ORTSTERMIN: Keine Kompromisse
Brandenburg ist ein gefährliches Pflaster. Allein schon die Alleen.
Stand:
Brandenburg ist ein gefährliches Pflaster. Allein schon die Alleen. „Ein Baum kann Leben kosten“, mahnt derzeit das mobile Denkmal für die Verkehrstoten auf dem Luisenplatz. An der großen Fontäne knipst eine asiatische Touristin ein Erinnerungsfoto – und trägt Mundschutz und Sonnenhut. „Lärm macht krank“ ist auf dem Rücken einer neongelben Weste daneben zu lesen. Die Fluglärmgegner versammeln sich am Mittwochmittag erstmals auf dem zentralen Luisenplatz zur Mahnwache für ein striktes Nachtflugverbot am neuen Großflughafen BER.
Zwei Monate lang hatten die Aktivisten aus Potsdam, Kleinmachnow oder Teltow zuvor unter ungemütlichsten Witterungsbedingungen allwöchentlich vor der Staatskanzlei protestiert – reagiert habe dort nie jemand, sagt Roland Skalla, der sich in der Kleinmachnower Bürgerinitiative und in der Problem-BER-Kampagne engagiert. Und Passanten gab es in der Heinrich-Mann-Allee auch kaum.
Darum der Standortwechsel. „Wir wollen das Thema bei der Bevölkerung im Bewusstsein halten“, erklärt Skalla. Um den Hals trägt der 62-jährige Ingenieur einen Fluglärmgegner-Schal, obwohl es dafür heute eigentlich zu warm ist. „Überflieger stoppen“ und „Kein Nachtflug 22 – 6 Uhr“ ist darauf zu lesen.
Dass das uneingeschränkte Nachtflugverbot trotz des erfolgreichen Volksbegehrens und der Unterstützung im Landtag noch nicht durchgesetzt ist, ärgert die Fluglärmgegner. Dabei wäre die nötige Änderung „ein schlichter Verwaltungsakt“, den Brandenburg auch ohne die Zustimmung aus Berlin vornehmen könnte, argumentiert Skalla und beruft sich auf das Rechtsgutachten einer Würzburger Anwaltskanzlei, das die Lärmgegner vor wenigen Tagen an Brandenburgs Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD) übergeben haben (PNN berichteten).
Immerhin: Einige neugierige Blicke können Skalla und die zwei Handvoll Mitstreiter am Mittwoch auf sich ziehen. Ein Radler macht Halt und will mehr wissen. Droht Fluglärm über Caputh? Auch dort könnte es im Zweifel laut werden, bekommt er erklärt. Sicher ist nichts – solange es das uneingeschränkte Nachtflugverbot nicht gibt. „Da gibt es für uns keine Kompromisse“, sagt Skalla, der erst am Dienstag vor dem Dienstgebäude von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) protestiert hat. Nächsten Mittwoch fällt die Mahnwache wegen des Maifeiertags aus. Am 8. Mai heißt es wieder: Treffpunkt 12 Uhr auf dem Luisenplatz.
Seite 16
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: