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© Ottmar Winter PNN

Keine Verbesserung fürs Fahrradklima: Potsdam rutscht bei deutschlandweiter Umfrage leicht ab

Teilnehmer geben nur noch Schulnote 3,7 für das Radfahren in der Landeshauptstadt - allerdings sind viele andere Kommunen noch schlechter.

Befriedigend bis ausreichend und tendenziell noch ein wenig schlechter als 2020 – so bewerten Radfahrerinnen und Radfahrer die Fahrradfreundlichkeit in Potsdam. Beim Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) erreicht die Landeshauptstadt, immerhin Gründungsmitglied der AG Fahrradfreundliche Kommunen in Brandenburg, nach 2020 erneut eine Gesamtnote von 3,7. 2018 stellten die Radfahrer der Stadt noch die Note 3,6 aus, 2012 und 2014 sogar noch die 3,4.  

Unter den deutschlandweit 40 Vergleichsstädten mit ähnlicher Größe liegt Potsdam weiter auf Platz 8. Sieger Erlangen kommt auf eine Note von 3,24, der Bundesdurchschnitt liegt bei 4,1. An der Umfrage, die der ADFC alle zwei Jahre durchführt, haben sich im vergangenen Jahr genau 1025 Radfahrer und Radfahrerinnen in Potsdam beteiligt – rund 30 mehr als zwei Jahre zuvor.

Gerade bei den von den Befragten als besonders wichtig empfundenen Themen „Sicherheitsgefühl“, „Konflikte mit Autofahrern“, „Hindernisse auf Radwegen“ oder „Breite von Radwegen“ haben die Teilnehmer durchweg schlechte Noten erteilt - zwischen 4,0 und 4,7 reichte hier die Notenspanne.

Besonders schlechte Noten bekommt Potsdam für das Problem Fahrraddiebstahl: eine glatte 5,0, noch einmal 0,3 Punkte schlechter als 2020. Auch die Falschparkerkontrollen auf Radwegen erhalten nur die Note 4,6. Nur mit 4,5 wird auch die Fahrradmitnahme im öffentlichen Nahverkehr, die Ampelschaltungen für Radler und das Fahren im Mischverkehr mit Autos bewertet. Die Note 4,4 erhält die Situation für Radler an Baustellen.

5,0
lautet der schlechte Notenwert für das Problem Fahrraddiebstähle in Potsdam

Sonderfragen hat es diesmal zum Radfahren im ländlichen Raum gegeben. Dabei bewerteten die Befragten die Möglichkeit, das Rad am nächstgelegenen Bahnhof sicher, wettergeschützt und komfortabel abzustellen, nur mit der Note 3,9. Die Note 3,6 wurde zur Frage nach der Sicherheit der Radwege in die Nachbarorte vergeben.

Bitter auch für die eigentlich gerade für mehr Fahrradförderung angetretene Rathauskooperation aus SPD, Grünen und Linken: Bei der Kategorie „Fahrradförderung in jüngster Zeit“ vergaben die Befragten nur noch die Note 4,1 - nach 3,9 im Jahr 2020. Das ist auch ein etwas schlechterer Wert als der Bundesdurchschnitt vergleichbarer Orte. Auf 3,9 leicht verschlechtert hat sich auch das Thema „Winterdienst auf Radwegen“. Und nur noch in einer von 32 abgefragten Kategorien wird die Note gut vergeben - für die Erreichbarkeit des Stadtzentrums. Noch den Wert 2,5 erhielten die Themenfelder „Radfahren für Alt und Jung“ und „öffentlich zugängliche Leihfahrräder“.

Viele Radwege sind deutlich zu schmal.

Potsdams ADFC-Kreischef Philipp Otto

In einer ersten Reaktion erklärte ADFC-Kreischef Philipp Otto, zwar sei in Potsdam der Anteil der mit dem Rad gefahrenen Strecken mit rund 30 Prozent vergleichsweise hoch. Doch hätten die Zufriedenheitswerte in den vergangenen Jahren stetig abgenommen. So würden zwei Drittel der Radler den Straßenverkehr als unsicher empfinden - wie berichtet, war auch die Zahl der verletzten Radfahrer im vergangenen Jahr gestiegen. „Daran ist besonders die ungerechte Flächenaufteilung schuld: Viele Radwege sind deutlich zu schmal.“ Bei der gemeinsamen Fahrbahnnutzung mit Autos fühlten sich 78 Prozent bedrängt. „Insofern wird die Fahrradinfrastruktur dem Bedarf in keinster Weise gerecht.“ Hier sei die Kommunalpolitik gefragt.

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Auch anderswo in Brandenburg ist die Lage nicht gut

Auch andere Städte in Brandenburg schneiden nicht gut ab. Cottbus erreicht 4,08, Frankfurt (Oder) die Note 4,24 und Brandenburg/Havel die 4,34. Insgesamt erreichte Brandenburg auch nur die Note vier. Angesicht dieser Ergebnisse für die Mark kritisierte der Landesvorsitzende des ADFC Brandenburg, Stefan Overkamp: „Wie die Verkehrswende gelingen soll, wenn man so weit hinter den Erwartungen derjenigen zurückbleibt, die man für das Radfahren gewinnen will, ist mir ein Rätsel.“ Er forderte eine bessere Radwege-Infrastruktur nach dem Vorbild der Niederlande. „Ein durchgängiges Radwegenetz, sichere Kreuzungen, eindeutige Wegführung, hoher Komfort. Da kann jeder stressfrei fahren, auch Kinder und Senioren.“

Besser schneidet im Test übrigens Kleinmachnow mit der Gesamtnote 3,64 ab. Zu den Gewinnern zählt auch das stark verbesserte Michendorf mit einer 3,85. Andere Städte in der Region wie Falkensee kommen auf 4,16, Werder (Havel) auf 4,49 und Stahnsdorf auf 4,02.

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