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Große Tafeln sind derzeit nicht möglich

© Ottmar Winter PNN

Potsdamer Restaurants leiden unter Corona-Regeln: Lockerungen für Familienfeiern gefordert

Eigentlich soll in Gaststätten Abstand gehalten werden. Nun fordern Gastronomen eine Lockerung für Familienfeiern.

Potsdam - Seit gut zwei Monaten haben Gaststätten wieder geöffnet. Alles wieder normal, könnte man angesichts vieler gut besetzter Terrassen meinen. Probleme gibt es dennoch: „Die Abstandsregeln der noch bis Mitte August gültigen Landesverordnung gelten noch“, sagt Mario Kade von Kades Restaurant am Pfingstberg. Das bedeutet höchstens zwei Haushalte an einem Tisch – mit 1,5 Meter Abstand zwischen beiden Haushalten, sofern es so lange Tische gibt.

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Die Einhaltung dieser Regeln scheinen manche Wirte und Gäste flexibel zu handhaben. Mario Kade nimmt sie, wie andere Kollegen auch, sehr ernst. Dadurch kann er einerseits viel weniger Gäste platzieren. Und was er keinesfalls darf: lange Tafeln aufstellen für Familienfeiern, die mittlerweile wieder mit bis zu 50 Personen erlaubt sind. Es „gilt das Abstandsgebot, d. h., die beiden Haushalte dürfen NICHT direkt an einem Tisch sitzen (Es sei denn, Sie haben die entsprechende Tischgröße)“, heißt es in der Handlungsempfehlung der Dehoga Brandenburg.

Kleine Tische statt festlicher Tafel

In der Praxis bedeutet das, Kade muss den Gästen, die gerne bei ihm Einschulung oder Hochzeit feiern wollen, erklären, dass es statt einer festlichen Tafel kleine Tische geben wird. „Die sind aber in der Gruppe angereist und sowieso zusammen, haben sich alle vor der Tür noch mal geherzt und werden auch nach dem Essen zusammen sein – da ist das schwer zu vermitteln“, so Kade. „Ich hatte eine Anfrage für eine Diamantene Hochzeit. Da sagten die Kinder: Wenn die Eltern alleine an einem Tisch sitzen müssen, dann kommen wir nicht.“ Oder sie gehen woanders hin. Kade findet das bedenklich und traurig. Er hat den Eindruck, dass bestraft wird, wer sich an Vorschriften hält.

Mario Kade in seinem leeren Restaurant auf dem Potsdamer Pfingstberg.
Mario Kade in seinem leeren Restaurant auf dem Potsdamer Pfingstberg.

© Andreas Klaer

Auch Olaf Lücke, Hauptgeschäftsführer der Dehoga Brandenburg, kritisiert die strenge Regelung. „Die Verordnung ist abgekoppelt vom aktuellen Pandemiestand.“ Die Dehoga fordert deshalb schnellstmöglich Nachbesserungen. „Wir sind dazu im schriftlichen und mündlichen Austausch mit dem Wirtschaftsministerium.“ Um noch die Einschulungsfeiern und Spätsommerhochzeiten zu retten, müsste sich allerdings sehr bald etwas ändern – bisher sehe er hier aber keine Signale von den zuständigen Behörden.

Der Dehoga-Chef rät den Gastronomen, sich immer wieder an das zuständige Gesundheitsamt zu wenden, das dann Druck beim Land machen könnte. „Fragen zur Sitzverteilung an den Tischen stellen Sie bitte direkt an Ihr zuständiges Gesundheitsamt, da es auch hierzu unterschiedliche Auslegungen gibt!“ schreibt die Dehoga. Kade hat das probiert. Das Ergebnis: „Die verweisen einfach auf die Verordnung und fertig.“

20 Prozent der Gäste stornieren Feiern

Auch Thomas Prange, Geschäftsführer des Restaurant Mövenpick Zur Historischen Mühle, fragte beim Gesundheitsamt nach. Das verwies man ihn ans Ordnungsamt, das sich auch nicht zuständig sah. Nun hofft er, dass die Nachfolgeverordnung weniger streng ausfällt. Noch besser wären schnelle Lockerungen, vor allem hinsichtlich des Einschulungstermins. Momentan deckt er nur einzelne Tische ein, wer dann mit wem zusammensitzt, überlässt er den Familien. Adressen darf er sowieso nicht überprüfen. „Ich hatte neulich eine Hochzeit, 20 Personen an sechs Tischen und das Brautpaar alleine – die waren nicht gerade erbaut“, so Prange. 20 Prozent der Gäste stornierten ihre gebuchte Feier.

Dieter Lübberding vom Restaurant Anna Amalia am Templiner See löst das Dilemma, indem er zwar eine Tafel eindeckt – aber mit freien Plätzen dazwischen. „Die Atmosphäre ist dann natürlich kaputt“, sagt er, und etwa 30 Prozent der potenziellen Gäste sagten deshalb ab. Er findet die Regelung zwar streng, aber nachvollziehbar. „Eine zweite Welle wäre schlimmer.“

Kade sagt, für Familienmitglieder und Gäste, die vorher und hinterher sowieso zusammen sind, müsste es eine eigene Regelung geben. „Schon Tische für zehn oder zwölf Personen wären eine Erleichterung.“ Seinen Gästen kann er nur empfehlen, zuversichtlich zu planen und zu buchen – in der Hoffnung, dass sich bis zum Termin die starre Regelung erledigt hat. 

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