Landeshauptstadt: Mangelsdorf bleibt Uni-Sprecherin
Universität Potsdam spricht Sprecherin mit Stasi-Kontakten das Vertrauen aus
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Die Universität Potsdam wird sich nicht von ihrer Stasi-belasteten Sprecherin trennen. Wie die Hochschul-Leitung am Freitag mitteilte, spreche sie der Leiterin des Uni-Referates Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Birgit Mangelsdorf ihr Vertrauen aus. An der Hochschule hatte eine eigens einberufene Kommission die gegen die 51-jährige Sprecherin erhobenen Vorwürfe geprüft. Sie hatte von 1984 bis 1987 in einer Wohnung gelebt haben, die von der Staatssicherheit der DDR als konspirativer Treffpunkt genutzt wurde.
„Das Präsidium der Universität möchte an der vertrauensvollen und guten Zusammenarbeit mit Frau Mangelsdorf festhalten“, erklärte Uni-Vizepräsidentin Ria De Bleser. Die Untersuchungskommission stand ihrer Leitung. Die Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur, Ulrike Poppe, habe beratend an der Sitzung der Kommission teilgenommen.
Anfang August waren die Stasi-Kontakte bekanntgeworden. Mangelsdorf hatte von 1984 bis 1987 in einer Wohnung gelebt, die von der Stasi als konspirativer Treffpunkt genutzt wurde. Ihr Mann Frank Mangelsdorf, heute Chefredakteur der „Märkischen Oderzeitung“ (MOZ), hatte bestätigt, dass er nach der Heirat von 1985 bis 1987 ebenfalls in der Wohnung gelebt hat. Er verwies darauf, dass die Stasi eine Notlage ausgenutzt habe, wegen der kranken Tochter habe man eine warme, trockene Wohnung gebraucht.
Birgit Mangelsdorf arbeitet seit 2009 an der Universität Potsdam. Sie hatte die Hochschule nicht von ihren Stasi-Kontakten informiert. Da die Universität aus rechtlichen Gründen ihre Stasi-Akten nicht anfordern kann, habe Mangelsdorf selbst die Akten der Hochschulkommission zur Verfügung gestellt. Nach Prüfung des Sachverhalts und Anhörung der Sprecherin habe ihr die Kommission das Vertrauen ausgesprochen. „Hier handelt es sich um eine Kooperation, die unter Ausnutzung einer Drucksituation zustande kam und bald beendet wurde“, so Ulrike Poppe.
Der FU-Professor Klaus Schroeder, der der Brandenburger Enquete-Kommission zur Aufarbeitung der SED-Diktatur angehört, kam hingegen zu einer ganz anderen Einschätzung. „Wenn Frau Mangelsdorf mit ihrer Vergangenheit bei der Einstellung an der Universität Potsdam nicht offen umgegangen ist, halte ich sie als Sprecherin für untragbar“, sagte der Leiter des Forschungsverbundes SED-Staat der Freien Universität Berlin (FU).
In einer so herausgehobenen Position wie der Sprecherin einer Universität brauche sie Glaubwürdigkeit. „Sie hat damals den Kontakten zugestimmt, Verschwiegenheit erklärt, durch die teilweise Übernahme der Mietkosten eine Geldleistung bezogen und aktiv den MfS unterstützt, damit sind die Kriterien einer aktiven Zusammenarbeit mit dem MfS gegeben“, so Schroeder. Dass keine Berichte geschrieben wurden, sei unerheblich: „Wer eine Wohnung für konspirative Zwecke zur Verfügung gestellt hat, brauchte keine Berichte mehr zu schreiben, das ist eine andere Ebene der Zusammenarbeit.“
Kriterien für die Überprüfung der Uni-Kommission waren, ob Mangelsdorf jemandem geschadet hat und ob es eine Verpflichtungserklärung gab. So gesehen überrascht das positive Votum. Denn eine Verpflichtungserklärung vom 25. Juni 1984 findet sich in den Akten der Jahn-Behörde. Ebenso ein Aktenvermerk vom 4. März 1985, aus dem hervorgeht, dass IMK „Brigitte“ einen Stasi-Major davon in Kenntnis gesetzt hat, dass ihr zukünftiger Mann Frank Mangelsdorf, heute Chefredakteur der Märkischen Oder Zeitung (MOZ), und dessen Mutter Westkontakte unterhielten. Birgit Mangelsdorf (geb. Schultz) war mit 18 Jahren in die SED eingetreten, nach dem Journalistik-Studium in Leipzig arbeitete sie beim DDR-Rundfunk. Einer ihrer Verwandten ersten Grades war hauptamtlich bei der Staatssicherheit tätig. Jan Kixmüller
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