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Das erste seiner Art. Der Geschäftsführer des Vereins Cartoonlobby, Andreas Nicolai, im Museum für Humor und Satire vor Zeichnungen von Heinz Bohling. Es ist das erste Museumdeser Art im Raum Berlin und Brandenburg.

© Theo Heimann/dapd

Von Lars Hartfelder: Lachen im ehemaligen Knast

In Luckau hat ein Museum für Humor und Satire eröffnet / Das Gefängnisgebäude war auch schon Filmkulisse

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Luckau - Viel zu lachen hatten die Insassen der ehemaligen Justizvollzugsanstalt (JVA) im südbrandenburgischen Luckau sicher nicht. Den Besuchern, die seit diesem Monat den einst gefürchteten Hochsicherheitstrakt im Hafthaus I der ehemaligen JVA betreten, dürfte es anders gehen. Denn in dem denkmalgeschützten Gebäudekomplex in der Luckauer Innenstadt wurde Anfang Februar das erste Museum für Humor und Satire im Raum Berlin und Brandenburg eröffnet.

„Die Galerie zeigt vor allem Klassiker der ostdeutschen Karikatur“, sagt Andreas Nicolai, Geschäftsführer des Betreibervereins Cartoonlobby mit Sitz in Königs Wusterhausen, der als bundesweiter Verband auch die Interessen vieler Zeichner und Karikaturisten vertritt. Bei der aktuellen Ausstellung „museumsreif“ bekommen die Gäste Zeichnungen von Manfred Bofinger über Marie Marcks bis Ottfried Zielke zu sehen.

Die Karikaturen befassen sich unter anderem mit Themen, die das Leben in der DDR und der Bundesrepublik auf satirische Art beleuchten. Aufs Korn genommen werden auch das deutsch-deutsche Verhältnis von der Nachkriegszeit bis zur Wiedervereinigung. Die Ausstellung zeigt ausschließlich Originale. Darunter befinden sich neben Zeichnungen auch Studien, Skizzen, Titelblätter, Illustrationen, Collagen, Postkarten-Editionen, Kunstbücher und Briefwechsel. „Ziel ist es, die Arbeit dieser Künstler zu würdigen“, betont Nicolai. Der Verein wolle zudem das satirische Erbe der gezeichneten humoristischen Gesellschaftskritik aus der Region Berlin/Brandenburg bewahren. Rund 20 000 Exponate liegen laut Cartoonlobby bereits in den Luckauer Archiven.

Im Gegensatz zu anderen Ländern sind in Deutschland Karikaturen und Cartoons als Kunst nicht sonderlich anerkannt“, bedauert Nicolai. Mit dem neuen Museum wolle der Verein zum einen die Popularität dieser Zeichnungen vergrößern und zum anderen eine moderne Begegnungsstätte für Künstler und interessierte Besucher schaffen. Die Einrichtung verstehe sich als offenes Haus mit einem für Jedermann zugänglichen Archiv, Workshops und museumspädagogischen Angeboten.

Neben den zahlreichen Zeichnungen gehören den Angaben zufolge auch eine Bibliothek mit rund 4000 Werken, darunter die vollständige Sammlung aller im Eulenspiegel-Verlag erschienenen Karikaturenbücher, zum Bestand des Museums. Gleichzeitig besitze das Archiv alle Ausgaben der Satirezeitschrift „Eulenspiegel“ lückenlos vom Gründungsjahr 1954 bis zum heutigen Tag. Hinzu kommen Teilbestände der Zeitschriften „Simplicissimus“ und „Titanic“.

Mit ständig wechselnden Ausstellungen wolle der Verein im Gespräch bleiben und alle zwei Monate die Arbeiten eines bestimmten Künstlers besonders hervorheben, sagt Nicolai. Den Anfang bildet ab 15. März ein Spezial über die mittlerweile 88-jährige Berliner Zeichnerin Marie Marcks mit dem Titel „Deutsch-deutsche Querelen“. Ab dem 1. Mai folgt eine Sonderausstellung zum 80. Geburtstag von Harald Kretzschmar, zwei Monate später werden Werke des 2009 verstorbenen Peter Dittrich gezeigt.

Das bis 2005 genutzte Gefängnisgebäude, wo sich heute auch weitere Archive und das Niederlausitz-Museum befinden, wird im Übrigen nicht nur als Museumsstandort genutzt. Die Mauern dienten auch mehrfach als Filmkulisse. 2008 wurde dort beispielsweise der Hollywoodfilm „Der Vorleser“ mit Kate Winslet gedreht, die dafür den Oscar als beste Hauptdarstellerin erhielt.

humor-und-satire-museum.de

Lars Hartfelder

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