Landeshauptstadt: Lange Kerls unter neuem Chef
Matthias Leyer übernahm den Vorsitz des seit 1990 bestehenden Geschichtsvereins
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Neun Lange Kerls paradierten in den vergangenen Tagen in London, wo sich anlässlich des Tages der deutschen Einheit das Land Brandenburg den Engländern wirtschaftlich und touristisch präsentiert. Angeführt werden sie von ihrem neuen Chef Matthias Leyer. Der 1,91 Meter lange gebürtige Sachse gehört der Potsdamer Riesengarde seit ihrer Gründung 1990 an und war bisher stellvertretender Vorsitzender des Vereins. Beruflich ist er Hauptkommissar und Leiter der technischen Einsatzeinheit der Bereitschaftspolizei. Matthias Leyer trat die Nachfolge von Bernd Kuhl an, der den Verein mehr als ein Jahrzehnt geführt hat und nun nach einer schweren Erkrankung zurücktreten musste. Er gehört der Truppe aber weiterhin an.
Der neue Chef führt nach dem „Kommandowechsel“ die Vereinstätigkeit nahtlos weiter. Dafür spricht der Auftritt in England, wo die Langen Kerls außerordentlich beliebt sind. Ihr Längster, der 2,12 Meter große Gerd Köhler, legte in seinem EU-Rechtsstudium in Schottland sogar eine kurze Pause ein, um bei den gut besuchten Auftritten in London dabei zu sein. Als die Queen vor zwei Jahren Potsdam besuchte, forderte die britische Botschaft eigens die Riesensoldaten an. Fortgesetzt werden die engen Verbindungen mit den „Preußischen Grenadieren“ im norditalienischen Pianezza. Dort wurde im September die Schlacht von Turin nachgestellt, in der 1706 – also vor 300 Jahren – brandenburgisch-preußische Truppen unter dem „Alten Dessauer“ die Region vor französischen Fremdherrschaft bewahrten. „Wir verkörperten die siegreichen Brandenburger“, berichtet Leyer.
Die Langen Kerls üben und paradieren regelmäßig vor einer meist großen Zuschauerkulisse im Krongut Bornstedt. Allein 64 Handgriffe am Gewehr müssen dazu erlernt werden. Der Verein hat inzwischen 62 Mitglieder, darunter 36 Aktive in Uniform. Die haben bis zu 90 Auftritte im Jahr – darunter bereits in Japan und zur Steubenparade in New York. Nach wie vor werden weitere Lange Kerls gesucht, die mindestens 1,88 Meter groß sein müssen. Die Altersspanne reicht von 18 - 56 Jahren.
Der Vorstand bemüht sich, den Langen Kerls einige bescheidene Bequemlichkeiten zu bieten. So hat er für die Biwaks elf original gerecht gestaltete Zelte angeschafft, in dem die Grenadiere nicht mehr auf Stroh, sondern auf Luftmatratzen schlafen. Sie sollen um einen „Gewehrmantel“ (Rundzelt zum Unterstellen der Waffen) und ein Stabsoffizierzelt ergänzt werden. Auch eine mittlerweile achtköpfige Gruppe von zünftig eingekleideten „Soldatenfrauen“ wurde gebildet, die ihre Männer begleiten. Von anderen Uniformvereinen beneidet wird die Potsdamer Riesengarde um ihren „Fourier“ Manfred Witte, wenn der den Rost aufstellt oder über offenem Feuer den Suppenkessel ins Dreibein einhängt, um die Langen Kerls super zu verpflegen.
Auch in diesem Jahr wird sich die Riesengarde wieder sozial engagieren, so durch zwei Adventsfeiern für bedürftige Kinder. Dann schlüpft Schatzmeister Klaus Brucker, der sonst den „Alten Dessauer“ verkörpert, in die Rolle des Weihnachtsmanns.Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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