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Landeshauptstadt: Ludwig gegen Reiche

Ex-Landesvorsitzende der Union will in den Bundestag: Kampfkandidatur gegen Potsdams CDU-Chefin

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In der brandenburgischen CDU ist einmal mehr ein dramatischer Machtkampf ausgebrochen, im Zentrum stehen die Christdemokraten in Potsdam und Potsdam-Mittelmark. Die Gegnerinnen sind die beiden Kreisvorsitzenden, nämlich die vor Kurzem als Fraktions- und Landesparteichefin zurückgetretene Landtagsabgeordnete Saskia Ludwig und die Potsdamer CDU-Kreischefin und langjährige Bundestagsabgeordnete Katherina Reiche, die auch als Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium arbeitet. Beide wollen sich als Direktkandidaten der CDU im Potsdamer Wahlkreis 61 aufstellen lassen – und für beide Frauen geht es dabei um die politische Zukunft. Denn nur, wer vor Ort nominiert wird, hat Chancen auf einen vorderen Listenplatz, der den Sitz im Bundestag sichert.

Entschieden wird das Duell am 19. Oktober. Dann findet in Werder eine Gesamtmitgliederversammlung statt, bei der die Kandidatin basisdemokratisch gekürt wird. Gefragt sind rund 1000 CDU-Mitglieder in Potsdam, Potsdam-Mittelmark und Teilen Teltow-Flämings. Der Kreisverband von Potsdam-Mittelmark, den Ludwig seit Jahren fest im Griff hat, ist der mitgliederstärkste im Land. Laut einem Mitglied aus der Potsdamer CDU-Spitze hängt nun alles davon ab, „wer am 19. Oktober mehr Leute nach Werder bekommt“. Beide Seiten rechnen mit einem knappen Ausgang.

Die Kandidatur von Saskia Ludwig offiziell angestoßen hat der Stadtverband Werder. Am vergangenen Donnerstag sei einstimmig beschlossen worden, dass die 44-Jährige im Wahlkreis für den Bundestag kandidieren solle, bestätigte Annette Gottschalk, die Chefin des Stadtverbandes, auf PNN-Anfrage. Ludwig selbst war am Montag nicht zu erreichen. Der Antrag zur Kandidatur soll am heutigen Dienstag im Kreisvorstand der CDU Potsdam-Mittelmark behandelt werden. Dieser hatte sie auch nach dem Sturz gestützt.

Reiche hat bereits die offizielle Unterstützung ihres Potsdamer Kreisvorstands bekommen. Doch gilt die 39-Jährige in der Potsdamer CDU als umstritten. Gegner werfen Reiche unter anderem Alleingänge und – sie wohnt in Luckenwalde – mangelnde Kenntnis von Vorgängen in der Landeshauptstadt vor. Anfang 2011 wurde sie, bei einem Gegenkandidaten, mit lediglich 51 Prozent als Potsdamer CDU-Chefin wiedergewählt. „Manche Kritiker sehen jetzt die Chance, Frau Reiche endlich loszuwerden“, sagte einer aus der Parteispitze. Das Kalkül ihrer Gegner: Sollte Reiche an Ludwig scheitern und damit den Wiedereinzug in den Bundestag verpassen, würde sie sich auch in Potsdam nicht mehr als Kreischefin halten können. Reiche jedoch gibt sich optimistisch, bei einer Kampfkandidatur gegen die inzwischen auch in Potsdam wohnende Ludwig zu gewinnen (siehe Interview).

Reiche tritt seit 1998 als Direktkandidatin in Potsdam an. Damals hatte sie noch 18 Prozent erreicht, ähnlich wie ihre Partei. Danach hatte sie stets zwischen 22 und 24 Prozent geholt, immer rund drei Prozent mehr als die Bundespartei. Dominiert wird der Potsdamer Wahlkreis aber immer von Kandidaten der SPD und der Linken.

Ludwig hatte erst am 11. September als Partei- und Fraktionschefin zurücktreten müssen. Sie reagierte damit auf parteiinterne Kritik an ihrem fundamentalen Oppositionskurs. In der Landtagsfraktion hatten ihr 14 der 19 Abgeordneten das Vertrauen entzogen. Ein Mitglied des CDU-Landesvorstands kritisierte am Montag: „Wir hatten erwartet, dass Saskia Ludwig jetzt erst einmal in Ruhe über ihr Scheitern in der Landespolitik nachdenkt.“ Stattdessen zwinge sie der Partei nun eine unappetitliche Zerreißprobe auf. Ein anderes führendes Mitglied der Landes-CDU sagte, Ludwig stelle die gerade wiedergefundene Geschlossenheit der Partei infrage. Von anderer Seite hieß es dagegen, auch Teile der Landesspitze würden die Kampfkandidatur von Ludwig gegen Reiche unterstützen.

Der Konflikt hat auch bundespolitische Dimensionen: Reiche gilt als Unterstützerin von Bundeskanzlerin Angela Merkel, Ludwig – als Mitglied des konservativen „Berliner Kreises“ – als deren Kritikerin. Unklar ist noch, ob sich Merkel selbst zu dem Machtkampf äußern wird. Eine Gelegenheit hätte sie am nächsten Montag: Dann ist Merkel zu Gast bei einer Regionalkonferenz der CDU in Potsdam.

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