Landeshauptstadt: Lügenmuseum in größten Nöten Sammlung in Gantikow vor der Schließung
Neuruppin - Brandenburg muss sich wohl endgültig von Fontanes Wanderschuh, einem Ohr von Vincent van Gogh, der nachgebauten Geburtsstube von Willy Brandt, den letzten Tonaufnahmen der „Titanic“ oder der mit alten Straßenschildern gepflasterten Kathedrale des Sozialismus verabschieden. Denn für den Fortbestand des einzigartigen Lügenmuseums im 120 Kilometer nordwestlich Berlins gelegenen Gantikow gibt es kaum noch Hoffnung.
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Neuruppin - Brandenburg muss sich wohl endgültig von Fontanes Wanderschuh, einem Ohr von Vincent van Gogh, der nachgebauten Geburtsstube von Willy Brandt, den letzten Tonaufnahmen der „Titanic“ oder der mit alten Straßenschildern gepflasterten Kathedrale des Sozialismus verabschieden. Denn für den Fortbestand des einzigartigen Lügenmuseums im 120 Kilometer nordwestlich Berlins gelegenen Gantikow gibt es kaum noch Hoffnung. Gründer Reinhard Zabka, den es nach der Wende vom Prenzlauer Berg mit einer Vielzahl von eigenen und geliehenen Kunstwerken in die Provinz bei Kyritz verschlagen hatte, verließ kürzlich mit gesenktem Kopf das Landgericht Neuruppin. Zuvor war seine Klage abgewiesen worden, den 2004 geschlossenen Kaufvertrag mit dem Verein Offene Häuser wegen Sittenwidrigkeit rückgängig zu machen. 19 000 Euro hatte die Organisation für das Gutshaus Gantikow gezahlt und damit Zabka und sein „der Wahrheit verpflichtetes Lügenmuseum“ gerettet.
Zu diesem Zeitpunkt hatte das zuständige Arbeitsamt 40 000 Euro von Zabka zurückverlangt, weil ABM-Kräfte rechtswidrig zu Handwerkerarbeiten eingeteilt worden waren. Doch aus dem vermeintlichen Retter und dem Künstler wurden erbitterte Feinde. „Der Verein wollte nur billig an die Immobilie, die zusammen mit den Kunstwerken mindestens 30 000 bis 40 000 Euro wert ist“, sagt Reinhard Zabka. Sein Widerpart Bert Ludwig, Vereinschef der Offenen Häuser, spricht dagegen von „hohen Mietrückständen und einem großen Reparaturstau“. Er will Zabka loswerden. Nur dank einer einstweiligen Verfügung kann der 59-jährige Künstler sein in Deutschland einzigartiges Lügenmuseum noch offenhalten.
Seit vergangener Woche bleibt ihm nun noch ein Strohhalm. Eine Satzungsänderung des Vereins Offene Häuser wurde von einer Frau unterschrieben, die zum Zeitpunkt kein Mitglied gewesen sei. Deshalb habe er Anzeige wegen Urkundenfälschung gegen den Verein gestellt. Ob er damit sein Museum retten kann, ist ungewiss. Claus-Dieter Steyer
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