
© Andreas Klaer
Lebensmittel für Bedürftige: Tafel Potsdam verabschiedet sich von Umzugsplänen
Wegen gekürzter Mittel sieht Tafel-Chefin Imke Georgiew keine Chance für den erhofften Umzug. Es gibt aber Pläne für eine weitere dezentrale Ausgabestelle in Babelsberg.
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Die Potsdamer Tafel, die Bedürftige mit gespendeten Lebensmitteln versorgt, verabschiedet sich von ihren Umzugsplänen. Wegen gekürzter städtischer Mittel und gestrichener Mittel vom Land sei aktuell kein Mietvertrag für neue Räumlichkeiten möglich, sagte Tafel-Geschäftsführerin Imke Georgiew den Potsdamer Neuesten Nachrichten (PNN): „Ein Umzug ist momentan komplett vom Tisch.“
Wie berichtet sucht die Tafel wegen Platzmangels schon länger nach einer Alternative für die beengten Räume in der Drewitzer Straße. Ein zwischenzeitlich avisierter Umzug in einen geplanten Sozial-Neubau in der Saarmunder Straße scheiterte am Protest von Anwohnern. Auch kurzfristig vom Tafel-Verein aufgetane Räumlichkeiten in Babelsberg waren letztlich nicht finanzierbar.
Zur Entlastung der Drewitzer Straße plane man nun eine dritte dezentrale Ausgabestelle, und zwar in Babelsberg, sagt Tafelchefin Georgiew. Dazu werde man ins Gespräch mit Akteuren vor Ort gehen, kündigte sie an. Ein genauer Standort stehe noch nicht fest. Wie berichtet hatte die Tafel im Mai eine Ausgabe in der Nikolaikirche vorrangig für ältere Menschen eröffnet. Ein ähnliches Angebot läuft bereits seit gut zwei Jahren in Kooperation mit der Volkssolidarität Am Kiewitt. Beide Ausgabestellen würden gut angenommen, sagt Georgiew.
Insgesamt bleibe der Bedarf in Potsdam groß. Die Tafel versorge über die Ausgabestellen in Potsdam und Teltow jede Woche rund 2500 Menschen mit Lebensmitteln, so Georgiew. Hinzu kämen 28 soziale Einrichtungen, darunter etwa das Obdachlosenheim der Arbeiterwohlfahrt, Gemeinschaftsunterkünfte für Geflüchtete oder das Friedrich-Reinsch-Haus am Schlaatz, die mit Lebensmitteln unterstützt würden.
Nach wie vor Aufnahmestopp
Nach wie vor gilt ein Aufnahmestopp für neue Kunden, bestätigt Georgiew. Allerdings hätten sich die im vergangenen Jahr eingeführten „Notfallkarten“ bewährt. Diese Karte ermöglicht es Menschen in akuten Notsituationen einmalig, das Angebot der Tafel zu nutzen. Hinterlegt seien die Karten an verschiedenen Einrichtungen, die Kontakt zu Bedürftigen haben, darunter etwa das Jugendamt oder die Schuldnerberatung der Awo, erklärt Georgiew.
Die in diesem Jahr im Zuge der städtischen Sparbemühungen gekürzten Mittel stellen die Tafel vor Herausforderungen. Der endgültige Fördermittelbescheid für das laufende Jahr stehe noch aus, sagt Georgiew. Von der Stadt bekomme die Tafel quartalsweise vorläufige Bescheide. Sie rechnet mit 20 Prozent weniger Fördergeld.
Erschwerend hinzu kommt die im Frühjahr gestrichene Landesförderung für die Tafeln. Für die Potsdamer Tafel geht es dabei um eine höhere vierstellige Summe im Jahr, sagt Georgiew. All das bedeutet für die Tafel unter anderem, dass auf die 2023 erstmals bewilligte Sozialarbeiterstelle wieder verzichtet werden musste.
Anstelle der jahresweisen Förderung im Sozial- und Gesundheitsbereich, die viele Institutionen und Projekte wegen fehlender Planungssicherheit belastet, will die Stadt künftig Fünf-Jahres-Bescheide ermöglichen. Der Antrag der Tafel für die Jahre ab 2026 sei gestellt, sagt Georgiew.
Neben sechs Festangestellten in der Leitung und im Fahrdienst beschäftige die Tafel momentan zwei Personen auf Stundenlohnbasis im Büro und im Lager. Über fehlende ehrenamtliche Unterstützung kann Georgiew nicht klagen: Momentan engagierten sich mehr als 200 Menschen für die Tafel. „Da ist Potsdam toll“, sagt die Tafelchefin. Angesichts steigender Kosten in allen Bereichen sei man finanziell aber auch weiter „auf jeden Euro und jede Spende angewiesen“, machte sie deutlich.
An Lebensmittelspenden mangele es hingegen nicht. Im Monat schlage die Potsdamer Tafel mehr als 100 Tonnen Lebensmittel um. Zwar kämen aus dem Einzelhandel zumindest teilweise weniger Lebensmittel, aber man arbeite auch zunehmend mit Speditionen, Regionallagern, Online-Supermärkte oder dem Großhandel zusammen, berichtete Georgiew: „Da hat es einen Wandel gegeben.“
Angesichts der bevorstehenden Oberbürgermeisterwahl im September wünscht sich Chefin Georgiew, dass die Tafel nicht vergessen wird: „Es ist wichtig für eine funktionierende Stadtgesellschaft, dass die Stadt hinter Einrichtungen wie der Tafel oder den Begegnungshäusern steht“, sagt sie den PNN: „Das sind Orte, zu denen Menschen hingehen, gerade, wenn sie nicht so viel Geld haben.“
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