zum Hauptinhalt

Von Guido Berg: Lepsiushaus: Ausbau bis Oktober

Bundesregierung erteilte vorläufigen Fördermittelbescheid für 2010 / „Abschlag“ über 103 000 Euro

Stand:

Nauener Vorstadt - Der Ausbau des Potsdamer Lepsiushauses scheint von den diplomatischen Verwicklungen um die Aufarbeitung des Genozids an den Armeniern 1915/16 unbeeinflusst zu sein: Als „sehr positiv“ beschreibt der Geschäftsführer des Lepsiushaus-Vereins, Peter Leinemann, die Situation. Die Bundesregierung habe bereits den vorläufigen Fördermittelbescheid für 2010 zugesandt, erklärte Leinemann den PNN. Der Bund fördert den Innenausbau der einstigen Wirkungsstätte des Theologen, Humanisten und Gründers des armenischen Hilfswerkes, Johannes Lepsius, mit 250 000 Euro. Ein „Abschlag“ über 103 000 Euro sei bereits überwiesen worden. „Das passt gut in unseren Bauzeitplan“, sagte Leinemann. Die restliche Summe werde erwartet, wenn der Bundestag im April oder Mai den Bundeshaushalt beschließt.

Nach ersten Arbeiten im Vorjahr soll das Gros des 400 000 Euro kostenden Innenausbaus in diesem Jahr geleistet werden. Ziel ist es, so Leinemann, die Bauarbeiten in der Villa an der Großen Weinmeisterstraße im Oktober abzuschließen. Im Dezember 2010 oder Januar 2011 stehe die Eröffnung einer Dauerausstellung über Leben und Werk von Johannes Lepsius sowie zum Völkermord an den Armeniern auf dem Plan. Im Frühjahr 2011 ist die Eröffnung des Lepsius-Archivs vorgesehen. Gründer des Lepsius-Archivs, das sich derzeit an der Martin-Luther-Universität Halle befindet, ist der Theologe Prof. Hermann Goltz. Künftig soll das Lepsiushaus eine Forschungs- und Begegnungsstätte für internationale wissenschaftliche und ökumenische Zusammenarbeit sein sowie der Wiederbelebung der von Lepsius aufgebauten Deutsch-Armenischen Akademie dienen. Lepsius, der von 1908 bis 1925 in dem Haus wohnte, gilt als „Schutzengel der Armenier“. Mit seinem in Potsdam verfassten „Bericht über die Lage des armenischen Volkes in der Türkei“ machte er den Völkermord an den Armenier publik. Je nach Schätzung kamen 300 000 bis 1,5 Millionen Armeniern bei den Massakern im Osmanischen Reich ums Leben. Ende Februar hatte es die Bundesregierung in Beantwortung einer Kleinen Anfrage der Linksfraktion im Bundestag vermieden, von einem „Genozid“ zu sprechen. Vielmehr sollten „die Ereignisse von 1915/16“ durch „unabhängige Historiker“ untersucht werden. Erst jüngst rief die Türkei ihren Botschafter aus den USA zurück, nachdem ein US-Kongressausschuss die Massaker als „Völkermord“ bezeichnete. In der Vergangenheit hatte sich die Förderung des Potsdamer Lepsiushauses immer mal wieder verzögert – aufgrund diplomatischer Rücksichtnahmen zugunsten der Annäherung zwischen der Türkei und Armenien.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })