
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Marx und Spielberg
Neun Oscar-Nominierungen und vier Zuschauer-Millionäre: Medienboard Berlin-Brandenburg ist mit dem Jahr 2014 zufrieden
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Gut 63 Stunden im Kino und gut 50 Stunden vor dem Fernseher: So viel Zeit müsste man sich nehmen, wollte man alle Filme und TV-Produktionen sehen, die im Laufe eines Jahres in Brandenburg und Berlin gedreht werden. Mit rund 3800 Produktionsminuten beim Film und 3032 Minuten TV-Produktionen liegt der Medienstandort deutschlandweit vorn, wie eine Vergleichsstudie des Medienboards Berlin-Brandenburg, der gemeinsamen Filmförderung beider Länder, ergeben hat. Auch für 2014 hat das Medienboard wieder eine Erfolgsbilanz gezogen – trotz der durchwachsenen Nachrichten vom Studio Babelsberg, das von einem Verlustjahr ausgeht.
Mit rund 31 Millionen Euro hat das Medienboard den Angaben zufolge 2014 Film- und TV-Produktionen unterstützt, allein 68 Kinofilme sind mit dieser Förderung entstanden. Die Ausgabe von Steuergeld für Filmproduktionen zahle sich aus: Für jeden Euro Fördergeld werden fünf Euro bei Unternehmen in der Region ausgegeben, rechnen die Filmförderer vor. Ausgaben in Höhe von rund 120 Millionen Euro waren das im vergangenen Jahr. „2014 war wieder ein sehr gutes Jahr für den Filmstandort“, freut sich Medienboard-Filmförderchefin Kirsten Niehuus.
Die entstandenen Filme waren auch an den Kinokassen erfolgreich: Vier Streifen, die Ufa-Produktion „Der Medicus“, die beiden Komödien „Fack Ju Göhte“ und „Honig im Kopf“ und der Kinderfilm „Bibi & Tina“, knackten die Millionen-Zuschauer-Marke, die Studio-Babelsberg-Produktion „The Grand Budapest Hotel“ von US-Regisseur Wes Anderson verfehlte die Million nur knapp mit 991 259 Zuschauern.
Wes Andersons Tragikomödie, für die Hollywoodstars wie Ralph Fiennes, Bill Murray, Tilda Swinton oder Adrien Brody im sächsischen Görlitz und in den Babelsberger Studios vor der Kamera standen, geht bei den diesjährigen Oscars am 22. Februar als Favorit ins Rennen: Neunmal ist der Film für die begehrten Preise nominiert, ein neuer Rekord für Studio Babelsberg. „Grand Budapest Hotel“ hat Chancen auf Oscars in den Kategorien bester Film, Regie, Originaldrehbuch, Kamera, Make-up, Filmmusik, Schnitt sowie Szenenbild und Kostümbild – Letzteres ist eine besondere Anerkennung für die Arbeit der Babelsberger Filmhandwerker. Einen „Golden Globe“ als beste Komödie hat „Grand Budapest Hotel“, der im vergangenen Jahr die Berlinale eröffnete, bereits abgeräumt.
Bei der diesjährigen Berlinale, die am kommenden Donnerstag startet, zählt das Medienboard neun geförderte Filme, darunter Andreas Dresens „Als wir träumten“, im offiziellen Programm. Studio Babelsberg hat dagegen keinen Film am Start – vor einem Jahr waren es noch drei. Für die Traditionsfilmstudios war 2014 ein durchwachsenes Jahr, was der Studiovorstand vor allem mit den Diskussionen um die Kürzung des Deutschen Filmförderfonds erklärt (PNN berichteten). Wegen der fehlenden Planungssicherheit seien 2014 zwei wichtige Produktionen nicht zustande gekommen, hieß es zuletzt. Das Studio rechnet mit 2,5 Millionen Euro Verlust für 2014 – trotz der Dreharbeiten für den Publikumserfolg „Die Tribute von Panem“ und für den neuen Film von Hollywood-Superstar Steven Spielberg.
Spielbergs Dreh mit Tom Hanks hatte Anfang Dezember unzählige Schaulustige zur Glienicker Brücke gelockt – selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) besuchte das Filmset. Spielberg erzählt in seinem Spionagethriller mit dem Arbeitstitel „St. James Place“ die Geschichte hinter dem ersten Agentenaustausch auf der Ost-West-Grenzbrücke im Jahr 1962. Mit 500 000 Euro hat das Medienboard die Produktion unterstützt.
Erstmals hat das Medienboard im vergangenen Jahr auch die Entwicklung von Fernsehserien gefördert: Geld gab es unter anderem für Tom Tykwers geplante Serie „Babylon Berlin“, eine Koproduktion von ARD, Sky Deutschland und X-Filme. Der Mehrteiler nach den Krimis von Volker Kutscher spielt im Berlin der 1920er-Jahre und soll ein vergleichsweise hohes Budget von 25 Millionen Euro haben. Als Drehort ist nach wie vor Studio Babelsberg im Gespräch.
Neues Medienboard-Fördergeld gab es im Januar unter anderem bereits für das Filmdebüt der Jungautorin Helene Hegemann („Axolotl Roadkill“) und für „Der junge Karl Marx“ von Raoul Peck. Der auf Haiti geborene Regisseur ist für seine Dokumentation und einen Spielfilm über den kongolesischen Freiheitskämpfer und Politiker Patrice Lumumba bekannt. In seinem neuen Film stehen Alexander Fehling („Goethe!“) und August Diehl („Nachtzug nach Lissabon“) als Marx und Engels vor der Kamera.
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