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Landeshauptstadt: Kochen wie die Franzosen

Das Oberstufenzentrum „Johanna Just“ feiert zehnjährige Partnerschaft mit dem Gymnasium „François Mitterrand“ in Burgund

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Als angehender Koch auch einmal in einer französischen Küche arbeiten – was läge näher? Zehn Jahre lang schon pflegt das Oberstufenzentrum „Johanna Just“ eine Schulpartnerschaft mit dem beruflichen Gymnasium „François Mitterrand“ in Château-Chinon in der Region Burgund. Am heutigen Donnerstag wird das Jubiläum mit Gästen aus Frankreich und von den beteiligten Potsdamer Hotels gefeiert. Denn nicht nur die deutschen Auszubildenden reisen ins Gourmet-Land Frankreich – umgekehrt kommen auch französische Schüler nach Potsdam, um hier in Hotels wie dem Mercure, Dorint, Cecilienhof oder dem Seminaris praktische Erfahrungen zu sammeln. Rund 300 Schüler waren es bisher insgesamt.

Angefangen hat es vor zehn Jahren mit einem Brief von der Schule aus dem Burgund – vermittelt über das Deutsch-Französische Sekretariat, eine von der Bundesregierung finanzierte Austauschorganisation für die berufliche Bildung, erinnert sich Dorothea Wollenberg, Französischlehrerin am OSZ. Château-Chinon sei ein kleiner Ort, „da gibt es praktisch nur die Schule“, erzählt Wollenberg. Insgesamt sechs Wochen dauert das Austauschprogramm, an dem pro Jahr je 15 Schüler von beiden Schulen teilnehmen. Neben der theoretischen Vorbereitung arbeiten sie auch drei Wochen direkt in Betrieben vor Ort. Die Kosten für Reise, Unterkunft, und ein Kulturprogramm übernimmt das Deutsch-Französische Sekretariat – knapp 1000 Euro pro Person.

Größtes Problem sei meist die Sprachbarriere, sagt Dorothea Wollenberg. Die Schüler würden daher auch sprachlich gezielt auf den Einsatz vorbereitet: „Das fängt bei den Uhrzeiten an, damit sie ihre Arbeitspläne verstehen können.“ Auch Vokabeln für die Arbeitsgeräte und ein kurzes Gespräch mit Gästen werden vermittelt. In der Praxis sind die Potsdamer dann meist auf sich gestellt: Maximal zwei Deutsche arbeiten gemeinsam in einem französischen Hotel – und die verschiedenen Einrichtungen seien weit über die Weinbauregion Burgund verstreut.

Dass der Austausch den Schülern vor allem ihrer Persönlichkeit zugute kommt, beobachtet Wollenberg immer wieder. Sie kämen mit gestärktem Selbstbewusstsein und größerer Selbstständigkeit nach Potsdam zurück. „Wir haben es ja immer öfter mit jungen Leuten zu tun, die vorher noch nicht im Ausland waren“, gibt die Französischlehrerin zu bedenken. Auch die Ausbildungsbetriebe schätzten das Programm, für das sie ihre Lehrlinge immerhin von der Arbeit freistellen müssen.

Auch unvergessliche Erlebnisse nehmen viele Schüler mit zurück: So habe etwa ein angehender Koch bei der traditionellen und exklusiven Weinversteigerung des Hospizes in Beaune – das Ereignis des Jahres – für 1000 geladene Gäste mitgekocht. „So etwas macht die Schüler stolz“, sagt Wollenberg.

Für die Franzosen wiederum sei der Aufenthalt in Potsdam und die Arbeit in „richtigen“ Hotels ein Sprung ins kalte Wasser: Denn in Frankreich sei der Praxisanteil in der Ausbildung anders als in Deutschland eher gering, grundlegende Fertigkeiten lernen sie nicht im Betrieb, sondern „unter Laborbedingungen“ an der Schule.

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