Landeshauptstadt: Klappe, Ton und Wolkenbruch
Filmbüro beim Kulturhauptstadtdreh im Clinch mit Petrus
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Filmbüro beim Kulturhauptstadtdreh im Clinch mit Petrus Von Hella Dittfeld Potsdam will sich als Kulturhauptstadtbewerber 2010 mit einem neuen Image- Trailer vorstellen und gestern sollte – so hatten es die Filmemacher erhofft – über den Dreharbeiten ein freundlicher Himmel wachen. Doch der weinte stattdessen dicke Tränen und so fiel der Dreh zwischen Schloss Sanssouci und dem Neuen Palais erst einmal ins Wasser. Mit den Einstellungen an der Orangerie hatte die 10-Personen-Crew des Filmbüros Potsdam von Wolfgang Dümcke dagegen mehr Glück. Da konnte man sich in die Innenräume zurückziehen. „Seit dem 1. Juli warten wie auf passendes Wetter“, meinte Regisseur Dümcke etwas frustriert. „Normalerweise könnte so ein Trailer in zwei bis drei Tagen abgedreht sein, doch bei diesem Wetter“ Gestern jedenfalls war der Himmel entschieden gegen einen zügigen Drehablauf und – wer wird denn abergläubisch sein – hoffentlich ist er nicht auch gegen Potsdam als Kulturhauptstadt. Doch Kleinbeigeben gilt nicht. Produktionsleiterin Andrea Arndt zeigt sich optimistisch. Sie hat bei der Firma MC Wetter angerufen und die verspricht ab 13 Uhr „bewölkt bis heiter“. Also wird eine Sequenz in den Kulissen von Studio Babelsberg vorbereitet, in einer Filmstraße, die schon für „Sonnenallee“, „Der Pianist“, „Beyond the Sea“ und andere Filme den passenden Hintergrund abgab. Doch 13 Uhr rieselt immer noch der Dauerregen, 13.30 Uhr wird das Himmelsgrau etwas heller und nachdem alle ihre Plätze eingenommen haben, gibt es 13.40 Uhr – nein, nicht etwa den ersten Sonnenstrahl – einen Wolkenbruch, der sogar die vorbereiteten Standmarkierungen für das hübsche junge Gründerzeitpaar wieder abwäscht. Schließlich dann doch himmlische Aufhellung und die erste Klappe mit Kameraschwenk hinter die Hausfassaden-Kulissen. Potsdam präsentiert sich in dieser Sieben-Sekunden-Sequenz als Filmstadt. Und sie wird das auch als Stadt der Parks und der besonderen Architektur tun. Diese drei Welten sollen im Trailer schlaglichtartig aufleuchten. „Und wie beim Bolero von Ravel wird das Tempo immer schneller“, erläutert Dümcke. Außerdem verspricht er ungewöhnliche Sichten auf Altbekanntes. So aus dem Hubschrauber auf Sanssouci und Charlottenhof. Die Hauptallee in Richtung Neues Palais soll die Kamera in fünf Meter Höhe „durchfliegen“, ein schnelles Motorboot unter der Glienicker Brücke durchpreschen. „Potsdam weckt Visionen“ heißt der Bewerbungsslogan und das sollen auch die Bilder zeigen. Gedreht wurde schon in der Russischen Kolonie Alexandrowka, im Holländischen Viertel und am Bassinplatz, wo sich Geschichte von italienisch beeinflusstem Kirchencampanile bis sowjetischem Soldatenfriedhof präsentiert. Nicht einmal eine ganze Minute soll der gesamte Trailer lang sein, mit dem sich die Stadt auf Messen, Veranstaltungen, in Kino und Fernsehen vorstellen wird. Wie hoch sein Budget ist, wollte Dümcke nicht verraten, nur so viel, dass man ohne Sponsoren nicht auskommen würde. Ein Teil des Geldes kommt von der Kulturhauptstadt GmbH, ein weiterer von den Stadtwerken, aber auch solche „Details“ wie das Motorboot oder eben die Filmstraße werden kostenlos zur Verfügung gestellt. Und egal, wie sich der Himmel zur Kulturhauptstadtbewerbung stellt – Ende August wird der Werbefilm fertig sein.
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