
© A. Klaer
Von Guido Berg: Lepsiushaus öffnet am 2. Mai
Kulturstaatsminister Bernd Neumann weiht Gedenk- und Forschungsstätte ein
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Nauener Vorstadt - Am 2. Mai eröffnet das Potsdamer Lepsiushaus als Gedenk-, Forschungs- und Begegnungsstätte von internationalem Rang. Wie Peter Leinemann, Geschäftsführer des Lepsiushaus-Vereins den PNN sagte, wird Bundes-Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) den Festakt ab 15 Uhr eröffnen. Mit der Einweihung des Hauses, einst Wirkungsstätte des Theologen und Humanisten Johannes Lepsius (1858-1926), endet eine langjährige Vorbereitungsphase. Bereits 1994, nach Abzug der russischen Armee, war das Haus im „Militärstädtchen Nr. 7“ in der Großen Weinmeisterstraße wieder in den Blickwinkel der Lepsiusforschung gerückt. Der nun beendete Innenausbau des Hauses wurde mit 560 000 Euro durch Bund, Land und der Stadt Potsdam finanziert.
Leinemann zufolge wird auch der Enkel von Lepsius, Manfred Aschke, an der Zeremonie teilnehmen, ferner Brandenburgs Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (parteilos), Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) sowie Generalsuperintendentin Heilgard Asmus. „Das Haus gehört nach Brandenburg“, erklärte Leinemann, „geht aber in seiner Bedeutung weit über die Landesgrenzen hinaus“. Die im Haus zu sehende Ausstellung widme sich dem Leben und Werk von Johannes Lepsius sowie Aspekten der Geschichte der großbürgerlichen Berliner Familie Lepsius. Die Exposition thematisiere gleichermaßen den Genozid an den Armeniern in den Jahren 1915/1916. Leinemann: „Wir stellen uns dem Völkermord.“ Lepsius hatte 1915 in seinem Potsdamer Wohnhaus seinen weltberühmten „Bericht über die Lage des armenischen Volkes in der Türkei“ geschrieben und an der deutschen Zensur vorbei publiziert. Ein weiterer Bericht heißt „Der Todesgang des armenischen Volkes“.
Lepsius’ Berichte informierten die Weltöffentlichkeit über die Massaker und Todesmärsche im osmanischen Reich, denen bis zu 1,5 Millionen Armenier zum Opfer fielen. Zu seinem Hauptverdienst zählt das von ihm bereits 1896/1897 gegründete Armenische Hilfswerk. Das ist nach Einschätzung des 2010 verstorbener Ostkirchen-Experten Professor Hermann Goltz „nichtstaatlicher Vorläufer“ des Flüchtlingswerks der Vereinten Nationen, da Fridtjof Nansen, erster Flüchtlings-Hochkommissar des Genfer Völkerbundes, die Arbeit von Lepsius fortsetzte. Lepsius’ Engagement fand unter anderem eine Würdigung in Franz Werfels Roman „Die vierzig Tage des Musa Dagh“.
Wie Leinemann betonte, werde die Ausstellung auch auf das Leben der heutigen Armenier sowohl in Armenien als auch in der Diaspora eingehen. Ferner kämen türkische Stimmen zum armenisch-türkischen Verhältnis zu Wort. Noch 2002 hatte die türkische Botschaft versucht, das Gedenken an Johannes Lepsius zu unterbinden. Seither kam es zu vielen Entspannungsgesten zwischen Armeniern und der Türkei. Die deutsche Position klärt eine Bundestagsresolution von 2005, in der die „fast vollständige Vernichtung der Armenier in Anatolien“ ebenso beklagt wird wie die „unrühmliche Rolle des Deutschen Reiches“ dabei. Ferner heißt es, das Lepsius-Werk solle „dem Vergessen entrissen und im Sinne der Verbesserung der Beziehungen zwischen dem armenischen, dem deutschen und dem türkischen Volk gepflegt und erhalten“ werden. Dazu Leinemann: „Die Ausstellung versucht, einen Beitrag zur Versöhnung der Völker zu leisten.“
Ab dem 2. Mai wird Leinemann zufolge auch das von Hermann Goltz im Laufe seines Lebens erstellte Lepsius-Archiv sowie dessen 5500 Bände umfassende Bibliothek für Forschungszwecke bereitstehen.
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