
© Andreas Klaer
Potsdamer Max-Dortu-Preis: NSU-Aufklärerin König-Preuss geehrt
Die thüringische Landtagsabgeordnete Katharina König-Preuss erhielt den Max-Dortu-Preis: Die Linkenpolitikerin war maßgeblich an der Aufklärung der NSU-Morde in Thüringen beteiligt.
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Sie engagiert sich seit langem gegen Rechtsextremismus, wurde von Neonazis mit dem Tod bedroht und gilt als eine der führenden Persönlichkeiten bei der Aufklärung der NSU-Morde: Die Thüringer Landtagsabgeordnete Katharina König-Preuss (Linke) aus Jena erhielt am Donnerstagabend den Potsdamer Max-Dortu-Preis für Zivilcourage und gelebte Demokratie 2024. Der mit 5000 Euro dotierte Preis wurde im Potsdam-Museum überreicht, der Rechtsextremismusforscher und Spiegel-Bestseller-Autor Matthias Quent hielt die Laudatio, die Punkband Feine Sahne Fischfilet sorgte für die musikalische Untermalung des Abends.
„Katharina König-Preuss setzt sich seit Jahren gegen Rechtsextremismus ein und das in einem Umfeld, in dem Rechtsextreme erst kürzlich die Mehrheit im Landtag erreicht haben“, sagte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) bei der Verleihung. Zu den bisherigen Preisträgern gehören unter anderem der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele und der Jurist Chan-jo Jun.
Herr Höcke hat sich auf Twitter übrigens sehr geärgert, dass ich den Preis bekomme.
Katharina König-Preuss (Linke), Landtagsabgeordnete in Thüringen
„Das sorgt schon für Gänsehaut bei mir, das ist eine Wahnsinnsanerkennung“, sagt König-Preuss über die Verleihung des Preises. Zuerst habe sie nicht verstanden, warum sie den Preis bekomme, denn sie tue ja nur etwas, was viele andere auch tun würden, die aber nicht die gleiche Aufmerksamkeit dafür bekämen. „Deshalb ist das für mich auch ein Preis für all die Menschen, dank denen ich diese Arbeit überhaupt machen kann.“
Es sei keine Selbstverständlichkeit in Zeiten wie diesen, dass eine Antifaschistin mit einem Preis für Zivilcourage ausgezeichnet werde: „Das ist ein Bekenntnis zu Antifaschismus und das gibt Kraft“, sagt König-Preuss. „Herr Höcke hat sich auf Twitter übrigens sehr geärgert, dass ich den Preis bekomme.“
Schläge, Tritte, Mordaufrufe
Sie könne sich noch gut erinnern, wie ihr Engagement gegen Rechtsextremismus begonnen hatte: „Als ich 13 oder 14 war, haben sich jeden Dienstag viele Jugendliche in den Räumen der evangelischen Gemeinde in Jena getroffen. Immer wieder erzählten einige von ihnen, dass sie von Neonazis zusammengeschlagen worden seien.“
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Auch sie selbst wurde mit 14 oder 15 Jahren auf dem Rückweg von einem Fußballspiel angegriffen: Zwei Männer hielten sie fest, eine Frau trat und schlug auf sie ein. „Die Frau kannte ich – das war eine Freundin von Beate Zschäpe.“
Die spätere NSU-Terroristin sollte später noch eine große Rolle für König-Preuss spielen, denn als Obfrau der Linken im NSU-Untersuchungsausschuss des Thüringer Landtages war sie eine der maßgeblichen Personen, die die Aufklärung rund um die Mordserie der Rechtsextremen aufklärte. Sie gehörte auch zu jenen, die die Auffassung der Bundesanwaltschaft anzweifelten, dass nur das NSU-Kerntrio für die Taten verantwortlich sei, und stattdessen den Blick auf die problematische Rolle der Sicherheitsbehörden richtete.
Immer wieder wurde König-Preuss von Rechtsextremen angegriffen und bedroht – etwa von der Neonaziband Erschießungskommando, die öffentlich zum Mord an der Politikerin aufrief. Die Punkband Feine Sahne Fischfilet widmete ihr daraufhin 2016 das Lied „Angst frisst Seele auf“.
Woher nimmt man die Kraft, um mit so viel Hass umzugehen? „Was es braucht, um durchzuhalten, ist immer Solidarität von anderen Menschen. Als ich damals in Jena das erste Mal von Neonazis angriffen wurde, war es für mich wichtig mitzubekommen, dass ich damit nicht alleine bin und dass sich Menschen mit mir solidarisieren“, sagt König-Preuss. „Ich hatte ein Rückgrat, was gar nicht nur mein eigenes war. Dieses Rückgrat braucht man.“
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