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Landeshauptstadt: Keine grauen Schattenmänner

Drei ehemalige Außenpolitiker lehren an der Universität – seit gestern auch Botschafter a.D. Gunter Pleuger

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Griebnitzsee – Ein ganz besonderes Lehrangebot bietet die Uni Potsdam ihren Politikstudenten. Ab sofort wird der ehemalige UN-Botschafter Dr. Gunter Pleuger den Studierenden Seminare anbieten, die weitreichende Einblicke in die Praxis des Auswärtigen Dienstes bieten. Die Kombination von Theorie und Praxis nannte Pleuger gestern vor Journalisten als primäres Ziel des Studienangebotes. Dazu wird er mit den Studenten in Blockseminaren bis zum 23. Februar ein Planspiel ausarbeiten, in dem die Herausforderungen für die Vereinten Nationen anhand einer nachgestellten Debatte zur Sicherheitspolitik behandelt werden. „Hier lernen die Studierenden, wie auswärtige Politik gemacht wird: Dabei muss man nicht nur die Geschäftsordnungen kennen, sondern auch die üblen Verhandlungstricks der anderen“, verriet der ehemalige Diplomat. Die UNO sieht Pleuger vor dem Hintergrund der Gefahren von Terrorismus und Massenvernichtungswaffen als wichtige multilaterale Organisation der Zukunft. Allerdings müsse sie umfassend reformiert werden.

Pleuger wird mit seinem Seminar ähnliche Angebote des Honorarprofessors Dr. Walther Stützle – ehemaliger Staatssekretär im Verteidigungsministerium und Chefredakteur des „Tagesspiegel“ – und von Botschafter a.D. Dr. Dieter Boden ergänzen. In den Seminaren zur Internationalen Politik können jeweils rund 30 Studierende teilnehmen, die vorher ein strenges Auswahlverfahren durchlaufen haben. Vor dem Hintergrund des großen Interesses an den Praxis-Seminaren wies Walther Stützle darauf hin, dass es sich in erster Linie um wissenschaftliche Arbeit und nicht um Anekdoten-Stunden handele. Auch wenn die Studierenden natürlich die „Tricks“ der Diplomatie interessieren würden. Zwischen Wissenschaft und Politik sei durch das Angebot ein fruchtbarer, wenn auch nicht immer einfacher Kontakt entstanden. „Denn die Wissenschaft tut sich gerne schwer, und die Politik ist immer von der Hektik des Tagesgeschehens getrieben“, so Stützle. Die Seminare würden den Studierenden zeigen, dass die Politiker im Auswärtigen Amt keine „grauen Schattenmänner“ seien. „Und die Studenten wollen konkret wissen, wie Politik gemacht wird.“

Perspektiven eröffnen sich den Studierenden durch die Seminare vor allem in den Feldern der Verwaltung, Politikberatung, Wirtschaft und Wissenschaft. Im Auswärtigen Dienst allerdings sei die Kapazität begrenzt, aufgenommen werden jährlich nur rund 45 neue Mitarbeiter, von denen wiederum nur rund ein Drittel Politologen sind. Allerdings, so erläuterte Gunter Pleuger, schaffe die Globalisierung zahlreiche Jobs im internationalen Rahmen. Jan Kixmüller

Weitere Infos:

www.uni-potsdam.de/u/ls_interorg/

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