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Studio Babelsberg

© Andreas Klaer

Land Brandenburg drängt auf Erhalt der Arbeitsplätze: Studio Babelsberg will Unabhängigkeit aufgeben

Das älteste Großfilm-Atelier der Welt will die Entscheidungsgewalt über die Firma an die neuen US-Eigentümer abgeben. Das Wirtschaftsministerium reagiert abwartend.

Die Studio Babelsberg AG will die Entscheidungsgewalt über die Firma an die neuen US-Eigentümer abtreten. Bei einer außerordentlichen Hauptversammlung am 31. März steht als einziger Punkt auf der Tagesordnung der Beschluss über einen sogenannten Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag zwischen dem Studio und der Kino BidCo GmbH. Die Kino BidCo ist eine hundertprozentige Tochter der Cinespace-Gruppe, die von Fondsgesellschaften des US-Investmentfonds TPG Real Estate Partners gehalten wird. Die TPG hatte die Studios 2022 übernommen.

Mit einem Beherrschungsvertrag könnte der Studio-Vorstand nicht mehr unabhängig entscheiden. Die Leitung wird dann der Kino BidCo unterstellt. Dieser wird das Recht eingeräumt, dem Vorstand „sowohl allgemeine als auch auf den Einzelfall bezogene Weisungen zu erteilen“, wie es in dem Vertragsentwurf heißt, der den PNN vorliegt. Außerdem verpflichtet sich die Studio Babelsberg AG, „ihren ganzen Gewinn an die Kino BidCo abzuführen“. Die Kino BidCo ihrerseits verpflichtet sich zum Ausgleich eventueller Verluste. Bei der Hauptversammlung müssten 75 Prozent dem Entwurf zustimmen, damit er in Kraft treten kann.

Land drängt auf Erhalt der Arbeitsplätze und der Substanz

Im Landeswirtschaftsministerium reagiert man abwartend. Mit dem Beherrschungsvertrag solle das Studio unternehmerisch in die Cinespace-Gruppe integriert werden, erklärte Ministeriumssprecherin Claudia Lippert auf PNN-Anfrage: „Es bleibt abzuwarten, ob durch diese Integration tatsächlich positive Synergieeffekte für den Medienstandort Babelsberg entstehen können.“ Über den Schritt sei man mündlich unterrichtet worden. Einzelheiten seien dem Ministerium aber nicht bekannt. „Das Wirtschaftsministerium erwartet hier eine proaktivere Informationspolitik von TPG“, so die Sprecherin.

„Für die Landesregierung ist wichtig, dass die wirtschaftliche Substanz von Studio Babelsberg erhalten bleibt, verstärkt in den Standort investiert wird und die Arbeitsplatze erhalten bleiben,“ machte die Sprecherin deutlich. Diese Erwartungshaltung hätten Minister Jörg Steinbach (SPD) und Staatssekretär Hendrik Fischer „in mehreren Gesprächen und Schreiben an Vertreter von TPG und Cinespace Studios“ unterstrichen.

Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), der Kleinaktionäre des Studios vertritt, sieht die Entwicklung mit Sorge. „Studio Babelsberg verliert die Eigenständigkeit“, sagte er den PNN: „Der Name bleibt, aber nicht mehr die eigenständige Gesellschaft.“ Schon nach dem überraschenden Ausscheiden von Matthias Platzeck (SPD) aus dem Aufsichtsrat und der Benennung dreier neuer Vorstände im vergangenen Jahr sei von weiteren Strukturmaßnahmen die Rede gewesen. Kunert geht davon aus, dass ein Beherrschungsvertrag auch mit personellen Konsequenzen für den derzeit mit fünf Personen besetzten Studio-Vorstand verbunden wäre.

Den Kleinaktionären des Studios wird ein Abfindungsangebot gemacht: Sie können ihre Aktien zum Preis von 3,75 Euro je Aktie verkaufen. Wer Aktionär bleibt, bekommt als Ausgleich eine jährliche Garantiedividende von brutto 23 Cent. Vorstand und Aufsichtsrat behalten sich in beiden Fällen abhängig von der Zinsentwicklung bis zum Vertragsabschluss noch Änderungen bei der genauen Höhe vor.

Studio Babelsberg hat vor wenigen Tagen bei der Berlinale sein 111. Jubiläum gefeiert. Es gilt als das älteste Großfilm-Atelier der Welt und verfügt nach eigenen Angaben über 21 Ateliers und Studios sowie diverse Außenkulissen.

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