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Ein Team. Landestrainerin Dörte Paschke begleitet ihre beiden Schützlinge André Lehmann (links) und Torben Schmidtke zu den Paralympics nach London. Schmidtke rechnet sich dort eine Medaille aus.

© PNN

Sport: „Mal sehen, was wir nun bringen“

Die Potsdamer Schwimmer Torben Schmidtke und André Lehmann starten bei den Paralympics in London

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Dörte Paschke ist guter Dinge. Unter den körperlich sehr anstrengenden Trainingswochen litten zwar in erster Linie ihre beiden Schützlinge, aber auch für die Landestrainerin, die die jungen Männer auf die Paralympics in London vorbereitet, war es eine intensive, eine aufopferungsvolle Zeit. Mit Torben Schmidtke und André Lehmann hat sie gleich zwei Schwimmer in Englands Hauptstadt am Start – und zumindest für Schmidtke soll eine Medaille herausspringen. „Er sträubt sich zwar noch immer ein wenig davor, einen Medaillenplatz als Ziel festzulegen“, sagt die Trainerin über den 22-Jährigen, dessen Beine und ein Arm von Geburt an nicht richtig ausgeprägt sind. „Aber als Weltranglistenzweiter und mehrfacher Deutscher Meister sollte man sich dem Gedanken an Edelmetall schon stellen.“

Der Potsdamer, der im Klinikum „Ernst von Bergmann“ als IT-Kaufmann arbeitet, geht indes ohne jeglichen Druck an die Aufgabe. „Es sind meine ersten Paralympics und deshalb ist einzig und allein das Erreichen des Finales und eine Bestzeit mein Ziel“, sagt Schmidtke. „Die Konkurrenz aus der Ukraine, Kroatien, Deutschland und Russland ist allerdings sehr stark. Ich werde jedenfalls mein Bestes geben.“ Das eher bescheidene Abschneiden der deutschen Schwimmer bei den Olympischen Spiele hatte er natürlich ausgiebig verfolgt: „Mal sehen, was wir nun so bringen.“

In London wird Schmidtke am 5. September über 100 Meter Brust und zwei Tage zuvor über 400 Meter Kraul an den Start gehen. Die letztere Distanz ist allerdings nur zum „Warmschwimmen“ und zum Vertrautmachen mit den örtlichen Gegebenheiten gedacht – das Hauptaugenmerk liegt auf der 100-Meter-Brustdistanz. Über 200 und 50 Meter Brust hält Schmidte den Weltrekord in der Schadensklasse S 8, olympisch ist jedoch die 100-Meter-Distanz. Ein Platz unter den besten sechs Schwimmern ist erforderlich, um in den Genuss des Kaderstatus zu kommen. Zurzeit ist Schmidtke noch ein Weltrekordhalter ohne den begehrten Status, der eine umfangreiche Unterstützung durch den Deutschen Behindertensportverband mit sich bringt.

Für André Lehmann, seinen Vereinskollegen vom SC Potsdam, sind es ebenfalls die ersten Paralympics. Der lernbehinderte Schwimmer hat den Status als Nationalkader und überzeugte zuletzt im Mai bei den Berlin-Brandenburgischen Landesmeisterschaften. Im Berliner Europa-Sportpark verbuchte der 17-Jährige drei Siege, schwamm die 100 Meter Freistil erstmals unter einer Minute und verbesserte seine persönliche Bestzeit auf 59,16 Sekunden. Die Olympianorm über 200 Meter Freistil (2:07,00) verfehlte Lehmann zwar erneut, schaffte jedoch die internationale Norm über 200 Meter Kraul und somit die Qualifikation für London.

„Bei den Paralympics möchte ich meine Bestzeit unbedingt wieder erreichen“, sagt der jüngste Athlet im deutschen Team, der an der Potsdamer Eliteschule des Sports lernt und deutschlandweit der erste behinderte Schüler ist, der an einer Sportschule unterrichtet wird. „Das klappt wunderbar und wir haben seitdem sehr viele Anfragen aus anderen Städten“, erzählt Dörte Paschke. „In diesem Punkt ist das Land Brandenburg Vorreiter.“

Mit ihren beiden Schützlingen besteigt die Landestrainerin am Donnerstag den Flieger nach London und alle werden im olympischen Dorf wohnen. „Aber noch“, so verrät Torben Schmidtke, „überwiegt die Vorfreude vor der Aufregung.“

Henner Mallwitz

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