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Homepage: Klima, Erde, Mensch

Potsdam wird für eine Woche zum Mekka der Geologen. Eine Fachtagung nicht nur für Experten.

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Geologen werden meist dann in der Öffentlichkeit wahrgenommen, wenn es irgendwo auf dem Erdball ein Erdbeben, einen Tsunami oder andere Katastrophen gibt. Doch die Erdkundler haben wesentlich mehr zu bieten. Über ihren Beitrag zur Klimadebatte und ihre mangelnde Wahrnehmung in den Medien diskutiert die Geologische Vereinigung vom 25. bis 29. September in Potsdam.

Kernthema der Jahrestagung sind Oberflächen auf dem Globus und ihre Bedeutung für die menschliche Umwelt. Welche Auswirkungen hat die Verschiebung der tektonischen Platten? Wie wirkt sich die Gebirgsbildung auf das Klima aus? „Wenn der Himalaya sich hebt, bildet das Gebirge eine Grenze für ankommende Niederschläge. Regen und Bodenabgänge sind die Folge“, erklärt Dr. Markus Safaricz vom Organisationsbüro an der Uni Potsdam ein Beispiel. „Wir fragen, welche Auswirkungen das auf das Klima in Asien hat und welche Gefahren sich daraus ergeben.“ Weitere Beispiele seien Effekte der Plattentektonik auf Tsunamis oder Rückschlüsse aus vergangenen Bodenstrukturen. „Alles zielt auf eine bessere Gefahrenabschätzung. Wo drohen neue Extreme? Wo müssen Menschen von der Küste weg weiter ins Land hinein ziehen?“, erläutert Safaricz.

Zur Konferenz werden 250 Teilnehmer aus der ganzen Welt erwartet, darunter Koryphäen aus den USA und England. Ausrichter der Jahrestagung der Geologischen Vereinigung sind die Universität Potsdam, das GeoForschungsZentrum (GFZ) und die FU Berlin. Neben Fachdiskussionen und Vorstandssitzungen haben die Organisatoren auch ein Rahmenprogramm für den wissenschaftlichen Nachwuchs und interessierte Laien geschaffen. So findet am Mittwoch, dem 27. September, um 19 Uhr ein öffentlicher Vortrag im Nikolaisaal statt. Der Eintritt ist kostenlos. Prof. Rolf Emmermann, Direktor des GFZ, wird sich bemühen, die wissenschaftlichen Inhalte der Konferenz in eine allgemein verständliche Sprache zu bringen. Thema seines Vortrags ist „Die Erfassung des Systems Erde mit Satelliten und Fernerkundungstechnologien“.

Im Anschluss gibt es einen Empfang für die Teilnehmer der Jahrestagung. Das Publikum des öffentlichen Vortrags ist eingeladen, hier weitere Fragen an das Fachpublikum zu stellen. Wissenschaftsministerin Johanna Wanka wird zudem die internationalen Gäste begrüßen und einen Preis verleihen. Im Vorfeld der Konferenz waren Schulklassen aufgerufen, wissenschaftliche Poster zu geologischen Themen zu gestalten. Die besten Entwürfe werden nun ausgezeichnet.

Während die Jahrestagung für die meisten Teilnehmer am Mittwoch beginnt, muss der wissenschaftliche Nachwuchs schon am Montag ran. Die Organisatoren der Jahrestagung haben eine Reihe von Workshops im Programm, in denen Gastdozenten von der Stanford University, aus Padua sowie aus Berlin und Potsdam referieren. „Das sind Kurse auf sehr hohem Niveau“, sagt Safaricz. Entsprechend groß war das internationale Interesse im Vorfeld. Themen der Workshops sind unter anderem die 3D-Modellierung von Erdbeben und die Bedeutung von Beobachtungen in geologischen Schichtenfolgen.

Am Mittwoch übernehmen dann die Professoren das Wort. Experten aus Berkeley, Amsterdam oder vom MIT in Boston haben zwei Tage zur Verfügung, um eine Einführung in die Themen des Workshops zu geben. „Sie bringen uns auf den neuesten Stand der Dinge“, erklärt Safaricz. Daran schließen sich dann ab Donnerstagnachmittag die Parallelsitzungen der Experten an.

Daneben bleibt Raum für eine weitere Frage, die die Geologen bewegt. „Wir haben beobachtet, dass die Geowissenschaften in den Medien zu wenig wahrgenommen werden. Andere Disziplinen sind da besser abgedeckt“, sagt Safaricz. Lediglich wenn Katastrophen auftreten, sei ein öffentliches Interesse an der Geologie zu erkennen. Deshalb wollen die Mitglieder der Geologischen Vereinigung auch beratschlagen, wie sie in Zukunft ihr Fachwissen gezielter in die Öffentlichkeit bringen können. Das ist auch deshalb nötig, weil die Finanzierung von Großveranstaltungen wie der aktuellen Konferenz immer schwieriger wird. Eine öffentliche Finanzierung gibt es nur noch für jedes zweite Jahr. Die Potsdamer Konferenz liegt im Zwischenjahr. Deshalb ist man allein auf die Einnahmen aus Teilnehmergebühren und Sponsorengeldern angewiesen. Die Aufwandsentschädigungen für Gastredner aus dem Ausland machen die Kalkulation des Budgets zu einer Kunst für sich. So ist das Streben nach mehr Öffentlichkeit auch ein Kampf ums zukünftige Überleben für die Geologische Vereinigung. Die Besucher des Öffentlichen Vortrags im Nikolaisaal können davon profitieren.

Tagung vom 25. bis 29.9. im Institut für Geowissenschaften, Uni-Campus Golm, Abendvortrag am 27.9. um 19 Uhr im Nikolaisaal,W.-Staab-Str. 10-11

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