Landeshauptstadt: Kostenfaktor Vandalismus
Randalierer und Sprayer verursachen in Potsdam jährlich Schäden in Höhe von Zehntausenden Euro
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Zerschmetterte Scheiben von Haltestellenhäuschen oder mit Graffiti beschmierte Wände und Skulpturen in Welterbeparks – Jahr für Jahr müssen öffentliche Einrichtungen und Unternehmen in Potsdam Zehntausende Euro ausgeben, um Vandalismusschäden zu beseitigen. Die Tendenz: gleichbleibend bis leicht rückläufig. Das zeigt eine PNN-Recherche.
So musste allein die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) im Jahr 2011 rund 130 000 Euro wegen Vandalismus und anderen Schäden zahlen, wie Sprecherin Tina Schümann auf Anfrage erklärt: „Für das vergangene Jahr liegen noch keine genauen Zahlen vor, aber die Situation ist ungefähr gleich.“ Dabei handele es sich bei 30 Prozent der Fälle um Schmierereien an Parkbänken oder Gebäuden.
Besonders teuer seien die Schäden an Skulpturen, wie etwa geschehen beim denkmalgeschützten Figurenrondell im Park Sanssouci. Die Reparatur solcher Fälle könne Tausende Euro kosten, so Schümann. Zugenommen habe in den vergangenen Jahren auch der Diebstahl von Metallteilen wie Dachrinnen, Kupferkabeln und Blitzableitern. „Und im Babelsberger Park ist das mutwillige Zerstören von Parkbänken leider weit verbreitet - wie auch in unseren Berliner Anlagen.“ Als Gegenmaßnahmen setze die Schlösserstiftung unter anderem auf Videoüberwachung, zusätzliche Beleuchtung und das schnelle Entfernen von Graffiti, sagt Sprecherin Schümann.
Auch der Potsdamer Verkehrsbetrieb hat seit 2008 jährlich mit Schäden in Höhe von 90 000 bis 110 000 Euro zu tun – mit leicht sinkender Tendenz, wie Unternehmenssprecher Stefan Klotz auf PNN-Anfrage sagte. Dabei gehe es um beschmierte Tram-Fenster, zerstochene Bussitze und kaputte Fahrscheinautomaten. Allerdings seien die Schäden im Innenraum der Fahrzeuge zurückgegangen, so Klotz. Denn die seien von Videokameras überwacht – eine mögliche Gegenmaßnahme gegen Vandalismus. Bewährt habe sich auch, regelmäßig die zerkratzten Fensterschutzfolien auszutauschen und Graffiti schnell zu entfernen, so der Sprecher: „Wir möchten den Verursachern von Schmierereien keine Präsentationsplattform für ihre Werke bieten.“
Auf eine ähnliche Strategie setzt die Wall AG, die in Potsdam zum Beispiel Aufsteller für Plakate und andere Stadtmöbel besitzt. „Die schnelle Behebung des Schadens verringert die Gefahr einer Nachfolgetat am gleichen Produkt deutlich“, sagt Wall-Sprecherin Frauke Bank. Alle Stadtmöbel würden darum wöchentlich überpüft – Reparaturen sollen möglichst innerhalb von 24 Stunden erfolgen. Insgesamt sei die Zahl der zerstörten Glasscheiben seit 2008 deutlich rückläufig – die Schäden durch Graffiti seien in ihrer Anzahl dagegen gleichbleibend. Genaue Kosten für Reparaturen nannte Wall-Sprecherin Bank aber nicht.
Auch die kommunale Bau- und Wohnungsholding Pro Potsdam macht keine genauen Aussagen zu den Kosten durch Vandalismus. Denn wie Sprecherin Jessica Beulshausen erklärte, würden Hausmeister in den Wohnobjekten kleinere Schäden sofort beseitigen: „Diese werden nicht im System erfasst.“ Allerdings habe es im letzten Quartal 2012 vermehrt großflächige Graffiti an Pro-Potsdam-Objekten gegeben. Wie berichtet hatten offenbar Sympathisanten der linken Szene mit Schmierereien unter anderem gegen den geplanten Verkauf der Heidesiedlung in Babelsberg durch die städtische Gesellschaft protestiert. Die Pro Potsdam hatte Strafanzeigen bei der Polizei gestellt.
Bei den Ermittlern landen viele Anzeigen. 2044 Sachbeschädigungen in Potsdam seien 2011 registriert worden – fast genauso viele wie im vergangenen Jahr, sagt Polizeisprecherin Ingrid Schwarz. Die genauen Zahlen will die Polizei erst in ihrer für den Frühjahr angekündigten Kriminalitätsstatistik herausgeben. Allerdings sagte Schwarz, knapp die Hälfte aller Anzeigen würden wegen Graffiti gestellt und etwa ein Viertel wegen Schäden an Autos.
Konstant hoch bleibt auch die Zahl der Fälle von Vandalismus in den Bahnhofspassagen. Wie Center-Managerin Jana Strohbach sagt, würden jährlich Kosten in Höhe von rund 60 000 Euro entstehen – nicht nur wegen Schmierereien, sondern auch durch etwa ein Dutzend beschädigter Türen und knapp zehn eingeschnittener Handläufe an Rolltreppen. „Die Kosten verbleiben zum Großteil bei uns, da die Verursacher kaum gefasst werden.“ Der Wachschutz und die Videoüberwachung führten nur selten zur Ermittlung der Täter, sagt Strohbach.
Die Stadtverwaltung und ihr Immobilienservice KIS kämpfen ebenfalls mit Vandalismus – wenngleich auch mit leicht abnehmender Tendenz. Laut Stadtsprecher Markus Klier lag die Höhe der Schäden allein durch Schmiereien 2011 bei 67 000 Euro – ein Jahr später waren es immerhin 13 000 Euro weniger. Als eine Gegenmaßnahme hätten sich legale Sprühflächen bewährt – laut Klier seien gestaltete Graffiti gerade an Schulen oder Kitas die einzige Möglichkeit zur Vorbeugung von illegalen Sprühereien. Ebenso führe die schnelle Beseitigung von Schäden zu weniger Graffiti – allerdings könne die Stadt aus finanziellen Gründen oft nicht sofort handeln. Einzig rechtsextreme Schmierereien würden sofort entfernt. Der Versuch des KIS, in den Jahren 2009 und 2010 mit speziellen Imprägnierungen illegale Graffiti zu verhindern, sei eingestellt worden, sagte Klier: „Leider haben die Farbhersteller ihre Produkte weiterentwickelt.“ So sei der Schutz wirkungslos geworden. Insgesamt sei auch die Entfernung von Sprühereien für die Stadt günstiger als das Auswechseln von beschädigten Graffitischutzsystemen. Und noch etwas stellt Klier fest: „Neu sanierte Häuser werden vorrangig beschmiert.“
Einen ganz eigenen Weg, mit den ständigen Schmierereien umzugehen, hat das UCI-Kino in den Bahnhofspassagen eingeschlagen. Weil nach jeder Reinigung der beschmierten Toilettentüren und -wände nur wenige Tage vergehen, bis sie wieder vollgeschmiert sind, hat Kinochef René eine Flatrate gebucht: eine auf Gratifitbeseitigung spezialisierte Firma kommt alle zwei Wochen vorbei und macht den Wanddreck weg. Pilz sagt, er sei es leid gewesen, alle Nase lang die Firma rufen zu müssen. So habe man sich schließlich auf eine Pauschale geeinigt.
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