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Landeshauptstadt: Kleiner Klappertopf in Gefahr
4. Naturschutztag im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte
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Innenstadt/Sanssouci - Sie heißen Kleiner Klappertopf und Teufelsabbiss. Doch gar so lustig wie ihr Name ist das Schicksal dieser beiden Pflanzenarten nicht, denn ihre Bestände sind gefährdet. In Potsdam bietet ihnen der Park Sanssouci ein Refugium. Auf den weitläufigen Wiesen des Schlossparks fühlen sich diese beiden botanischen Raritäten wohl. Ein wesentlicher Grund dafür ist die extensive Bewirtschaftung dieser Flächen durch die Schlösserstiftung. Darauf wiesen am vergangenen Samstag Franziska Hoehl und Thilo Heinken von der Universität Potsdam hin. Auf dem diesjährigen Naturschutztag im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte hielten die beiden Wissenschaftler ein Referat, das sich dem Park Sanssouci und seiner Bedeutung für den botanischen Artenschutz widmete.
Für viele gefährdete Pflanzenarten sei der Schlosspark ein willkommenes Refugium, sagten die beiden Wissenschaftler am Samstag. Der Park Sanssouci mit seinen Trocken- und Halbtrockenrasen sowie den Feuchtwiesen böte diesen Pflanzen gute Bedingungen, so die Wissenschaftler. Die Schlösserstiftung dünge ihre Wiesen- und Rasenflächen nicht. Das sei eine wichtige Voraussetzung für den Erhalt der Artenvielfalt im Park, so Heinken.
Der völlige Rückzug des Menschen wäre indes auch nicht gut für die gefährdeten Pflanzen, wie Heinken ausführte: „Die Arten haben hier überlebt durch die andauernde Pflege der Parkanlagen.“ Es gebe im Park eine große „Nutzungs- und Habitatkontinuität“. Die schutzwürdigen Areale würden also schon seit langer Zeit in derselben Weise genutzt, weshalb sich die Pflanzen über viele Jahre hinweg an diesen Standorten haben ausbreiten können, erklärte Heinken. Jedoch käme es bisweilen zu Konflikten zwischen den Ansprüchen der Gartendenkmalpflege und den Belangen des Artenschutzes. Rekonstruiere die Schlösserstiftung beispielsweise einen historischen Weg, der unter dem Bewuchs der letzten Jahrzehnte längst versunken war, so würden auf der betroffenen Fläche Arten verschwinden, die sich diesen Lebensraum in der Zwischenzeit erobert hatten. Auch Neuanpflanzungen von Bäumen können laut Heinken zur Verdrängung von Pflanzenarten führen. Denn mit den Bäumen käme nicht nur der Schatten, auch die zusätzlichen Nährstoffe würden den Boden verändern und auf diese Weise so manche Pflanze zum Aufgeben zwingen.
Der Naturschutztag, der von den Städten Brandenburg, Potsdam und dem Landkreis Potsdam-Mittelmark veranstaltet wurde, widmete sich auch dem Baumschutz im städtischen Siedlungsbereich. Wie Ingo Lembcke von der Unteren Naturschutzbehörde der Landeshauptstadt berichtete, gebe es im Potsdamer Stadtgebiet einschließlich der eingemeindeten Orte etwa 35 000 Straßenbäume. Über 10 000 davon seien in den letzten 20 Jahren gepflanzt worden, so Lembcke. Zum einen habe man an bestehenden Straßen Bäume nachgepflanzt, zum anderen seien Bäume an neu angelegten Straßen, etwa im Bornstedter Feld, gepflanzt worden. Wie viele Straßenbäume es im heutigen Stadtgebiet vor 20 Jahren gab, konnte Lembcke nicht sagen.
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