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Vor Eröffnung des Potsdamer Garnisonkirchturms : Gegner richten Appell an den Bundespräsidenten
Die Stiftung Garnisonkirche soll auf das Kirchenschiff und den Preußenadler auf der Turmspitze verzichten, fordert eine Initiative. Damit soll die „Anschlussfähigkeit für Rechtsradikale“ ausgeschlossen werden.
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Der Lernort Garnisonkirche Potsdam fordert in einer Online-Petition, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier solle als Schirmherr des Wiederaufbaus sicherstellen, „dass das Projekt keine Anschlussfähigkeit für Rechtsradikale mehr bietet“. Daher solle die Stiftung Garnisonkirche ihre Satzung ändern und keinen Bezug mehr zum „Ruf von Potsdam“ von 2004 nehmen, dem eine geschichtsrevisionistische Täter-Opfer-Umkehr zugrunde liege.
Steinmeier spricht am kommenden Donnerstag (22. August) beim Festakt zur Eröffnung des Garnisonkirchturms. Seine Forderung hatte der Lernort bereit vor zwei Jahren gestellt. Dem „Ruf aus Potsdam“, mit Spenden für den Wiederaufbau eingetrieben werden sollten udn auf den sich die Stiftung bis heute bezieht, fehle ein klares Eingeständnis der deutschen Kriegsschuld, hieß es damals. Die Garnisonkirchenstiftung wies die Kritik damals zurück.
Der Lernort und sein wissenschaftlicher Beirat, der als wiederaufbaukritische Initiative der evangelischen Martin-Niemöller-Stiftung und der Universität Kassel gegründet wurde und den Wiederaufbau seit 2020 kritisch begleitet, fordert außerdem, auf militärischen Schmuck auf der Turmspitze zu verzichten, um einen Bruch zur Geschichte zu verdeutlichen. Nach jetzigen Plänen soll der bereits hergestellte und neben dem Turm in einem Käfig platzierte Preußenadler als sogenannte Wetterfahne wieder auf den Turm. Die Haube soll bis Sommer 2026 auf den Turm gesetzt werden.
Die Stiftung solle außerdem „endgültig und bedingungslos“ auf den Nachbau des Kirchenschiffs verzichten und einer Koexistenz mit dem benachbarten Rechenzentrum dauerhaft zustimmen, fordert die Initiative. So bleibe die Geschichte des Ortes „mit Bau und Gegenbau“ auch für zukünftige Generationen erkennbar, heißt es in einer am Freitag (16. August) veröffentlichten Erklärung zur Petition, die von unterschiedlichen Wissenschaftler, Historikern, Architekten und Theologen initiiert wurde, darunter Philipp Oswalt, Horst Junginger, Anette Leo, Gabi Dolff-Bonekämper, Susannah Heschel, Carsten Linke und Michael Karg. Inzwischen wurde die Petition mehr als 200 Mal unterzeichnet.
Die Verfasser verweisen auf frühere Vereinnahmungen des Wiederaufbaus durch Rechtsextreme, beispielsweise durch das zwischenzeitlich verbotene rechtsextreme Compact-Magazin, das zum Wiederaufbau schrieb 2018: „Preußens Herz muss wieder schlagen!“ Die Garnisonkirche sei nicht nur ein zentrales Symbol für den preußisch-deutschen Nationalismus, sondern seit mehr als hundert Jahren auch für Rechtsextreme.
Die Bürgerinitiative für ein Potsdam ohne Garnisonkirche ruft für Donnerstag zu Protesten auf.
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