
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Länger in Deutschland als in Indien gelebt
22 Potsdamer aus zwölf Nationen erhielten gestern im Stadthaus die deutsche Staatsbürgerschaft
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So voll ist hier es sonst nur bei Hochzeiten: Bei der gestrigen Feierstunde zur offiziellen Übergabe der Einbürgerungsurkunden an 22 auslandsstämmige Potsdamer war das Standesamt des Stadthauses bis auf den letzten Platz besetzt; schließlich wollte keiner der Freunde und Verwandten diesen Augenblick versäumen. Passend zur gerade laufenden „Interkulturellen Woche“ sind die Wurzeln der Neu-Potsdamer diesmal besonders vielfältig: Mit Migranten aus Angola, der Ukraine, Vietnam, Rumänien, Afghanistan, Brasilien, dem Sudan, Indien, dem Kosovo, Korea, Kasachstan und Spanien können Mitbürger aus zwölf Nationen von vier Kontinenten Deutschland und Potsdam nun auch offiziell als ihre Heimat bezeichnen.
„Fast ein so weiter Weg wie zur Einbürgerung selbst!“, scherzt Sozialbeigeordnete Elona Müller-Preinesberger (parteilos) kurz vor der Übergabe von Urkunde, Grundgesetz und Landesverfassung, als sich einer der Neupotsdamer erst seinen Weg durch die dicht gefüllten hinteren Platzreihen bahnen muss. In der Tat haben die meisten der 22 ausländischen Mitbürger ein oft mehrjähriges Einbürgerungsverfahren hinter sich. „Heute sind die Nachnamen nicht ganz so schwer“, schickt Müller-Preinesberger voraus, bevor sie die künftigen Staatsbürger aufruft, „aber dafür sind die Vornamen nicht ganz einfach.“ Nachdem jeder glücklich seine Urkunde erhalten hat, bleibt nur noch, sich feierlich zur deutschen Nationalhymne zu erheben. „Ich freue mich, wenn Sie uns mit Ihrer Kultur bereichern und wir in Zukunft noch enger zusammenwachsen könnten“, bedankt sich Müller-Preinesberger.
Einer der „Neuen“ ist Sreenivasa Rao Kommana aus Indien. Der 51-jährige IT-Berater, der heute mit seiner Frau und seinen drei Kindern zur Feierstunde ins Rathaus gekommen ist, lebt seit 1982 in Deutschland und seit zwölf Jahren in Potsdam. „Nach dem Studium wollte ich wie viele andere auch ins Ausland“, erzählt Kommana. „Aber ich wollte nicht nach England oder in die USA wie jeder andere in Indien auch. Ich wollte was Besonderes sein!“, scherzt er. Das Land und die Art der Deutschen hätten ihn fasziniert, sagt er über seine zweite Heimat, insbesondere deutsche Technologie, Musik und Sport würde er sehr schätzen. Eine wichtige Anlaufstelle in seinem Geburtsland sei für ihn das Goethe-Institut gewesen. „Ich habe in Indien Deutsch gelernt und kannte dort auch eine deutsch-indische Familie. Da habe ich zum ersten Mal die Art der Deutschen erfahren.“ Er freue sich nun vor allem über die Reisefreiheit, die ihm die deutsche Staatsangehörigkeit ermöglicht; in der Vergangenheit habe ihn das oft viel Zeit und Nerven gekostet. „Die Einbürgerung war auch einfach die logische Schlussfolgerung, da mein Mann nun schon länger in Deutschland lebt als in Indien“, ergänzt Ehefrau Eva Kommana, die aus Baden-Württemberg stammt.
Obwohl das Jahr noch nicht zu Ende ist, haben 2011 bereits 96 Potsdamer mit ausländischen Wurzeln die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten; im Vorjahr sind insgesamt 83 Einbürgerungen in Potsdam vollzogen worden.
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