Von Sabine Schicketanz: Kein Wort vom Stadtschloss
Günther Jauch bekam jetzt Post von Finanzminister Helmuth Markov zu Schäden am Fortunaportal
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Innenstadt - Neue Panne im bizarren Streit um das Fortunaportal: Erst einen Monat, nachdem die Schäden an dem mit einer Millionen-Spende von TV-Journalist Günther Jauch wiederaufgebauten Potsdamer Wahrzeichen bekannt wurden, hat das Land Brandenburg als Eigentümer des Portals mit Mäzen Jauch Kontakt aufgenommen. In einem Brief vom 22. Oktober, der den PNN vorliegt, teilt Finanzminister Helmuth Markov (Linke) Jauch nun mit, er wolle ihn „zum Stand der Arbeiten am Fortunaportal informieren“. Warum dies erst jetzt erfolgt, warum man Jauch nicht bereits unterrichtete, als die Schäden akut wurden, schreibt Markov nicht.
Der Finanzminister betont dagegen, dass das Land „das Gebäude mit großer Sorgfalt“ behandle. Das Fortunaportal werde „der Hauptzugang zum Landtagsneubau“ sein und damit einen „wichtigen Teil des Gebäudes bilden“, heißt es in dem Brief, in dem Markov das Stadtschloss mit keinem Wort erwähnt. Die Schäden am Portal seien bereits vor der Übergabe des Landtags-Grundstücks – und damit auch des Fortunaportals – von der Stadt ans Land im März 2010 festgestellt worden, so Markov. Damit geht das Schwarze-Peter-Spiel weiter: Seit Wochen schieben das Land und der städtische Sanierungsträger Potsdam sich im Fall Fortunaportal gegenseitig die Schuld zu. In seinem Brief an Jauch macht Markov für die derzeitige Lage außerdem die BAM Deutschland AG verantwortlich: Der Konzern, der im Landesauftrag den neuen Landtag in Stadtschloss-Gestalt für 120 Millionen Euro errichtet und für 30 Jahre betreiben wird, sei „vertraglich verpflichtet“ sicherzustellen, dass das Fortunaportal nicht beschädigt werde. Der Finanzminister schreibt außerdem, das Bauwerk sei trotz der Risse „standsicher“, es bestehe „keine Gefahr“.
Auf die von Experten geäußerte Vermutung, das Fortunaportal-Fundament sei im Zuge der Vorbereitungen für die Landtags-Tiefgarage, die bereits vor der offiziellen Übergabe im März stattfanden, rund fünf Zentimeter Richtung Nordwesten abgerutscht, ging Markov in seinem Brief nicht ein. Zuletzt hatte auch das Finanzministerium, das den Bau federführend betreuen soll, das Absacken und damit eine Schieflage des Bauwerks nicht mehr ausgeschlossen. Es werde „untersucht und geprüft“, hieß es. Offen bleibt auch, ob ein zeitigeres Stabilisieren des historischen Fundaments, wie es jetzt mittels der Hochdruck-Injektion von flüssigem Spezialbeton geschieht, die Schäden hätte verhindern können. Markov schreibt, die „Verfestigung des Baugrunds“ werde jetzt „nachgeholt“; man habe zunächst „mit Rücksicht auf die Bodendenkmäler“ darauf verzichtet. Eine Sanierung des Portals sei im Übrigen nicht notwendig, es werde lediglich eine „optische Überarbeitung“ geben.
Aus dem Brief an Jauch wird einmal mehr deutlich, dass sich weder die BAM, noch das Finanzministerium, das Land, der Landtag oder die Stadt Potsdam für die Information der Öffentlichkeit zum Parlamentsneubau zuständig sehen – obwohl es sich um die exponierteste öffentliche Baustelle des Landes Brandenburg handelt. Auf sein Schreiben an Jauch, der sich zu den Vorgängen auf Anfrage nicht mehr äußern will, hat Markov nach PNN-Informationen noch keine Antwort erhalten. Dabei betont der Finanzminister zum Schluss, er stehe „jederzeit zu einem persönlichem Gespräch oder gemeinsamen Essen bereit“.
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