Landeshauptstadt: Marlenes großer Auftritt zur Eröffnung Varieté Walhalla wurde wiedergeboren / Große Eröffnungsparty am Sonnabend mit vielen Prominenten
Es war am Sonnabend so ziemlich alles zur Einweihung des traditionsreichen Varietés Walhalla in die Dortustraße 5 gekommen, was sich für Kultur und speziell für die leichte Muse interessierte. Man harrte der Prozession, die aus der Friedenskirche mit Pauken und Trompeten in das 1738 erbaute Haus einzog, dessen Renovierung im März 2001 begonnen worden war.
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Es war am Sonnabend so ziemlich alles zur Einweihung des traditionsreichen Varietés Walhalla in die Dortustraße 5 gekommen, was sich für Kultur und speziell für die leichte Muse interessierte. Man harrte der Prozession, die aus der Friedenskirche mit Pauken und Trompeten in das 1738 erbaute Haus einzog, dessen Renovierung im März 2001 begonnen worden war. Dass die nach so mancher Schwierigkeit vollendet werden konnte, darauf waren der Geschäftsführer des Maulwurf e.V. Kay Bockhold und seine Lebensgefährtin, die Schauspielerin Nadja Uhl, mit Recht stolz. Denn es ist dem Verein nicht nur gelungen, ein traditionsreiches Varieté zu neuem Leben zu erwecken, er arbeitete vorwiegend mit straffällig gewordenen Jugendlichen, um die sich der Maulwurf e.V. und das Walhalla auch weiterhin kümmern werden. „Es ist in vielen Einzelteilen eine liebenswerte Stätte entstanden“, lobte Jugenddezernentin Elona Müller denn auch das Werk von fast fünf Jahren, das 2003 beinahe noch gescheitert wäre, ehe es Bockhold und die Maulwürfe, unterstützt durch den Paritätischen Wohlfahrtsverband, wieder auf das rechte Gleis schoben.
„Anspruchsvolle leichte Muse hat in Potsdams Kulturangebot noch gefehlt. Das Walhalla rundet es jetzt geradezu perfekt ab“, begrüßte Brandenburgs Tourismus-Marketing-Chef Dieter Hütte das Walhalla-Varieté in der Runde der Potsdamer Kulturstätten. Brandenburgs Finanzminister Rainer Speer wärmte alte Erinnerungen auf. Er habe mal in der Dortustraße 7 gewohnt, sagte er. Die Frage, ob er denn auch Gast im Walhalla sein werde, beantworte er mit: „Ich bin ein Szenegänger und trudle sicher auch hier mal ein.“ Ganz besonders viele Erinnerungen aber stellten sich bei Sigrid Richter ein. Die 83-jährige alte Dame wurde in der Dortustraße 5 geboren, wo ihre Großeltern Hermann und Auguste Rosenberger 1910 das Varieté gegründet hatten. Den Kindern sei es allerdings streng verboten gewesen, sich in die Vorstellungen hineinzuschummeln. Aber natürlich bekamen sie auch etwas vom Varieté-Glanz mit, als Stars wie Charly Chaplin und Trude Hesterberg dort auftraten. Heute sei das ein ganz besonderes Wiedersehen. Nach dem Krieg floh die Familie nach Ostfriesland, weil „uns die Russen aus dem Haus warfen und meine Eltern zu verhaften drohten“, so die alte Dame. Aber eine gewisse Sehnsucht nach Potsdam blieb. Zur Walhalla-Eröffnung hatte Sigrid Richter ihre Söhne, Töchter und Enkelkinder mitgebracht, die sich ganz stilvoll in die Kleidung der zwanziger Jahre geworfen hatten. Richter fand, das Haus sei inzwischen schöner geworden als zu ihrer Zeit, speziell der Hof habe eine ganz besondere Aufenthaltsqualität erhalten.
Das alles konnten die Gäste am Sonnabend begutachten und taten es ausgiebig. Bewundert wurde auch das Glasmosaik, das aus dem ehemalige Berliner Künstlerklub Möwe gerettet worden ist und nun den Veranstaltungsraum ziert. Der Regen hatte die Besucher zwar von der Straße vertrieben, in Haus und Hof aber fühlte man sich noch lange nach Mitternacht wohl, tanzte zur Musik verschiedener Bands, lauschte den klassischen Einlagen des Musikkonservatoriums, ließ sich Wildschwein am Spieß schmecken und applaudierte Marlene Dietrich alias Rita Feldmeier, die gegen 23 Uhr ihren großen Auftritt hatte. Sogar das Feuerwerk, das beinahe ins (Regen-)Wasser gefallen wäre, gab es noch.
Das Walhalla-Programm für Juni steht. Man kann im „Ballroom“ tanzen, es gibt Chanson-Abende, einen Heiratsmarkt und natürlich ist auch wieder Marlene zu Gast. Damenprogramme wechseln mit dem Fußballmännergarten. Und zur Kunst wird immer wieder auch das passende Essen serviert. Die Gaststätte kann täglich ab 11 Uhr aber auch nur zum Essen und Trinken besucht werden. Und da der Sommer weiter auf sich warten lässt, wird sicher der Kamin weiter angeheizt. Seite 22
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