zum Hauptinhalt

Von Sabine Schicketanz: Luxus für russische Oligarchen

Villen im Angebot: Auch Moskauer Oberbürgermeister sucht Domizil / „Kellermann“ steht weiter leer

Stand:

In Potsdam dreht sich das Immobilien- Karussell: Exklusive Villen der Landeshauptstadt, längst begehrte Wahlheimat für allerlei Prominenz, warten auf neue Besitzer. Dabei haben Immobilienmakler Russland als Markt entdeckt. Man stehe mit russischen Oligarchen in Verhandlungen, sagte Robert Neubauer, Geschäftsführer von „locals luxury homes“, den PNN. Sogar der Moskauer Oberbürgermeister Juri Luschkow habe Interesse bekundet, in Potsdam eine Villa zu kaufen. Luschkow habe bereits Immobilien in der Landeshauptstadt angeschaut, so Neubauer. Er spricht von einer äußerst potenten Klientel: „Da spielt die eine oder andere Million keine Rolle.“

Die teuerste Villa wird derzeit von einem Deutsch-Russen aus Moskau zum Verkauf angeboten: Für sechs Millionen Euro soll die Villa Eckert an der Schwanenallee den Eigentümer wechseln. Das Anwesen, ursprünglich 1874 von Maurermeister Albert Lüdicke für den Hoflieferanten Paul Eckert als kleines Sommer- oder Gartenhaus konzipiert, hat Neubauer in seinem „locals“-Portfolio. Erneut, zunächst hatte der Makler für den vormaligen Besitzer, den Potsdamer Modeschöpfer Wolfgang Joop, einen Erwerber gefunden. Der Deutsch-Russe verkaufe nun die Villa Eckert und sein Haus in der Russischen Kolonie, weil er von der Stadt Potsdam und dem Land Brandenburg enttäuscht sei, so Neubauer. Der Mann habe das russische Honorarkonsulat in der Villa Eckert ansiedeln wollen, doch die Stadt habe auf der Vorschrift beharrt, wonach das Gebäude nicht ausschließlich gewerblich genutzt werden dürfe. Ein potenzieller Käufer sei danach SAP-Milliardär Hasso Plattner gewesen, sagte Neubauer. Der Potsdam- Liebhaber hat allerdings Anfang 2009 die Churchill-Villa am Griebnitzsee erworben.

Derzeit steht am Griebnitzsee die Villa Hartmann, errichtet 1880, für 3,6 Millionen Euro zum Verkauf. Sie befinde sich in Besitz eines Kunstmäzens, so die Immobilienmakler von „Engel & Völkers“. Ebenfalls direkt am Wasser liegt die Villa Kampffmeyer: 5,8 Millionen Euro sollen 17 Zimmer mit 900 Quadratmetern Wohnfläche kosten, so „Engel & Völkers“. Erbaut wurde die Villa 1924 für Mühlenbesitzer Kurt Kampffmeyer. Mieter waren der damalige Schweizer Botschafter, Thomas Borer-Fielding und seine Frau Shawne. Dann zog ein Militärattaché der Vereinigten Arabischen Emirate ein. Ein Dauerbrenner auf der Zu-Verkaufen-Liste ist das Schloss Marquardt, derzeit angeboten von der Penelope Immobilien Verwaltungs GmbH aus München. 1892 erwarb der Berliner Industrielle Louis Raven das Schloss, 1932 baute der Pächter Kempinski es zum Hotel aus. Jetzt sollen Schloss und Grundstück 6,9 Millionen Euro kosten, für den Ausbau müssten 35 bis 45 Millionen Euro investiert werden. Projektiert sind laut Penelope GmbH zwei Vorhaben: ein Fünf-Sterne-Hotel und eine Wohnanlage „Wohnen im Schlosspark“. Für vergleichbar günstige 1,5 Millionen Euro bietet „Engel & Völkers“ das ehemalige Landhaus der Familie Adlon am Lehnitzsee in Neu Fahrland an. Einst habe es hier glanzvolle Empfänge für Adlon-Gäste gegeben, jetzt nutze die Landes-Verwaltungsakademie das Haus für Seminare.

Wieder zu haben ist die Siemens-Villa in der Gregor-Mendel-Straße, 1890 im Auftrag von Werner von Siemens für seine Tochter Käthe Pietschker erbaut. Zu dem Bau gehören Remise, Gärtnerhaus sowie eine Eigentumswohnanlage. Letzter potenzieller Nutzer war der Landessportbund, der dort eine Kita einrichten wollte. Diese Pläne sind jedoch abgesagt. Vor drei Jahren war das Anwesen zwangsversteigert worden, jetzt soll es 2,2 Millionen Euro kosten. Gescheitert sind offenkundig die Pläne für ein Modeunternehmen in der Villa Baumgart in der Friedrich-Ebert-Straße. Das imposante Bauwerk gehört der Stadt, vor drei Jahren hatte sich scheinbar ein Käufer gefunden. Doch der Kaufpreis von 2,6 Millionen Euro soll nie überwiesen worden sein.

Offen ist auch die Zukunft einer sehr bekannten Potsdamer Villa: Die Villa Kellermann am Heiligen See steht nach dem Auszug des Restaurants vor einem Jahr noch immer leer. Das Haus gehört dem Ehepaar Gisa und Hans-Joachim Sander. Die Wella-Erbin und der Kunstsammler hatten es Anfang 2005 bei einer Zwangsversteigerung für 1,9 Millionen Euro erworben. Jetzt gehen in der Stadt Gerüchte von einem erneuten Verkauf, von einem Rückzug der Sanders, die auch Gesellschafter bei Joops Firma Wunderkind sind. Die Eigentümer waren dazu gestern nicht zu erreichen; Wunderkind konnte eine entsprechende Anfrage nicht beantworten. Makler Neubauer aber versicherte, die Villa werde „nicht verkauft“. Eine Internetseite von „locals“, auf der sie unter ihrem früherem Namen „Villa von Hardt“ angeboten wird, sei lediglich ein Vermarktungstest, so Neubauer. Verkauft hat er für die Sanders allerdings bereits ein Gebäude: Das Kaiser-Wilhelm- Stift in der Ludwig-Richter-Straße 25 in der Berliner Vorstadt gehöre seit einem knappen halben Jahr Privatinvestoren. Drei Anwälte wollten in dem 1890 errichteten Backsteingebäude, einst Pflegeheim der Hoffbauer-Stiftung, 20 Eigentumswohnungen schaffen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })