Landeshauptstadt: „Kreativmarke in Deutschland“
Studie bescheinigt der Hauptstadtregion beste Bedingungen für die Film- und TV-Branche
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„Cloud Atlas“, „Vermessung der Welt“, „Monuments Men“ – Babelsberg, Berlin und Brandenburg sind aus dem deutschen Film nicht wegzudenken und international haben die Produzenten die Region fest auf ihrer Liste. Die Hauptstadtregion ist als Filmstandort führend und holt im Fernsehsektor zunehmend auf. Auf diese Formel lässt sich die Studie „Film- und Fernsehproduktion in Berlin-Brandenburg – Untersuchung des Standorts im regionalen Vergleich“ bringen, die am Montag von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst und Young vorgestellt wurde. „Berlin ist die Kreativmarke in Deutschland“, sagte Florian Huber als Verfasser der Studie, die von den Investitionsbanken der beiden Bundesländer sowie vom Branchennetzwerk „media.connect“ und vom Medienboard Berlin-Brandenburg in Auftrag gegeben worden ist. Sie hat die Entwicklung der Branche in den vergangenen zehn Jahren untersucht.
„Außer Berge hat Berlin alles zu bieten“, lobt Huber die Hauptstadtregion. Neben Kinofilmen entstehen hier TV-Produktionen wie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“, „Unsere Mütter, unsere Väter“ oder „Circus Halligalli“. Besonders gut sieht es beim Blick auf die Produktionszeiten aus: Mit 3800 Kino-Produktionsminuten jährlich liege Berlin-Brandenburg im Regionalvergleich mit Abstand vorn. Bei den Fernsehfilmminuten schafft es Berlin-Brandenburg hinter Nordrhein-Westfalen auf den zweiten Platz.
Bei anderen Kennziffern wie dem Umsatz sieht es weniger gut aus. In Bayern wurden 2011 mit Film und Fernsehen 2,8 Milliarden Euro erwirtschaftet, in Hamburg und Schleswig-Holstein 1,6 Milliarden und in Nordrhein-Westfalen 1,2 Milliarden Euro. Die Hauptstadtregion kommt mit 940 Millionen Euro abgeschlagen auf Position vier. Immerhin: Die Zahl der fest angestellten Mitarbeiter ist in der Region seit 2001 um zehn Prozent gestiegen.
Die Produktionskosten in der Region sind sowohl im nationalen wie auch im internationalen Vergleich sehr gering. „In Berlin und Brandenburg kriegt man viel fürs Geld“, sagt Studienverfasser Huber. Insgesamt ist die Liste der Pluspunkte lang. Die Beschäftigten in der Film- und TV-Branche gelten als jung, dynamisch und gut ausgebildet. Für die Hauptstadtregion spreche neben der Förderung durch das Medienboard auch die Nähe zum Bund und dessen Fördermitteln. Internationale Stars wie George Clooney, der 2013 Regie bei „The Monuments Men“ führte, fühlen sich im Studio Babelsberg wohl. Studios mit einer Größe über 5000 Quadratmetern sind ein weiteres Plus. In der Region finden zudem 70 Festivals statt, allen voran die Berlinale. Fazit: Die Region bietet eine gute Mischung.
Luft nach oben sieht das Medienboard noch in der Fernsehbranche: „Man kann nicht wegdiskutieren, dass Schwergewichte wie der BR, der WDR und RTL nicht in Berlin sitzen“, sagte Medienboard-Chef Elmar Giglinger. Der RBB sei zwar ein großer Sender, aber mit Blick auf die Zuschauerzahlen werde die Region die anderen Sender nicht überholen. Giglinger erinnert daran, dass es im TV-Bereich nicht nur positive Nachrichten gegeben hat. Nach dem Wegzug von Sat1 sei eine Abwanderungswelle befürchtet worden, die dann jedoch ausblieb. Vielmehr seien sogar neue Player aus den Bereichen Social TV und Video-on-Demand hinzu gekommen – zum Beispiel die von einem Babelsberger Unternehmen gestartete Seite „www.alleskino.de“. Die Region habe vor allem als kreative Entwicklerschmiede ein ungeheures Potenzial, sagt Medienboard-Co-Chefin Kirsten Niehuus. In den vergangenen Monaten habe es eine Reihe von Anregungen und Vorschlägen gegeben, neue serielle Formate nach US-amerikanischem Vorbild zu schaffen.
Die staatlichen Fördergelder zahlten sich aus: Jeder investierte Euro bringe das Vierfache ein. Seit der Gründung des Medienboards 1994 wurden 409 Millionen Euro investiert, die Umsätze von 1,3 Milliarden Euro erzeugten. Kurt Sagatz
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