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Ob in Brasilien oder Deutschland: Die Mehrheit der Menschen lebt in Städten. Die Probleme, aber auch die Strategien zu mehr Nachhaltigkeit, sind jedoch verschieden.

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Wissenschaftler diskutieren in Potsdam über globale Nachhaltigkeit – mit unterschiedlichen Ansätzen

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Wie können Städte gleichzeitig ökologisch, ökonomisch und sozial gerecht sein? Sind CO2-neutrale Metropolen möglich? Können Städte sich zu geschlossenen Wirtschaftsräumen inklusive Landwirtschaft entwickeln? Über diese und ähnliche Fragen werden sich 35 Nachwuchswissenschaftler aus 25 Ländern vom ersten bis zwölften Juli in Potsdam austauschen. Die unter anderem aus China, den USA, Finnland, Ghana, Brasilien oder der Mongolei stammenden Teilnehmer gehören zu den besten Köpfen in ihren Bereichen – ausgewählt wurden sie aus insgesamt 360 Bewerbungen.

Die Zusammenkunft erfolgt im Rahmen der Summer School für Globale Nachhaltigkeit, die zum zweiten Mal in Potsdam stattfindet und vom Nachhaltigkeitsinstitut IASS (Institute for Advanced Sustainability Studies), dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) mit dem US-amerikanischen Santa-Fe-Institute organisiert wird. Gefördert wird die Summer School unter dem Titel „Complex(c)ity – Urbanisierung und Energie-Transit im Klimawandel“ von der Robert-Bosch-Stiftung.

Unter den 35 Teilnehmern sind nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Stadtplaner, Ökonomen, Ingenieure und Chemiker. Zu ihnen zählt die ehemalige Potsdamer Studentin Anna Cavazzini, die seit vier Jahren als wissenschaftliche Beraterin im Brüssler EU-Parlament arbeitet. „Mich interessiert, wie man eine Gesellschaft dazu bringen kann, die Energiewende zu unterstützen“, sagt die 30-Jährige über ihre Erwartungen, „selbst in einem hochentwickelten Land wie Deutschland ist das schwierig.“ Zwar haben in Brandenburg fast alle größeren Kommunen inzwischen eigene Energiekonzepte, der Anteil der Menschen, die Ökostrom-Tarife nutzen, steigt, gleichzeitig gibt es aber immer mehr Widerspruch, etwa weil Windkraftanlagen näher an die Häuser heranrücken und Strom teuer ist.

Cavazzini ist gespannt, welchen Blickwinkel Teilnehmer aus Schwellenländern wie Indien oder China auf diese Frage haben: „Hier redet man endlich mal mit ihnen statt über sie.“ Dabei sind Meinungsverschiedenheiten vorprogrammiert: Bei der Vorstellungsrunde hatte ein Teilnehmer aus Brasilien leidenschaftlich betont, man müsse Methoden finden, durch die politische Entscheidungen nicht mehr von oben, sondern ausschließlich von unten aus dem Volk getroffen werden. „Dem stimme ich nicht ganz zu“, sagt Cavazzini skeptisch, die sich nebenbei politisch bei den Grünen engagiert. „Ich denke, man braucht beides – Beteiligung der Bürger, aber auch gescheite Regierungen.“

Vom Meinungsaustausch profitieren die Forscher, wie Drummond Lawson bestätigten kann. Der Kanadier mit norwegisch-deutschen Wurzeln hat bereits vor ein paar Jahren an einer IASS-Summer-School in Oslo teilgenommen: „Ich habe gelernt, dass Umweltprobleme in Kanada etwas völlig anderes bedeuten als in Nepal oder Deutschland.“ Seiner Ansicht nach steht die Bundesrepublik in Sachen Nachhaltigkeit gut da: „Die Regierung und Firmen wie Siemens haben viel gemacht - wir können einiges davon lernen.“

Andere Länder haben teils noch stärker mit Problemen zu kämpfen, etwa der Aufheizung von Städten durch Luftverschmutzung und mangelnde Grünflächen. „Städte wie Teheran mit 13 Millionen Menschen sind schwer zu kühlen“, sagt eine der Teilnehmerinnen, die iranisch-stämmige Meteorologin Parisa Shahmohamadi. Sie simuliert die Effekte, die etwa die Bepflanzung von Dächern auf das urbane Mikroklima haben kann.

Überall gilt: „Eine Mehrheit der Weltbevölkerung wohnt heute in Städten, und das wird weiter zunehmen“, sagt IASS-Direktor Klaus Töpfer. „Wir leben in einem urbanen Millenium und viele unserer Probleme können nur über die Städte gelöst werden.“ Zum Beispiel die Energiegewinnung: Dafür könnten etwa transparente, organische Solarmodule an den Wänden von Häusern angebracht werden.

Auf dem Programm der Summer School stehen über 40 Vorträge und Diskussionen, auch ein Theaterworkshop soll den wissenschaftlichen Diskurs fördern: Die Teilnehmer sollen sich dabei in die Rollen verschiedener Interessengruppen versetzen.

Am 8. Juli um 18.30 Uhr lädt die Summer School zur öffentlichen Podiumsdiskussion „The Way to the City of the Future“ – in Englisch – in die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften in Berlin ein. Um Anmeldung wird gebeten: cityofthefuture8july@pik-potsdam.de.

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