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Landeshauptstadt: Lola-Glanz für „Das finstere Tal“

Acht Filmpreise heimste die Produktion des Babelsbergers Stefan Arndt ein. Als bester Film wurde dennoch „Die andere Heimat“ ausgezeichnet

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Fehlender Mut, kleinster Konsens oder doch wieder das Zeichen, dass Kino-Erfolg nicht gleich Filmpreis-Erfolg ist? Während der Publikumserfolg „Fack ju Göhte“ nahezu leer ausgegangen ist, punkteten beim Deutschen Filmpreis am Freitagabend zwei besondere Heimatfilme. Sehr zum Glück von Potsdams Erfolgs-Filmemacher Stefan Arndt, Chef von X-Filme und Produzent des wirklich furiosen Alpen-Westerns „Das finstere Tal“. Dieser Film war neben dem Hunsrück-Epos „Die andere Heimat“ von Edgar Reitz der Gewinner der diesjährigen Filmpreis-Verleihung im Berliner Tempodrom. Der Film „Love Steaks“ – laut „Spiegel“-Kritik eine „Ausnahme-Erscheinung der deutschen Filmlandschaft“ fiel hingegen bei den rund 1500 Filmakademie-Mitgliedern durch. Das Werk von Jakob Lass, Absolvent der Babelsberger Filmhochschule Konrad Wolf erhielt zwar Preise beim Münchner Filmfest, beim Max-Ophüls-Festival und dem First Time Fest in New York – eine Lola gab es nicht. Lass nahm es fröhlich hin: „Dann muss ich wenigstens nichts schleppen.“ Verloren habe er sowieso nicht, schließlich gab es schon für die Nominierung 250 000 Euro, ein Vielfaches der Summe, die er für den Film eingesetzt hatte.

Es waren die Festspiele von Stefan Arndt. Aus neun Filmpreis-Nominierungen wurden schließlich acht Lolas. Vor allem die Filmgewerke befanden die Akademie-Mitglieder, die über die Auszeichnungen abstimmten, preiswürdig. Lolas für Kostüm, Kamera, Szenenbild, Maske, Filmmusik und Tongestaltung gingen an die deutsch-österreichische Koproduktion. Nahezu unisono erinnerten alle Ausgezeichneten an die widrigen Drehbedingungen im Alpen-Eis. „Das waren bis zu minus 25 Grad, tiefer Schnee“, erinnerte sich Arndt. „Selbst wenn die Menschen noch arbeiten konnten, die mitspielenden Pferde mussten immer wieder ins Warme“ Arndt freute sich vor allem für seinen Schauspieler Tobias Moretti, der die Trophäe als bester männlicher Nebendarsteller gewann.

Und dann kam es im Tempodrom doch wieder zum absurden Lola-Vergabe- Quatsch. Denn wer glaubt, sechs Filmgewerke-Auszeichnungen bedeuten auch einen sicheren Sieg beim „Besten Film“, der irrt. Und so siegte in den Königskategorien Drehbuch, Regie und Bester Film das Werk von Film-Legende Edgar Reitz – böse Zungen behaupteten, es wäre eine Art vorgezogene Lebenswerk-Auszeichnung. Die eigentliche Ehren-Lola für das Lebenswerk ging an den sichtlich von seiner Krebserkrankung gezeichneten Regisseur Helmut Dietl.

Den zweiten Platz beim Wettbewerb um den besten Film sicherte sich dann aber doch Arndts Produktion des österreichischen Regisseurs Andreas Prochaska. Die 425 000 Euro Preisgeld will Arndt in sein neues Projekt „Jeder stirbt für sich allein“ stecken, einen Film, basierend auf dem gleichnnamigen Roman von Hans Fallada.

Mit insgesamt elf Filmpreisen war der Abend für das Medienboard-Berlin-Brandenburg durchweg erfolgreich. „Es war ein unglaublicher Jahrgang, ich bin erfreut, dass zwei Genrefilme das Rennen gemacht haben“, freute sich die Chefin der Zwei-Länder-Fördereinrichtung, Kirsten Niehuus, über die Auszeichnungen für „Das finstere Tal“ und „Eine andere Heimat“.

Vollkommen außen vor ließen die Filmakademie-Mitglieder bei der Vergabe den Publikums-Hit „Fack ju Göhte“. Trotz dreier Chancen – bei der besten weiblichen Nebenrolle waren sogar zwei „Göhte“-Darstellerinnen nominiert – musste sich der Film von Bora Dagtekin mit der undotierten „Publikums-Lola“ begnügen, der einzige Preis neben dem Lebenswerk, über den nicht abgestimmt wird, sondern bei dem nur die Besucherzahlen zählen.Kay Grimmer

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