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Von Kay Grimmer: Licht und Schatten im Filmjahr 2010
Medienboard hält Platz zwei bei Filmförderung / Kinobesucherzahl gesunken
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Oscar, Bären, deutsche und europäische Filmpreise – aber auch weniger Kinozuschauer: Das Filmjahr 2010 für die Region lässt sich durchaus mit gemischten Gefühlen betrachten, wie auch die Filmfördergesellschaft Medienboard Berlin-Brandenburg in einer ersten Bilanz am Donnerstagabend konstatierte.
„Mickrig“ sei es an den Kinokassen gelaufen, nahm Filmförderchefin Kirsten Niehuus kein Blatt vor dem Mund. Sie machte auch die Fußball-Weltmeisterschaft für die gesunkenen Kinobesucherzahlen verantwortlich. So gab es lediglich vier deutsche Besucher-Millionäre in den Kinos im Vorjahr. 2009 konnten elf deutsche Filme die Millionen-Marke an den Kinokassen knacken. Immerhin, zwei der vier Millionärs-Filme waren Produktionen, die durch berlin-brandenburgische Fördermittel entstanden sind: Die Komödie „Friendship“ über zwei Ostdeutsche, die direkt nach der Wende Amerika bereisen, produziert vom Ex-„Konrad-Wolf“- Filmhochschüler Tom Zickler, sowie der Kino-Überraschungserfolg „Vincent will meer“ von und mit Florian David Fitz.
Auf der Haben-Seite der Zweiländer- Filmförderung sei weiterhin das nach wie vor enorme Interesse an der Filmregion Berlin-Brandenburg. „Hier entsteht die ganze Vielfalt an Filmen und Film-Momenten, die das Herz höher schlagen lassen“, hieß es. Als Beispiel nannte Niehuus den Oscar für Christoph Waltz in der Quentin-Tarantino-Weltkriegsfarce „Inglorious Basterds“, die in Babelsberg entstand oder die filmische Liebeserklärung an Berlin von Bollywoodstar Shah Rukh Khan, der für seine „Don“-Fortsetzung auch die Potsdamer Filmstudios nutzte. Die zwei Großproduktionen wurden wie viele andere Filme 2010 vom Medienboard gefördert. Mit insgesamt mehr als 28,5 Millionen Euro unterstützte das Medienboard für 301 Projekte und hielt damit nach der Filmstiftung NRW den zweiten Platz aller deutschen Filmfördereinrichtungen. Allerdings machte Niehuus deutlich, dass mittlerweile Bayern mit der erst jüngst erhöhten Filmförderung ein starker Konkurrent um attraktive Filmproduktionen sei. Niehuus appellierte, die Summe für Berlin/Brandenburg sollte 2012 um drei bis vier Millionen Euro erhöht werden. Die Kinos müssen demnach für die digitale Zukunft gerüstet werden. Und das Geld sei nötig, um den vielen Anträgen gerecht zu werden und konkurrenzfähig zu bleiben.
Die Aussichten für dieses Jahr wertet das Medienboard vielversprechend. Als Kino-Hoffnungsträger aus Berlin/Brandenburg gelten die auch in Potsdam gedrehte Til-Schweiger-Komödie „Kokowääh“ mit Jasmin Gerat und Samuel Finzi, die am 3. Februar in die Kinos kommt, der zweite Teil von „Männerherzen“ oder die „Drei Musketiere“ in 3D mit Waltz, Orlando Bloom und Milla Jovovich. Es ist der erste auf europäischem Festland entstandene 3D-Studiofilm, der zudem in Babelsberg produziert wurde. Neue Filmprojekte in der Region stehen schon an: Doris Dörrie will „Glück“ nach einer Geschichte von Ferdinand von Schirach verfilmen, Detlev Buck, der derzeit in Babelsberg und Berlin die Komödie „Rubbeldiekatz“ dreht, plant die Bestsellerverfilmung „Die Vermessung der Welt“ von Daniel Kehlmann, die laut Niehuus in 3D gedreht werden soll.
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