Landeshauptstadt: Lola-Hauptstadt an der Havel
Drei deutsche Filmpreise gingen am Freitag nach Potsdam, zwölf Trophäen für vom Medienboard geförderte Filme
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Berlin/Babelsberg - Fast war es ein wenig unheimlich am Freitagabend im Berliner Palais unterm Funkturm. Im Minutentakt gingen die Filmpreise in die brandenburgische Landeshauptstadt. Drei Lolas stehen nun in Potsdam, fünf weitere Preise sind indirekt mit der Stadt verbandelt und unglaubliche zwölf Preisträger profitierten von der hier ansässigen Filmförderung Medienboard Berlin/Brandenburg. Das Herz des künstlerischen deutschen Kinos schlägt an der Havel.
Der Abend begann mit einer Überraschung: Christine Schorn, überzeugende Mutter im Familiendrama „Frei nach Plan“ der Potsdamer Regisseurin Franziska Meletzky erhielt den Preis für die beste weibliche Nebenrolle. Für Meletzky selbst war die Lola an Schorn unausweichlich „Christine hat so berührend und ehrlich gespielt“, sagte die Absolventin der Babelsberger Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ (HFF), die die Lola stellvertretend entgegennahm. Schorn feierte just am Freitagabend in Zürich Theaterpremiere gemeinsam mit Corinna Harfouch. „Sie selbst habe ich noch nicht erreicht, aber Corinna bereits Bescheid gegeben.“ Jetzt werde in der Schweiz gefeiert, lachte Meletzky, die bereits den nächsten Film „Drei Schritte“ mit Christine Schorn plant. Die Freude war noch nicht verklungen, da wurde erneut für Potsdam gejubelt. Sabine Greunig wurde für ihre Kostüme in Doris Dörries gefühlvollem Drama „Kirschblüten - Hanami“ mit einem Filmpreis geehrt. „Ich hatte ziemliche Angst, vor so vielen Leuten zu reden, ich war aufgeregt und meine Schuhe sind ziemlich hoch“, gestand die fröhliche Märkerin. Und dann war auch noch das Zettelchen für die Dankesrede weg. So vergaß sie prompt, neben Freunden und Familie vor allem Tochter Anni zu danken, „dass sie meine Liebe zu Filmen und Kostümen teilt“ – und gleichzeitig Inspirationsquelle ist. So verdankt Nadja Uhl in ihrer Kirschblüten-Rolle als Franzi die Trainingsjacke dem Vorschlag von Tochter Anni. „Ihre Arbeit besticht durch einen feinen Grad an Kreativität und unaufdringlicher Inspiration“, hielt die Potsdamerin Uhl ihre „Liebeserklärung“ auf Greunig. Diese wusste bereits den Platz für die Lola: „In der Küche auf dem Fensterbrett.“
Ein anderer Potsdamer hält seit Freitagabend seine zweite Lola in den Händen. Martin Steyer, Koryphäe auf dem Gebiet des Tons und HFF-Vizepräsident zeigte bei der Übergabe des Preises „spontane Freude“, als er die Moderatorin des Abends, Barbara Schöneberger beim Glückwunsch halb umriss. „Ich habe die Gelegenheit genutzt, immerhin hat sie den Abend überzeugend gestaltet. Außerdem verehre ich schöne Frauen“, grinste Steyer schelmisch. Der Ton-Experte und sein Team erhielten die Auszeichnung für die Arbeit im Film „Trade“.
Freude auch bei den Mitarbeitern des Babelsberger Art Departments. Die Kulissenbauer setzten die Entwürfe für den Streifen „Absurdistan“ um und erhielten dafür den Dank von Erwin Prib, der für seine Kreativarbeit eine Lola für das beste Szenenbild erhielt. Zufriedene Gesichter auch bei den Babelsberger X-Filme-Chefs Stefan Arndt und Manuela Stehr. Nicht zuletzt wegen Benedict Neuenfels, der für seine Kameraarbeit in der Arndt-Produktion „Liebesleben“ die Lola gewann – nach Bayrischem Filmpreis und Oscar, Neuenfels gehörte zum Erfolgsteam des in Babelsberg entstandenen Werks „Die Fälscher“ von Stefan Ruzowitzky. Etwas Filmpreis-Glanz darf sich Potsdam selbst anheften. Zwei Lolas – eine für Frederick Lau als beste männliche Nebenrolle und einen Filmpreis in Bronze – gab es für das Werk „Die Welle“, das fast ausschließlich Potsdam als Kulisse nutzt.
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