamt 29 Pflegekräfte in Vollzeit. Seit der Entdeckung der Enterobacter am 25. Oktober sind insgesamt zehn Frühgeborene neu auf die Station aufgenommen worden.
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